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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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durchaus von Nutzen sein, aber Sie wissen ja, wie geldgierig die Menschen sind … Natürlich können Sie so viele Privatdetektive anheu-ern, wie Sie wollen. An das ‹Fahndungszeichen› hatten wir auch schon gedacht.» Das war eine Halbwahrheit: Wir hatten über diese Möglichkeit gesprochen, doch mir war die Spannermentalität der Sendung zuwider. In diesem speziel-len Fall waren zudem kaum Hinweise aus der Bevölkerung zu erwarten.
    «Ist es denn ganz sicher, dass Teräsvuori meine Tochter nicht ermordet hat? Hanna ist davon überzeugt, dass er es war», sagte Nieminen beinahe flehend. Das wäre natürlich die einfachste Lösung: Wenn wir Teräsvuori zum Schuldigen erklärten, verbesserte sich die Aufklärungsrate, und Hannas Tat erhielt eine gewisse Rechtfertigung.
    Die Sache hatte nur einen Haken: Teräsvuori hatte Noora nicht getötet.
    «Er kommt als Täter nicht in Frage. Seine sonstigen Aktivitäten werden zurzeit in Zusammenarbeit mit der Helsinkier Polizei gründlich unter die Lupe genommen, wobei bereits einiges aufgedeckt wurde.»
    «Wollen Sie damit sagen, der Schurke hat jemanden beauftragt, meine Tochter zu töten!», brüllte Kauko Nieminen.
    Seine Faust donnerte auf den Tisch, sodass eine vergessene Teetasse zu Boden fiel.
    «Das ist nicht auszuschließen.»
    Nieminen verlor endgültig die Beherrschung. Er wetterte über die Faulheit der Polizei und die unfähige Justiz, die Te-räsvuori für seinen Privatterror nur eine Geldstrafe aufge-brummt hatte.
    «Ihretwegen ist Hanna zur Mörderin geworden! Wenn sie ins Gefängnis kommt, dann … dann werde ich …»Vergeblich suchte er nach einer angemessenen Drohung. Dem Jus-tizminister eine Bombe unter den Stuhl legen? Die Kripo verklagen? Ein Gnadengesuch an den Präsidenten richten?
    «Wann beginnt Ihr Mutterschaftsurlaub?», fragte Ulrika Weissenberg mit einem abschätzigen Blick auf meinen Bauch, wandte jedoch rasch die Augen ab, da Schnüppchen sich gerade in dem Moment mit einem Purzelbaum bemerk-bar machte.
    Es ging sie nichts an, doch ich murmelte, an Mittsommer sei es soweit.
    «Dann übernimmt also jemand anders die Leitung der Ermittlungen …»
    «Kriminalrat Taskinen hat die Ermittlungen von Anfang an geleitet! Er hat lediglich die Vernehmungen delegiert, weil er befangen ist.» Ich war so wütend, dass Tritte gegen die Wand auch nichts mehr halfen. «Da Sie offenbar Zeit haben, könnten wir noch einmal darüber sprechen, wie Ihr Fingernagel in Nooras Haare geraten ist. Gehen wir in einen Vernehmungsraum, ich bitte einen Kollegen als Zeugen hinzu. Herr Nieminen kann von mir aus mitkommen.»
    Das saß. Natürlich hatte Frau Weissenberg den Nieminens nichts von ihrem Streit mit Noora erzählt. Kauko sah seine Vertraute erstaunt und dann verzweifelt an. Er konnte es sich kaum leisten, die einzige Person zu verlieren, die zu ihm hielt. Dennoch fragte er:
    «Dein Fingernagel … in Nooras Haaren? Was hat das zu bedeuten, Ulrika?»
    Endlich war es mir gelungen, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie sah Nieminen nicht an, sondern studierte ihre diesmal silbern lackierten Fingernägel, während sie sprach. Mit seltsamer Genugtuung hörte ich mir ihre Erklä
    rung an und nahm mir vor, Silja zu fragen, ob sie den Streit mit angehört hatte. Auch das hätte ich längst überprüfen müssen – ich war wirklich kein Supercop. Dennoch versicherte ich Kauko Nieminen noch einmal, die Polizei werde alles tun, um Nooras Mörder zu finden.
    Siebzehn
    Als ich die beiden endlich verabschiedet hatte, fühlte ich mich müde, kraftlos und lächerlich klein. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre in Stücke zerfallen wie ein Ei, aus dem das Küken schlüpft. Ich war zu zerbrechlich, um noch eine einzige Gemeinheit zu ertragen.
    Und doch würde ich bei der Besprechung, die Taskinen an-beraumt hatte, sicher einige boshafte Bemerkungen schlucken müssen.
    Um wenigstens ein Versäumnis wieder gutzumachen, rief ich bei Taskinens an. Am Samstag hatten die Schulferien begonnen, also war Silja vermutlich zu Hause.
    «Tag, Maria! Ich räum gerade meinen Kleiderschrank auf.
    Ich muss mich irgendwie beschäftigen, sonst komme ich ins Grübeln.»
    Wieder regte sich mein schlechtes Gewissen: Auch Siljas seelisches Gleichgewicht litt darunter, dass ich Nooras Mörder noch nicht gefasst hatte. Wir sprachen eine Weile über Hanna und über Nooras Beerdigung. Silja bekannte, wie sehr es ihr zuwider sei, bei der Gedenkfeier als Schneewittchens Stiefmutter aufzutreten, doch

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