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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Silben geäußert würden, am Computer oder am Handy, würde sie sie aus dem Äther fischen. Und die National Security Agency in Fort Meade mit ihren Satelliten im All würde das Gleiche tun.
    Aber die ganze Hochtechnologie blieb erfolglos. Der Spürhund hatte nicht gesehen, wie der von Dschamma gefahrene Pick-up sein Aussehen durch die schwarze Farbe auf dem Dach veränderte, wendete und nach Norden statt nach Süden fuhr. Er wusste auch nicht, dass der Pick-up jetzt auf dem Rückweg war. Der Spürhund konnte nicht wissen, dass sein Köder geschluckt worden und es jetzt eine Abmachung zwischen einem sadistischen Sacad in Garacad und einem verzweifelten Pakistani in Marka gab. Nach Donald Rumsfelds ungewöhnlicher Philosophie hatte er es mit etwas unbekanntem Unbekanntem zu tun.
    Er konnte nur Vermutungen anstellen, und er vermutete, dass er dabei war zu verlieren, überlistet von Barbaren, die raffinierter waren als er. Das abhörsichere Telefon klingelte.
    Es war Master Sergeant Orde aus Tampa. »Colonel, Sir, da nähert sich ein Technical dem Ziel.« Der Spürhund schaute wieder auf seinen Monitor. Das beobachtete Gelände lag genau in der Mitte und nahm etwa ein Viertel des Bildschirms in Anspruch. Am Tor stand ein Pick-up mit schwarzem Kabinendach. Er erkannte den Wagen nicht.
    Eine Gestalt im weißen Dischdasch kam aus dem seitlichen Haus, überquerte den sandigen Hof und öffnete das Tor. Der Pick-up fuhr hindurch. Das Tor wurde geschlossen. Drei kleine Gestalten stiegen aus und betraten das Haupthaus. Der Prediger bekam Besuch.
    Er empfing das Trio in seinem Arbeitszimmer. Der Leibwächter wurde hinausgeschickt. Opal stellte den Abgesandten aus dem Norden vor. Der Sacad Yusuf funkelte ihn mit seinem einen gesunden Auge an. Auch er hatte seinen Auftrag auswendig gelernt. Mit einer Geste gab der Prediger ihm zu verstehen, er solle anfangen. Al-Afrits Bedingungen waren knapp und klar.
    Er sei bereit, seinen schwedischen Gefangenen gegen eine Million Dollar abzugeben. Sein Diener Yusuf solle das Geld sehen und zählen und seinem Herrn mitteilen, er habe es gesehen.
    Im Übrigen würde al-Afrit das al-Schabaab-Territorium nicht betreten. Der Austausch würde an der Grenze stattfinden. Yusuf kannte die Stelle und würde die Fahrzeuge mit dem Geld und den Wachen hindirigieren. Die Delegation aus dem Norden würde mit dem Gefangenen zum Treffpunkt kommen.
    »Und wo ist dieser Treffpunkt?«, fragte der Prediger. Yusuf starrte ihn nur an und schüttelte den Kopf.
    Der Prediger hatte Stammesangehörige wie ihn in den pakistanischen Grenzregionen gesehen, bei den Paschtunen. Er könnte dem Mann sämtliche Zehen- und Fingernägel herausreißen, und er würde sterben, bevor er redete. Der Prediger nickte lächelnd.
    Er wusste, dass es zwischen dem Norden und dem Süden auf keiner Karte eine richtige Grenze gab. Aber Karten waren etwas für die kuffar . Die Stämme hatten ihre Karten im Kopf. Sie wussten genau, wo eine Generation zuvor Clan gegen Clan um ein Kamel gekämpft hatte und wo Männer gestorben waren. Dieser Punkt markierte den Anfang der Vendetta. Sie wussten, wenn ein Mann vom falschen Clan diese Linie überschritt, würde er sterben. Dazu brauchten sie die Karte der Weißen nicht.
    Der Prediger wusste auch, dass man ihm einen Hinterhalt legen konnte, um ihm das Geld abzunehmen. Aber wozu? Der Clanchef aus Garacad würde sein Geld ja bekommen. Was nutzte ihm der schwedische Junge? Nur er, der Prediger, kannte den wahren, atemberaubenden Wert des Handelsmarinekadetten aus Stockholm, denn sein guter Freund in London hatte ihn darüber informiert. Und diese immense Summe würde sein Ansehen wiederherstellen, sogar unter den angeblich so frommen Schabaab. Ob Norden oder Süden, Geld regierte die Welt. Überall.
    Es klopfte an der Tür.
    Ein neues Fahrzeug stand vor dem Tor, ein kleiner Personenwagen diesmal. In fünfzigtausend Fuß Höhe kreiste die Global Hawk und schaute zu und lauschte. Die gleiche weiß gekleidete Gestalt kam quer über den Sandboden heran und sprach mit dem Fahrer. In Tampa und in London schauten Amerikaner zu.
    Der Wagen fuhr nicht in den Hof. Ein großer Attachékoffer wurde übergeben und mit einer Unterschrift quittiert. Die Gestalt in Weiß ging auf das Hauptgebäude zu.
    »Folgen Sie dem Wagen«, sagte der Spürhund. Die Umrisse des ummauerten Grundstücks rutschten aus dem Bild, als die Kamera hoch oben in der Stratosphäre dem Wagen folgte. Er fuhr nicht weit – weniger als eine Meile.

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