Die Todesliste
auch dazugehöre. Er verneinte höflich und erklärte, er warte nur auf die richtige Frau.
Aus seinem Tagebuch ging hervor, dass er überzeugt war, schwule Männer gehörten so langsam wie möglich zu Tode gesteinigt, und dass die Vorstellung, neben einer fetten weißen, Schweinefleisch fressenden, ungläubigen Kuh im Bett zu liegen, ihn mit Ekel erfüllte.
Die Lehren des Predigers riefen seine Wut und seinen Hass nicht hervor, sondern kanalisierten sie. Sein Laptop zeigte, dass er dem Prediger zwei Jahre lang begeistert gefolgt war, ohne sich jemals zu erkennen zu geben und dem Fanklub beizutreten, auch wenn er gern einen Beitrag dazu geleistet hätte. Schließlich beschloss er, dem Drängen des Predigers zu folgen, die Anbetung Allahs und seines Propheten durch den Akt des höchsten Opfers zu vervollkommnen und zu ihnen ins ewige Paradies einzugehen.
Aber er wollte so viele Amerikaner mitnehmen, wie er konnte, und von der Hand ihrer ungläubigen Polizei als schahid sterben. Dazu brauchte er eine Waffe.
Er besaß einen Führerschein vom Staat Virginia, wie er als Fotoausweis gebräuchlich war, doch der war auf den Namen Hussein ausgestellt. Angesichts der medialen Aufmerksamkeit, die mehrere Mordanschläge in diesem Frühjahr und Sommer schon hervorgerufen hatten, befürchtete er, dies könne ein Problem sein.
Beim Blick in den Spiegel stellte er fest, dass sein schwarzes Haar, die dunklen Augen und die braune Haut den Eindruck erweckten, er komme aus dem Nahen Osten. Der Nachname würde es bestätigen.
Einer seiner Kollegen im Zahnlabor war von ähnlicher Erscheinung, und er war von hispanischer Herkunft. Tarik Hussein beschloss, sich einen Führerschein mit einem spanisch klingenden Namen zu beschaffen, und fing an, im Internet zu suchen.
Wie einfach es ging, überraschte ihn. Er brauchte sich nicht einmal persönlich vorzustellen oder auch nur einen Brief zu schreiben, sondern stellte einfach online einen Antrag auf den Namen Miguel »Mickey« Hernandez, zugezogen aus New Mexico. Natürlich war eine Gebühr fällig: neunundsiebzig Dollar an »Global Intelligence ID Card Solutions« plus fünfundfünfzig Dollar für die Expresszustellung. Der Führerschein des Staates Virginia, der als Ersatz für den »verlorenen« dienen sollte, kam mit der Post.
Bei seinen Onlinerecherchen war es ihm vor allem um die richtige Waffe gegangen. Stundenlang brütete er über Tausenden von Websites zum Thema Waffen. Was er wollte und was er davon erwartete, wusste er mehr oder weniger schon. Er brauchte nur Beratung, welche Waffe er kaufen sollte.
Zunächst spielte er mit dem Gedanken an die Bushmaster, die in Sandy Hook verwendet worden war, verwarf sie aber dann wegen der leichten 5.6-Millimeter-Geschosse. Er brauchte etwas Schwereres mit mehr Durchschlagskraft. Am Ende entschied er sich für das G3 von Heckler und Koch, eine Variante des militärischen A4-Sturmgewehrs mit der 7.62-Millimeter-Standardmunition der NATO , die, wie man ihm versicherte, jedes Blech durchschlug, ohne es zu zerreißen.
Bei der Onlinesuche erfuhr er, dass es ihm aufgrund der amerikanischen Waffengesetze kaum gelingen würde, die vollautomatische Version zu beschaffen, doch die halbautomatische genügte für seine Zwecke. Sie gab bei jeder Betätigung des Abzugs einen Schuss ab, und das war schnell genug für das, was er vorhatte.
Wenn es ihn schon überraschte, wie leicht es gewesen war, einen Führerschein zu erhalten, so war er völlig verblüfft darüber, wie mühelos man ein Gewehr kaufen konnte. Er fuhr zu einer Waffenmesse auf den Prince William County Fairgrounds in Manassas, kaum eine Stunde weit entfernt und immer noch in Virginia.
Einigermaßen perplex wanderte er durch die Ausstellungshallen, in denen ein tödliches Waffensortiment ausgestellt war, das genügte, um mehrere Kriege vom Zaun zu brechen. Schließlich fand er das HK G3. Er legte seinen Führerschein vor, und der fleischige Verkäufer händigte ihm das »Jagdgewehr« mit Vergnügen gegen Barzahlung aus. Tarik Hussein spazierte einfach mit dem Gewehr hinaus und legte es in seinen Kofferraum. Niemand zuckte auch nur mit der Wimper.
Die Munition für das Zwanzig-Schuss-Magazin war genauso leicht zu bekommen, diesmal in einer Waffenhandlung in Church Falls. Er kaufte hundert Patronen, ein zweites Magazin und eine Magazinklammer, mit der er die beiden Magazine verbinden und damit vierzig Schuss abgeben konnte, ohne nachzuladen. Als er alles beisammenhatte, fuhr er ruhig nach
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