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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Nabelschnur? Es spielte keine Rolle, ob sie Tausende von Kilometern voneinander entfernt waren. Es spielte keine Rolle, dass Maggie mittlerweile erwachsen war und ihre eigenen Probleme hatte, ihre eigenen Entscheidungen traf. Das Band zwischen ihnen war unverändert stark.
    Clementine hatte kein weiteres Kind gewollt. Sie hatte seit David eine Reihe von Beziehungen gehabt, aber niemals etwas Ernstes. Im Moment war sie mit einem Kollegen zusammen, Peter, den sie in der Forschungsstation kennengelernt hatte. Die Isolation führte dort zu so manchem Flirt, wie Clementine beobachtet hatte. Aber es sah nicht so aus, als könnte diese Beziehung im wirklichen Leben fortbestehen. Er war ihr schon jetzt viel zu fordernd.
    »Du bist mit deiner Arbeit verheiratet, Clementine«, hatte ihr ein Exfreund einmal gesagt. Es stimmte. Sie hatte bereits alles, was sie brauchte: Maggie, ihre Familie, ihre Arbeit.
    Besonders ihre Arbeit. Clementine konzentrierte sich wieder auf das, was vor ihr lag. In vier Monaten würde sie das Schiff Richtung Antarktis besteigen. Zwei Wochen später wäre sie dann wieder auf der Station, am Ende der Welt, mitten in Eis und Schnee und schneidend kaltem Wind. Sie konnte es kaum erwarten. Es war großartig dort. Faszinierend und nervenaufreibend zugleich. Den Erfahrungen einer Mutter nicht unähnlich, wie ihr aufging.
    Sie stellte die Beethoven-CD noch ein wenig lauter und machte sich wieder an ihre Liste.

24
    In dem verglasten Eckbüro auf der fünften Etage eines Dubliner Geschäftshauses wurde es langsam ungemütlich heiß. Nach drei Wochen feuchten, trüben Sommerwetters hatte der Himmel über Irland auf Sonnenschein umgeschaltet. Die Versicherungsgesellschaft, der das Gebäude gehörte, fuhr Rekordgewinne ein, investierte jedoch nichts davon in eine effiziente Klimaanlage.
    Sadie Faraday beugte sich über ihren Schreibtisch, schaltete den lauten Ventilator und ihren Computer aus, lehnte sich zurück und streckte sich. Hinter ihr lag eine harte Woche. Im Vormonat hatten sie ihre neue Werbekampagne ausgeschrieben, und Sadie hatte sich während der letzten drei Tage die Präsentationen von den Firmen auf der Shortlist angehört. So viel Verheißung, so viel Begeisterung, so viele strahlend weiße Zähne.
    »Sie sind auf Ihrem Gebiet marktführend. Ihre Firma ist landesweit bekannt«, hatte die erste Agentur gesagt. »Jetzt ist es an der Zeit, die Geschichte dahinter zu erzählen. Dem Ganzen die persönliche Note zu geben.«
    »Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und festgestellt, dass Ihr größtes Kapital Ihr guter Ruf ist«, hatte die zweite Agentur gesagt. »Das wollen wir herausstreichen.«
    Der Vorschlag der dritten Agentur war so künstlerisch, so obskur, so unendlich weit von ihrem Metier entfernt, dass Sadie nur mit Mühe eine ernste Miene wahren konnte. Was, um alles in der Welt, hatte ein Baum voller Drosseln mit einer Firma zu tun, die sich auf die gewerbliche Reinigung von Pubs und Restaurants spezialisiert hatte?
    Sie hatte gesagt, dass sie sich bis Dienstag kommender Woche entscheiden würde. Was hieß, dass sie während des Wochenendes noch einmal alle Präsentationen durchsehen musste. Doch das machte nichts. Sie hatte sowieso nichts vor.
    Ihr Blick fiel auf den Kalender an der Pinnwand. Farbfotos von Stränden auf der ganzen Welt. Im Juli war es Barbados. Sadie tat, was sie schon längst hätte tun sollen, und riss das Blatt ab. Es war zwar eine Woche zu früh, aber danach ging es ihr besser. Es war viel leichter, auf den August als auf den Juli zu schauen.
    »Ist hier noch jemand am Leben, oder sind Sie auch schon ein Opfer der Hitze?«
    Sie drehte sich um. Dennis, der Chefbuchhalter. Er war seit Gründung der Firma bei ihnen. Sadie selbst hatte das Einstellungsgespräch geführt. Er hielt seinen Aktenkoffer in der Hand und trug ein sommerliches Jackett.
    »Das Wetter hat es in diesem Land wirklich nicht leicht«, sagte Sadie. »Entweder ist es zu feucht oder zu heiß. Sind Sie denn nie zufrieden?«
    »Natürlich nicht. Wenn es das Wetter nicht gäbe, hätten wir doch kein Gesprächsthema. Wir gehen alle in den Pub, um mit ein paar Pints anzustoßen. Kommen Sie mit?«
    »Was wird denn gefeiert?«
    »Lornas dreißigster Geburtstag.«
    »Ich dachte, der wäre erst im Dezember.«
    »Richtig. Wir wollen nur schon mal ein wenig üben.«
    Sadie grinste. »Ich komme gleich nach. Ich muss nur noch ein Telefonat führen.«
    »Ich bestell Ihnen schon mal was. Ein Glas

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