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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Mogadischu-Enklave und fuhren weiter nach Puntland mit seinen zahllosen Piratennestern.
    Über Pisten, die zerfurcht und von Schlaglöchern übersät waren, und über scharfkantige Steine quer durch die Wüste, mit Tankstopps und Reifenwechseln, dauerte die Fahrt nach Garacad zwei Tage.
    »Mr. Gareth, ich bin’s.«
    Ali Abdi rief aus Garacad an, und er klang aufgeregt. Gareth Evans war müde und angespannt. Die endlos mahlende Knochenmühle der Verhandlungen mit Leuten, die nicht den leisesten Begriff von Eile oder auch nur dem Vergehen der Zeit besaßen, war für einen Europäer immer ermüdend. Darum waren erstklassige Geiselunterhändler rar und gut bezahlt.
    Auch Harry Andersson setzte ihn unaufhörlich unter Druck. Er rief mindestens einmal am Tag an und wollte wissen, ob es etwas Neues über seinen Sohn gebe. Evans hatte versucht, ihm klarzumachen, die bloße Andeutung von Eile oder gar Verzweiflung aus London werde alles noch zehnmal schlimmer machen, als es schon war. Der schwedische Multimillionär war Geschäftsmann, und das half ihm, diese Argumentation zu verstehen. Aber er war eben auch ein Vater, und deshalb hörten seine Anrufe nicht auf.
    »Guten Morgen, mein Freund«, sagte Evans jetzt ruhig. »Was sagt Ihr Auftraggeber an diesem schönen sonnigen Tag?«
    »Ich glaube, wir nähern uns einem Abschluss, Mr. Gareth. Wir könnten uns jetzt auf sieben Millionen Dollar einigen.« Dann fügte er hinzu: »Ich tue mein Bestes.«
    Selbst wenn ein englischkundiger Somali in al-Afrits Diensten diese Bemerkung mithören sollte, würde sie keinen Anstoß erregen. Evans begriff, dass der Unterhändler in Garacad ihm sagen wollte, er bemühe sich, seine zweite Million Schmiergeld zu verdienen. Doch das Wort »Eile« hat nördlich und südlich des Mittelmeers zwei verschiedene Bedeutungen.
    »Das ist sehr gut, Mr. Abdi, aber noch nicht gut genug«, sagte Evans. Al-Afrits vorige Mindestforderung, zwei Tage zuvor, hatte zehn Millionen betragen. Evans hatte drei geboten. Er wusste, Harry Andersson hätte bei zehn Millionen zugegriffen, ohne mit der Wimper zu zucken. Er wusste allerdings auch, dass in Somalia ein ganzer Wald von roten Flaggen in die Höhe geschossen wäre, denn dort wusste man, dass vier bis fünf Millionen angemessen wären.
    Ein plötzliches Einknicken der Europäer hätte auf Panik schließen lassen und den Preis wahrscheinlich wieder auf fünfzehn hochgetrieben.
    »Hören Sie, Mr. Abdi, ich habe fast die ganze Nacht mit Stockholm telefoniert, und meine Auftraggeber haben sich mit größtem Widerwillen bereit erklärt, innerhalb von einer Stunde vier Millionen Dollar auf das internationale Konto Ihres Auftraggebers zu überweisen, wenn die Malmö eine Stunde später den Anker lichtet. Das ist ein sehr gutes Angebot, Mr. Abdi. Ich glaube, das wissen wir beide, und Ihr Auftraggeber sieht es sicher auch so.«
    »Ich werde ihm das neue Angebot sofort vorlegen, Mr. Gareth.«
    Als das Gespräch beendet war, dachte Gareth Evans an die Geschichte der erfolgreichen Deals mit somalischen Piraten. Uneingeweihte staunten immer darüber, dass Geld auf ein Konto überwiesen wurde, bevor ein Schiff freigelassen worden war. Was sollte die Piraten daran hindern, das Geld zu kassieren und die Beute zu behalten?
    Aber das war das Merkwürdige. Bei hundertachtzig schriftlichen und per Fax oder E-Mail zwischen den Unterhändlern ausgetauschten Vereinbarungen, die am Ende alle ordnungsgemäß unterschrieben worden waren, hatten die Somalis nur in drei Fällen ihr Wort gebrochen.
    Den Piraten in ganz Puntland war klar, dass sie ihr Geschäft nur des Geldes wegen betrieben. Sie brauchten und wollten we der die Schiffe noch die Ladungen, noch die Gefangenen. Hät ten sie immer wieder gegen Absprachen verstoßen, hätten sie damit ihr Gewerbe ruiniert. Sie mochten verschlagen und skrupellos sein, doch Eigennutz war Eigennutz, und er stand über allem.
    Normalerweise. Aber dieser Fall war nicht normal. Von den drei genannten Fällen war zweimal al-Afrit im Spiel gewesen. Er war so berüchtigt wie sein ganzer Clan. Er gehörte zu den Sacad, einem Clan des Habar-Gidir-Stammes. Farrah Aidid, der brutale Warlord, der die Hilfslieferungen für die hungernde Bevölkerung gestohlen und damit die Amerikaner ins Land geholt, der den Blackhawk abgeschossen, die US -Ranger abgeschlachtet und ihre Leichen durch die Straßen geschleift hatte – Farrah Aidid war ein Sacad gewesen.
    In ihren Geheimgesprächen per Satellitentelefon hatten

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