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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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junges Mädchen aus dem Ort für die groben Arbeiten gedungen. Sie kam täglich heraus. Aber jetzt hat er das unterbunden. Mein Gott! Hoffentlich hat er das arme Ding nicht umgebracht! Die wenigen Tage, die sie nach seiner Ankunft noch hier war, hat er immer zu verhindern gewußt, daß wir ein Wort allein sprechen konnten.
    Und was mag mit meinem armen Gerard geschehen sein? In seinem letzten Brief schrieb er, daß er einen guten Freund mitbringen wollte. Wahrscheinlich ist der Mann dieser Freund.
    Jeder hier hält ihn für Gerard. Sie kannten ja meinen Sohn nicht. Ich bin verzweifelt und fühle mich ihm hilflos ausgeliefert. Ihm und den drei Dienern, die er mitgebracht hat, und die mich auf Schritt und Tritt beobachten.
    Heute nacht werde ich den Brief verstecken, wenn sie schlafen. Da mein Zimmer zur vorderen Galerie hin liegt, werde ich das Versteck hoffentlich unbemerkt erreichen. Mein .. .‹«
    »Komisch«, unterbrach ihn Peggy, »wenn sie nie zuvor auf dem Schloß gelebt hat, woher wußte sie dann von dem Geheimfach?«
    »Das wird sicherlich gleich kommen. Lassen Sie mich nur weiterlesen.« Der Professor rückte die Lampe noch etwas näher heran und las weiter: »Mein Mann hatte in diesem Geheimplatz Geld für mich verborgen. Gerard hat alles für seinen Aufenthalt in Paris bekomme. Es ist nichts mehr da.
    Ich glaube, ich habe nicht mehr lange zu leben. Der Mann fragt mich täglich nach diesem Geld. Ich habe ihm nicht gesagt, daß es aufgebraucht ist. Aber lange kann er mich nicht mehr unbemerkt als Gefangene halten, und ich kann sehen, wie die Ungeduld und die Härte in seinen dunklen Augen wächst. Er scheint keine Angst zu haben, daß mein Gerard eines Tages vor der Tür stehen könnte. Aber ob mein Sohn noch lebt oder nicht, ich werde das Geheimnis des gemeinen Betruges nicht mit ins Grab nehmen. Auch wenn ich tot bin, eines Tages wird man diese Seite finden. Solange ich lebe, werde ich alles tun, um das Erbe meines Sohnes zu beschützen; ja, selbst über meinen Tod hinaus. Alle Heiligen sollen Zeuge sein für das, was ich jetzt sage: Ich werde niemals ruhen, auch nach meinem Tode nicht, bis die Wahrheit ans Tageslicht gekommen ist. Ich verfluche diesen teuflischen schwarzäugigen Mann, ich verfluche seine Kinder und Kindeskinder und alle, die nach ihm kommen, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Gott möge mir verzeihen.
    Catherine St. More«
    Keiner sagte etwas, als der Professor geendet hatte, und Peggy fragte sich, ob auch die anderen die fast körperliche Gegenwart jener Frau spürten. Sie schien draußen in der dunklen, schweigenden Halle zu lauschen und ihren Triumph mitzuerleben. Ihr vor zweihundert Jahren ausgesprochener Schwur war in Erfüllung gegangen, das Verbrechen an ihrem Sohn war ans Tageslicht gekommen.
    Jesses Stimme riß sie aus ihren Gedanken. » Dann war das leere Schlafzimmer also ihres. Professor, denken Sie, er hat sie auch dort ermordet? Und bin ich deshalb dort jedesmal beinah gestorben? Oder war es, weil sie mich haßte?«
    »Wir können nur raten, Mrs. Witlow. Sie kann dort getötet worden sein, oder ihre Kraft war dort am stärksten, weil es ihr Zimmer war. Und sie wird Sie gehaßt haben. Schließlich hat sie ihn und alle, die nach ihm kamen, verflucht. Aber nun wissen wir die Wahrheit, und sie wird endlich ruhen können.«
    Aus dem Wasserkessel stieg schon seit geraumer Zeit zischender Dampf, und während Peggy Kaffeetassen auf den Tisch stellte, rief sich der Professor noch einmal alle seltsamen Einzelheiten der letzten Tage und Nächte ins Gedächtnis zurück.
    »Sie muß unsagbar gelitten haben, und wenn sie es gar nicht mehr ertragen konnte, hat sie ihren Schmerz in den Nächten hinausgeschrien. Das war das grausige Wehklagen, das uns so erschreckte.«
    »Aber die merkwürdige Stimme. Kam die auch von ihr?« Jesse schüttelte sich bei dem Gedanken daran.
    »Und was ist mit der Lampe?« fragte Peggy.
    »Eine Lampe?« wiederholten Dan und der Professor fast einstimmig mit erstaunten Gesichtern. Peggy sah sie einen Augenblick lang groß an und schlug sich dann mit der Hand gegen die Stirn. »Ach so, davon habe ich ja noch gar nicht erzählt. Es ist in jener Nacht so vieles passiert, daß ich es wohl vergessen habe. Damit Jesse sie nicht entdeckte, habe ich sie in das viktorianische Zimmer gestellt...«
    »Nun erzähl schon endlich, was damit los war«, drängte Dan.
    Peggy holte die zierliche Lampe in die Küche, und während Jesse das wirkliche kostbare Stück mit Bewunderung

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