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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Weißwein?«
    »Wunderbar, danke.« Als Dennis fort war, griff sie zum Telefon. Am anderen Ende der Leitung schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Sie hinterließ eine Nachricht. »Schatz, ich bin’s. Ich wollte nur sagen, ich geh mit den anderen noch kurz was trinken, ich komme also ein wenig später nach Hause. Im Kühlschrank steht Geflügelsalat, falls du schon ohne mich anfangen willst. Dann bis gleich. Ich liebe dich.«
    Sie zog den Staubschutz über ihren Monitor, schaltete das Telefon auf Voicemail, nahm ihre Handtasche und verließ das Büro. Hinter ihr schlug die Tür mit dem Namensschild SALLY O’TOOLE, GESCHäFTSFÜHRERIN zu.

25
    Das Telefon klingelte genau in dem Moment, als Maggie die Wohnungstür erreichte. Bis sie merkte, dass es ihr Telefon war, die Einkaufstüten abgestellt und den Schlüssel gefunden hatte, war es zu spät. Das Klingeln hatte aufgehört.
    Nachdem sie aufgeschlossen hatte, drückte sie sofort auf den Knopf des Anrufbeantworters. Eine warme, männliche Stimme mit amerikanischem Akzent drang durch den Raum.
    »Hi, das ist eine Nachricht für Maggie Faraday. Maggie, hier ist Gabriel West von der Mietenkel-Agentur. Könnten Sie mich bitte zurückrufen?«
    Maggie suchte Notizblock und Stift und griff zum Hörer. »Gabriel? Hier ist Maggie Faraday.«
    »Das ging ja schnell. Tragen Sie Ihren Anrufbeantworter bei sich?«
    Sie lachte. »Wenn Sie eine längere Nachricht hinterlassen hätten, hätte ich es sogar noch bis zum Telefon geschafft.«
    »Ich mache einen Eintrag in Ihrer Akte. ›Bei Nachrichten für Maggie Faraday lange Pausen machen.‹ Und, wie läuft’s so?«
    »Gut, viel zu tun«, log sie. »Machen Sie wieder die Vertretung?«
    »Mom ist auf einer Konferenz in Seattle. Die Internationale der Avon-Beraterinnen. Sie hat mich bestochen.«
    Es war das dritte Mal, dass Maggie mit Gabriel sprach. Begegnet waren sie einander nie. Maggie hatte immer mit seiner Mutter zu tun. Sie hatte sie aufgesucht, nachdem ihr in einem nahe gelegenen Café ein Handzettel ins Auge gefallen war.
    New York City – Die Stadt der Einsamkeit?
     
    Mehr als zweihunderttausend ältere Mitbürger verbringen Tag für Tag allein, ohne Besuch, ohne jedweden menschlichen Kontakt. Möchten Sie das ändern? Schenken Sie uns nur zweimal pro Woche eine Stunde und bringen Sie etwas Leben in das Heim dieser Menschen .
    Einsam in New York? Das Gefühl kannte Maggie nur zu gut. Mittlerweile reichten auch die touristischen Ausflüge nicht mehr. Nach sechs Jahren Berufstätigkeit hatte sie verlernt, sich ohne Arbeit zu beschäftigen. Sie hatte noch am gleichen Nachmittag angerufen. Am nächsten Morgen hatte sie schon um elf Uhr einen Termin im zweiten Stock eines Bürogebäudes im Flatiron District. Das Büro lag unmittelbar über einem indischen Restaurant. Die gehaltvollen Gewürze waren durch die hölzernen Dielen hindurch zu riechen.
    Hinter dem Schreibtisch hatte Isadora West gesessen – »Aber bitte nennen Sie mich Dora« -, Ende fünfzig, perfekt gekleidet, in einem weißen Leinenanzug, sorgfältig geschminkt und mit einer Sprechgeschwindigkeit begabt, wie sie Maggie bis zu diesem Punkt noch nicht begegnet war. Nach einer Minute kannte Maggie schon die Kurzfassung von Doras Leben und im Schnelldurchlauf die Agenturgeschichte. Neben der Enkelvermittlung war Dora als Avon-Beraterin tätig, vermittelte Hundeausführer und betrieb eine Fensterreinigungsfirma. Für jedes Unternehmen gab es einen eigenen Schreibtisch, einen in jeder Ecke, alle vier penibel aufgeräumt, mit Ordnern, verschiedenfarbigen Ablagefächern und Blumenvasen.
    »Sie haben eines der Flugblätter gesehen, sagen Sie? Gut, gut. Diese Arbeit wird nicht honoriert, das ist Ihnen klar? Es ist ein Ehrenamt. Meine anderen Aktivitäten bringen genug ein. Kennen Sie die Stadt gut? Haben Sie Referenzen? Was für Erfahrungen haben Sie mit älteren Menschen? Wann können Sie anfangen?«
    Maggie öffnete den Mund zu einer Antwort, doch Dora ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen. »Das sind reine Formalitäten, Sie brauchen nicht so furchtsam zu schauen. Sie werden das prima machen, das sehe ich. Irre erkenne ich auf einen Kilometer Abstand, und Sie sind keine. Also, Mann oder Frau? Nein, nicht Sie, dass Sie eine Frau sind, sehe ich. Am Rock. Der gefällt mir übrigens. Toller Stoff. Ihre Frisur gefällt mir auch. Mit diesem asymmetrischen, schrägen Look. Funky. Was ich meinte, würden Sie lieber eine Frau oder einen Mann besuchen?«
    Maggie versuchte

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