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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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schlechten Laune am Leben gehalten.« Dolly hatte nicht gekeucht. Sie hatte geschimpft. Vom ersten bis zum letzten Moment ihrer gemeinsamen Zeit. Ihr Unmut hatte sich auf die Lage der Welt gerichtet, die Lage der Nation, die globale Erwärmung und klemmende Reißverschlüsse. Zwischendrin hatte sie noch Zeit gefunden, Maggie zu beleidigen, ihre Kleidung, ihren Akzent und die Tatsache zu bemäkeln, dass sie überhaupt in New York war. Maggie hatte das Gefühl, ihr würde das Haar nach hinten geweht, von der schieren Wucht der Schmähungen.
    Ihr nächster Besuch verlief in keiner Weise besser. Dolly hatte die Tür geöffnet, Maggie angemotzt, hereingelassen und dann weiter ihr Kreuzworträtsel gelöst. Auf ihre Fragen hatte Maggie keine Antwort erhalten. Das Telefon hatte zweimal geklingelt. Dolly hatte es ignoriert. Als Maggie gefragt hatte, ob sie nicht rangehen wollte, wurde sie ebenfalls ignoriert. Maggie hatte geduldig ihre Stunde abgesessen, sich dann bedankt und die Wohnung verlassen. Im Gehen hatte sie noch gehört, wie Dolly ihr nachrief: »Und kommen Sie bloß nicht wieder. Sie sind gefeuert!«
    Maggie hatte Dora gleich von zu Hause aus angerufen. Dolly war schneller gewesen. Sie hatte sich schon über Maggie beschwert.
    »Worüber denn? Ich habe doch kaum etwas gesagt.«
    »Darüber hat sie sich ja beschwert. Ich habe Sie gewarnt, Dolly ist eine Nummer für sich«, sagte Dora ungerührt. »Aber so ist sie nun mal.«
    Bei ihrem dritten Besuch hatte Dolly Maggie gar nicht hereingelassen. Maggie hatte eine halbe Stunde vor der Tür ausgeharrt und versucht, Dolly zu überzeugen. Dann endlich hatte Dolly die Tür bei vorgelegter Kette einen Spalt geöffnet und ihr mit einer Fahne aus Whiskey und Dosenthunfisch entgegengebrüllt, dass sie ja wohl die Tür geöffnet hätte, wenn sie Maggie sehen wollte. »War der Wink nicht deutlich genug? Sie mit Ihren dämlichen Segelohren, lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Aber Sie haben sich doch bei der Agentur gemeldet. Ich bin doch nur hier, weil Sie um Besuche gebeten haben. Soll ich also wirklich nicht wiederkommen?«
    »Heute nicht. Kommen Sie nächste Woche. Dann schauen wir mal, wie die Dinge so liegen.«
    Als Maggie schon am Ende des Flurs war, hatte Dolly sie zurückgerufen. »Ich hab’s mir anders überlegt. Ich seh Sie dann morgen.«
    »Es geht um Dolly, oder?«, sagte Maggie zu Gabriel. Sie hatte den Anruf schon erwartet. Sie hatte Dolly am Vormittag besucht, und es war nicht gut gelaufen.
    »Sie hat nur eine Nachricht hinterlassen und sich beschwert. Eine ziemlich lange Nachricht.«
    »Oje.«
    Er lachte. »Wollen Sie mir erzählen, was passiert ist?«
    »Natürlich.«
    »Dolly hat gesagt, Sie würden nicht auf sie hören. Sie hat gesagt, Sie wären« – er machte eine Pause, als würde er auf seine Notizen schauen – »›ungehörig, unartikuliert, ungehorsam und unfähig‹.«
    »Richtig«, bekräftigte Maggie. »Sie hat mich auch als ›geistlos, grottendumm, grotesk und gruselig‹ bezeichnet.«
    »Gruselig?«
    Das war wohl nicht der Moment, ihm zu erzählen, dass Dolly auch ihre Ohren unheimlich fand und gesagt hatte, dass ihr von dem Anblick speiübel würde: »Sie wirken wie eine Kreatur aus dem Kleinen Hobbit .« Maggie hatte sich abwenden müssen, damit Dolly ihr Lachen nicht sah.
    »Sie liebt alphabetische Beleidigungen«, erklärte Maggie. »Das kommt wohl daher, dass sie wegen ihrer Kreuzworträtselmanie ständig im Lexikon blättert.«
    »Achten Sie darauf, dass sie nicht die Seite mit Sch aufschlägt«, sagte Gabriel. »Außerdem hat Dolly gesagt, Sie hätten ihr die Hilfe verweigert.«
    »Das musste ich«, erklärte Maggie. »Ich liebe diese Arbeit, Gabriel, das schwöre ich. Ihre Mutter wird das bestätigen. Ich habe auch kein Problem damit, Böden zu wischen, Vogelkäfige zu reinigen und Katzentoiletten zu säubern, wenn es denn sein muss. Aber Dolly erfindet ihre eigenen Regeln.«
    »Können Sie mir sagen, was sie von Ihnen wollte? Zum Zwecke der ausgewogenen Berichterstattung?«
    »Sie wollte, dass ich mich mit ihr betrinke, mit Whiskey, und dann an ihrer Stelle einen obszönen Anruf bei ihrem Neffen mache, weil er laut Dolly hinter ihren Ersparnissen her ist.«
    »Und das wollten Sie etwa nicht?« Das Lächeln war wieder in seiner Stimme zu hören. »Maggie, wo bleibt Ihre Lebenslust? Und sollten Sie ihr vielleicht auch Zigaretten besorgen? Weil doch nichts über eine Zigarette zu einem schönen, randvollen Glas Whiskey geht?«
    »Woher wissen

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