Die Todesliste
Waffen, die in die afghanischen Berge geschleust wurden, um die Russen zu besiegen. Kaum war jedoch der letzte sowjetische Panzer nach Russland zurückgerollt, zeigten sich zwei von ihnen wieder als die bösartigen Killer, die sie immer gewesen waren. Der eine hieß Gulbuddin Hekmatjar, der andere war Dschelaladdin Hakkani.
Obwohl Hakkani ein Warlord und der Herrscher über seine Heimatprovinz Paktia war, wechselte er, als die Taliban die Warlords beiseitefegten und an die Macht kamen, die Seiten und wurde Befehlshaber der Talibanstreitkräfte.
Von den Amerikanern und der Nordallianz besiegt, bewegte er sich noch einmal. Er überquerte die Grenze und richtete sich in Wasiristan ein, auf pakistanischem Gebiet. Mit seinen drei Söhnen als Nachfolgern schuf er das Hakkani-Netzwerk, das im Grunde nichts anderes war als die pakistanischen Taliban.
Schon bald entwickelte es sich zum Dreh- und Angelpunkt für Terroranschläge gegen die amerikanischen und NATO -Streitkräfte jenseits der Grenze und gegen die pakistanische Regierung unter Pervez Muscharraf, die zu einem Verbündeten der USA geworden war. Hakkani band die verbliebenen al-Qaida-Kämpfer, die nicht tot oder in Gefangenschaft waren, und alle anderen fanatischen Dschihadisten an sich. Einer davon war Iljas Kaschmiri, der seine Brigade 313 als Teil der Schattenarmee mitbrachte.
Der Spürhund konnte annehmen, dass der fanatische und aufstiegsbegierige Zulfikar Ali Schah, der sich jetzt Abu Azzam nannte, zu ihnen gehörte.
Allerdings konnte er nicht wissen, dass Abu Azzam es zwar vermied, sich bei Ausfällen nach Afghanistan in Lebensgefahr zu begeben, doch Geschmack am Töten gefunden hatte und zu einem der enthusiastischsten Henker der Brigade 313 geworden war.
Die Führungspersonen von Hakkani, Taliban, al-Qaida und der Brigade wurden einer nach dem andern mithilfe örtlich gewonnener Informationen von den Amerikanern identifiziert und zur Zielscheibe von Drohnenangriffen gemacht. In ihren Bergfestungen waren sie immun gegen Armeeangriffe, wie Pakistan unter hohen Verlusten feststellen musste, aber vor den UAV s, die unaufhörlich über ihren Köpfen patrouillierten, konnten sie sich nicht lange verstecken. Lautlos und unsichtbar, sahen, hörten und fotografierten diese Drohnen alles.
Die hochrangigen Ziele wurden in Stücke gerissen. Andere traten an ihre Stelle und wurden ebenfalls vernichtet, bis das Amt des Anführers buchstäblich zum Todesurteil wurde.
Doch die alten Verbindungen zum S Wing des pakistanischen ISI starben nie. ISI hatte die Taliban überhaupt erst erschaffen und eine einzige Regel niemals aus den Augen verloren: Die Amerikaner haben die Uhren, aber die Afghanen haben die Zeit. Eines Tages, so kalkulierten sie, würden die Amerikaner einpacken und gehen. Dann war es gut möglich, dass die Taliban Afghanistan zurückeroberten, und Pakistan brauchte keine zwei Feinde, Afghanistan und Indien, an seinen Grenzen. Einer genügte, und das würde Indien sein.
In den Datenfluten, die der Spürhund entfesselt hatte, gab es noch ein Kapitel. Als Kaschmiri und die übrigen Führer zur Hölle gefahren waren, schwand die Brigade 313 dahin. An ihre Stelle trat die noch fanatischere und sadistischere Chorasan, und Abu Azzam war mittendrin.
Chorasan bestand aus nicht mehr als zweihundertfünfzig Ultras, hauptsächlich Araber und Usbeken, und ihr Ziel waren Einheimische, die Informationen an Agenten im Sold der USA verkauften, speziell Informationen über den Aufenthaltsort der Spitzenleute. Chorasan war nicht in der Lage, selbst Erkenntnisse zu sammeln, besaß aber grenzenlose Fähigkeiten, wenn es darum ging, durch öffentliche Folter Angst und Schrecken zu verbreiten.
Wenn eine von einer Drohne abgefeuerte Rakete das Haus eines Terroristenführers zerstörte, erschien Chorasan, ergriff eine Handvoll örtlicher Bürger und stellte sie vor ein sogenanntes Gericht, nachdem sie zuvor extremen Verhören mit Elektroschocks, Bohrmaschinen und rot glühenden Eisen unterzogen worden waren. Vorsitzender eines solchen Gerichts war ein oft selbst ernannter Imam oder Mullah. Geständnisse waren praktisch immer garantiert, und ein anderes Urteil als den Tod gab es nur in Ausnahmefällen.
Die übliche Hinrichtungsmethode war das Durchschneiden der Kehle. Das barmherzige Verfahren besteht darin, dass das Messer von der Seite und mit der rasiermesserscharfen Klinge nach vorn eindringt. Ein schneller Schnitt nach außen durchtrennt Halsvene, Karotis, Luft- und
Weitere Kostenlose Bücher