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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Dann hielt er vor einem kleinen Büroblock.
    »Zoomen Sie heran. Lassen Sie mich das Gebäude sehen.«
    Der Büroblock rückte näher und näher heran. Die Sonne in Marka stand senkrecht am Himmel, deshalb gab es keine Schatten. Sie würden kommen, lang und schwarz, wenn die Sonne über der Wüste im Westen unterging. Er sah es, hellgrün und dunkelgrün, ein Logo und ein Wort, das mit D anfing, in lateinischer Schrift. Dahabshiil. Das Geld war gekommen und ausgezahlt worden. Das Auge am Himmel richtete sich wieder auf das Anwesen des Predigers.
    Hundert-Dollar-Scheine, Block für Block, wurden aus dem Koffer gehoben und auf den langen, blank polierten Tisch gelegt. Der Prediger mochte viele Meilen weit von seiner Heimat Rawalpindi entfernt sein, aber er schätzte immer noch die traditionellen Möbel.
    Yusuf hatte bereits angekündigt, er müsse das Geld zählen. Dschamma übersetzte zwischen Arabisch und Somali, der einzigen Sprache, die Yusuf sprach. Opal, der den Attachékoffer gebracht hatte, blieb in seiner Rolle als einer von zwei Privatsekretären da, für den Fall, dass er noch gebraucht wurde. Als er sah, wie Yusuf mit den Geldbündeln herumfummelte, fragte er ihn auf Somali: »Kann ich dir helfen?«
    »Äthiopischer Hund«, fauchte der Sacad. »Ich erledige das.«
    Er brauchte zwei Stunden. Schließlich grunzte er.
    »Ich muss anrufen«, sagte er, und Dschamma übersetzte es. Der Prediger nickte. Yusuf zog ein Handy aus seinen Gewändern und versuchte anzurufen, aber innerhalb der dicken Mauern des Gebäudes hatte er keinen Netzkontakt. Er wurde in den offenen Hof hinausgeführt.
    »Da ist ein Kerl mit einem Mobiltelefon im Hof«, sagte MS Orde in Tampa.
    »Hören Sie ihn ab. Ich muss Bescheid wissen«, befahl der Spürhund.
    Ein Telefon klingelte in einer Lehmziegelfestung in Garacad und wurde abgenommen. Das Gespräch war äußerst kurz. Vier Worte aus Marka, zwei zur Antwort, dann wurde die Verbindung wieder getrennt.
    »Und?«, fragte der Spürhund.
    »Das war Somali.«
    »Fragen Sie die NSA .«
    Fast tausend Meilen weit nördlich in Maryland nahm ein amerikanischer Somali den Kopfhörer ab.
    »Der eine Mann hat gesagt: ›Die Dollars sind da‹, und der andere: ›Morgen Abend.‹«
    Tampa rief den Spürhund in London an.
    »Wir haben das Gespräch mitgeschnitten«, sagten die Leute von der Kommunikationsüberwachung. »Sie haben ein lokales Mobilfunknetz namens Hormud benutzt. Wir wissen, wo der eine Sprecher war: in Marka. Aber wo der andere sitzt, wissen wir nicht.«
    Keine Sorge, dachte der Spürhund. Ich weiß es.

VIERZEHN
    »Colonel, Sir, sie bewegen sich.«
    An seinem Schreibtisch in der Londoner Botschaft hatte der Spürhund dösend vor dem Monitor gesessen, der ihm zeigte, was die Drohne über Marka sehen konnte. Die Stimme kam aus dem Lautsprecher des Telefons, das mit dem Leitstand im Bunker bei Tampa verbunden war, und sie gehörte Master Sergeant Orde, der wieder im Dienst war.
    Der Spürhund fuhr hoch und sah auf die Uhr. Drei Uhr früh in London, sechs in Marka. Die Dunkelheit vor dem Morgengrauen.
    Die Global Hawk war von einer vollgetankten zweiten Drohne abgelöst worden, die viele Stunden am Himmel vor sich hatte, bevor auch ihre Tanks leer wären. Vor der somalischen Küste am östlichen Horizont schimmerte ein zarter rosaroter Hauch. Der Indische Ozean war noch schwarz, so schwarz wie die Nacht über den Gassen von Marka.
    Aber auf dem Anwesen des Predigers waren Lichter angegangen, und kleine rote Kleckse bewegten sich umher, Wärmequellen, die von den Sensoren der Drohne wahrgenommen wurden. Ihre Kameras arbeiteten noch im Infrarotmodus und konnten im Dunkeln sehen, was sechs Meilen tief unter ihr vor sich ging.
    Der Spürhund sah zu, wie das Tageslicht mit der aufgehenden Sonne immer heller wurde. Aus den roten Klecksen wurden dunkle Umrisse, die sich tief unten im Hof umherbewegten. Nach dreißig Minuten wurde ein Garagentor geöffnet, und ein Fahrzeug kam heraus.
    Kein staubiger, verbeulter Pick-up, kein Allzweck-Personen-und-Lasten-Beförderer, wie er in Somalia überall benutzt wurde, sondern ein eleganter Toyota Landcruiser mit schwarz getönten Fenstern, der Wagen der Wahl für al-Qaida schon seit bin Ladens erstem Auftreten in Afghanistan. Der Spürhund wusste, dass zehn Personen darin Platz hatten.
    Die Beobachter, viertausend Meilen weit voneinander entfernt in London und in Florida, sahen acht dunkle Gestalten, die in den Wagen einstiegen. Sie waren nicht nah genug,

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