Die Toechter der Familie Faraday
Sie das?« Dolly hatte sie in der Tat gebeten, zwei Schachteln zu kaufen, eine für sich selbst und eine für Maggie. Ungeachtet der Tatsache, dass Maggie Nichtraucherin war und Dolly immer häufiger an die Sauerstoffmaschine angeschlossen werden musste.
»Weil sie das auch von mir verlangt hat.«
»Sie waren auch einmal Dollys Mietenkel?«
»Ein halbes Jahr lang. Als ich damals wieder nach New York gekommen bin.«
»Und wie haben Sie das durchgehalten?«
»Ich habe mir das Rauchen angewöhnt. Ich habe das Fluchen gelernt. Geschmack an Whiskey gefunden. Wir hatten eine tolle Zeit. Nur leider bin ich seither auf Entzug.«
»Kann ich bitte wieder jemanden so wie Lily haben?«
Er lachte. »Nein, Sie sitzen in der Falle. So gerne ich Sie auch erlösen würde, ich kann sonst niemanden zu Dolly schicken.«
»Aber diesmal hat sie mich wirklich rausgeschmissen.«
»Ja, sicher. Aber ich habe ihr gesagt, dass sie mit Ihnen auskommen muss, dass wir niemanden in unserer Agentur haben, der ihr Gebiet abdecken kann.«
»Und was hat sie gesagt?«
»Sie hat natürlich geflucht – sie hat von den A -Seiten zitiert. Sie hat sich beklagt, dass ich ihr das Allerletzte und den Ausschuss andrehen würde.«
Maggie lachte. Er konnte sie sehr gut nachmachen. »Aber Sie haben mich doch hoffentlich verteidigt?«
»Selbstverständlich. Ich habe ihr gesagt, Sie wären der reinste Engel. Und dass Sie beim nächsten Mal, wenn sie sich nicht ein wenig zusammenreißt, andere Seiten aufziehen würden. Darauf freut sie sich, hat sie gesagt. Es ist also alles für Ihren nächsten Auftritt bereit.«
»Danke, Gabriel.«
»Danke? Etwa dafür, dass ich Sie Dolly erneut in den Rachen werfe? Sie werden jetzt doch nicht etwa sarkastisch, süffisant und spöttisch?«
»Nein, ich bin nur dankbar, dämlich und dusselig.«
Er lachte, als er auflegte.
Maggie entschied, Dolly gleich am nächsten Tag aufzusuchen. Bis zu ihrer Wohnung war es eine zehnminütige Fahrt mit der U-Bahn, dann folgte ein Fußweg von fünf Minuten. Einer der vielen angenehmen Nebeneffekte ihres Ehrenamts war, dass sie sich in der Stadt orientieren musste. Es war überraschend einfach, und die nummerierten Straßen waren für Maggie ohnehin das Paradies auf Erden.
Maggie stieg an der 34th Street aus und kaufte unterwegs eine Flasche Wasser. Der Himmel war strahlend blau, und das Thermometer sollte auf über dreißig Grad steigen. Es war schon jetzt heiß und schwül, und Maggie trug ihr dünnstes Baumwollkleid. Die Sonne spiegelte sich in den Fenstern der Wolkenkratzer, die Luft stank nach den Abgasen der allgegenwärtigen Autos, auf den Bürgersteigen drängelten sich die Menschen. Maggie wollte sich mit einer langen, kühlen Dusche belohnen, sobald sie wieder zu Hause war.
Zu Dollys Apartment gab es zwar einen Aufzug, aber er war eng und stickig. Maggie nahm die Treppe. Sie ging durch den Flur und klopfte an Dollys Tür. Nach einigen Minuten hörte man ein Schlurfen, ein Riegel wurde entsichert, die Tür geöffnet. Die Kette war natürlich vorgelegt. Dolly spähte heraus. Sie hatte Lockenwickler im Haar und trug ein orangefarbenes Hauskleid. Sie sah nicht begeistert aus.
»Sie schon wieder.«
»Ich fürchte, ja.«
»Dieser Gabriel oder Gloria oder wie er heißt, hatte mir ja schon angedroht, dass Sie zurückkommen. Ich hab’s ihm gesagt, ich bekomme das Allerletzte und den Ausschuss.«
Maggie war es für Höflichkeiten zu heiß. »Das waren auch meine Worte, als ich gehört habe, dass ich wieder zu Ihnen muss.«
Zu ihrer Überraschung lachte Dolly laut los. »Na endlich. Endlich zeigen Sie Biss. Das wurde aber auch Zeit. Ihr Chormädchengehabe ist mir wirklich auf den Sack gegangen. Na was, kommen Sie jetzt rein oder nicht? Wollen Sie den ganzen Tag da draußen rumstehen?« Dolly löste die Kette, drehte sich um und schlurfte ins Wohnzimmer.
Maggie folgte ihr. Sie schaute sich um. Ihr letzter Besuch lag erst einen Tag zurück, und schon wieder waren überall Zeitungen und Magazine verstreut. Vermutlich hatte Dolly das absichtlich eben erst angerichtet. »Soll ich hier ein wenig aufräumen?«
Dolly sah sie einen Augenblick an, dann stimmte sie zu. Maggie machte sich an die Arbeit, argwöhnisch von Dolly beäugt.
»Wenn Sie hier schon rumhängen, können Sie mir ja auch ein paar Fragen beantworten.«
»Schießen Sie los«, sagte Maggie.
»Was für einen Akzent haben Sie? Was tun Sie, und warum sind Sie überhaupt in New York?«
Maggie blinzelte.
»Sie haben
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