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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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einen großen US -Stützpunkt, dessen Pachtzahlungen für die Wirtschaft unentbehrlich waren. Das ehemalige Britisch-Somaliland, ebenfalls im Norden, hieß jetzt nur noch Somaliland – still, friedlich, sogar mit demokratischer Verfassung, aber bizarrerweise als Nationalstaat nicht anerkannt.
    Den größten Teil bildete das frühere Italienisch-Somaliland, nach dem Zweiten Weltkrieg konfisziert, eine Zeit lang von den Briten verwaltet und schließlich in die Unabhängigkeit entlassen. Nach ein paar Jahren unter der üblichen Diktatur war die einstmals blühende und elegante Kolonie, in der reiche Italiener Urlaub zu machen pflegten, im Bürgerkrieg versunken. Clan kämpfte gegen Clan, Stamm gegen Stamm, und Warlord um Warlord strebte nach der Oberherrschaft. Als Mogadischu und Kismaju schließlich in ein Meer von Schutt verwandelt waren, hatte die Welt ringsum aufgegeben.
    Die traurige Berühmtheit war noch einmal zurückgekehrt, als sich die bettelarm gewordenen Fischer im Norden der Piraterie und der Süden dem islamischen Fanatismus zuwandten. Al-Schabaab war entstanden, nicht als Ableger von al-Qaida, sondern als Bündnispartner, und hatte den gesamten Süden erobert. Mogadischu blieb dem Namen nach die zerbrechliche Hauptstadt eines auf fremde Hilfszahlungen angewiesenen, korrupten Regimes, eine Enklave, deren Grenzen von einer bunt zusammengewürfelten Armee aus Kenianern, Äthiopiern, Ugandern und Burundiern gesichert wurden.
    Innerhalb des bewaffneten Rings floss ausländisches Geld in Hilfsprojekte, und diverse Geheimagenten schlichen umher und taten, als wären sie etwas anderes.
    Während der Spürhund, das Kinn auf die Hand gestützt, in seinen Büchern las oder die Bilder auf dem Plasmabildschirm in seinem Büro betrachtete, ging eine RQ -4 Global Hawk über Kismaju in Stellung. Keine waffentragende Drohne, denn das verlangte der Einsatz nicht. Hier brauchte man die HALE -Version – »High Altitude, Long Endurance« – für große Höhen und lange Flugzeiten.
    Sie kam aus der nahe gelegenen Anlage in Kenia, wo ein paar amerikanische Soldaten und Techniker in der tropischen Hitze schmorten, auf dem Luftweg versorgt wurden und in klimatisierten Wohncontainern lebten wie eine Filmcrew am Drehort. Sie hatten vier Global Hawks, und zwei waren jetzt in der Luft.
    Die eine war schon oben gewesen, als die neue Anfrage eingegangen war. Sie beobachtete die kenianisch-somalische Grenze und die Küstengewässer, damit Raubzüge und Grenzverletzungen verhindert werden konnten. Der neue Auftrag bestand darin, über einem ehemaligen Gewerbegebiet in Kismaju zu kreisen und ein Gebäude zu beobachten. Die Hawks würden einander ablösen müssen, und so waren jetzt alle vier einsatzbereit.
    Die Global Hawk erreicht die außergewöhnliche Flugdauer von fünfunddreißig Stunden. So nah an ihrem Stützpunkt konnte sie dreißig Stunden lang über dem Zielobjekt kreisen. Aus sechzigtausend Fuß Höhe, fast doppelt so hoch wie ein Verkehrsflugzeug, konnte sie bis zu vierzigtausend Quadratmeilen am Tag erfassen, und wenn sie ihren Beobachtungsradius auf vier Quadratmeilen eingrenzte, konnte sie auf eine kristallscharfe Darstellung hinunterzoomen.
    Die Hawk über Kismaju war mit einem Synthetic Aperture Radar sowie mit elektrooptischen und Infrarotobjektiven ausgerüstet, sodass sie bei Tag und Nacht, bei klarem und bewölktem Himmel einsetzbar war. Außerdem konnte sie noch den leisesten Funkverkehr von niedrigster Stärke »hören« und die Veränderungen von Wärmezentren »wittern«, wo Menschen sich unter ihm bewegten. Sämtliche gesammelten Erkenntnisse waren in Sekundenbruchteilen in Nevada.
    Das zweite Ereignis waren die bearbeiteten Bilder aus Clarksburg. Die Techniker dort hatten bemerkt, dass sich bei den Fernsehbildern des vermummten Mannes der Stoff des Kopftuchs unter dem Gesicht leicht wölbte. Möglicherweise, vermuteten sie, verbarg sich dort ein Vollbart. Also hatten sie zwei Bilder geschickt, eins mit, eins ohne Bart.
    Sie hatten die Querfalten auf der Stirn und die Falten an den Augen, an denen sie sich orientieren konnten, und so sah das aufbereitete Gesicht viel älter aus. Und hart. Mund und Kiefer hatten grausame Züge. Das weiche, vergnügte Jungengesicht war nicht mehr da.
    Der Spürhund hatte die neuen Fotos kaum zu Ende betrachtet, als eine Nachricht von Ariel kam.
    »Da steht anscheinend ein zweiter Computer in dem Schuppen«, sagte er. »Aber von dem kommen die Predigten nicht. Wer immer daran

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