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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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singen? Schwierig, berichtete er, denn den Leuten war es egal, ob er da war und sang oder die Musik vom Band kam. Konnte man davon leben? Wenn er jeden Tag abends und mittags spielen würde, und manchmal auch noch nachts, dann ja. Im Moment, mit seinen zwei Auftritten pro Woche? Nein. Deshalb half er seiner Mutter nicht nur bei Bedarf im Büro, sondern war auch ihr bester Fensterputzer und Hundeausführer. »Ich habe anfangs gesagt, bei der Avon-Beratung ist Schluss, aber inzwischen würde ich das nicht mehr kategorisch ausschließen.«
    »Und Sie wohnen noch zu Hause?«
    Er wand sich. »Maggie, bitte, ich bin dreiunddreißig. Nein, ich wohne mit zwei Freunden zusammen. Einem Arzt, den ich fast nie sehe, und einem Schriftsteller, der die ganze Zeit vor dem Fernseher sitzt, anstatt an seinem Buch zu arbeiten. Ihn sehe ich im Moment ein wenig zu häufig.«
    »Und ist das Ihr Traum? Als professioneller Musiker zu arbeiten?«
    »Mein Traum? Ich habe eigentlich nie etwas als Traumberuf gesehen, und ganz sicher nicht die Musik.«
    »Warum tun Sie es dann?«
    Er lächelte. »Weil ich es kann.«
    Maggie ging etwas durch den Kopf, was Gabriel zuvor gesagt hatte. Normalerweise würde sie keine derart persönliche Frage stellen, aber dies schien keine normale Unterhaltung zu sein. Aus der anfänglichen Befangenheit war übergangslos eine Atmosphäre intimer Bekenntnisse geworden.
    »Sie haben vorhin gesagt, dass Ihr Haar ganz plötzlich grau geworden ist. Wieso?«
    Er trank sein Glas aus und saß still da.
    Sie hatte einen Fehler gemacht. Das war offensichtlich eine weit sensiblere Angelegenheit, als ihr bewusst war. »Es tut mir leid, Gabriel. Ich hätte diese Frage nicht stellen dürfen.«
    »Natürlich dürfen Sie. Es ist nur, die Graues-Haar-Geschichte ist eine sehr lange Geschichte. Und wir sind ja gerade erst bei den Kennenlern-Geschichten. Wenn wir beide nachher noch stehen können, erzähle ich Ihnen die langen. Versprochen. Da wir gerade davon sprechen, möchten Sie noch etwas trinken?«
    Er war ihr sehr geschickt ausgewichen. Wollte sie noch etwas trinken? Ihr war jetzt schon schwindelig von den Ereignissen des Tages, ihrem leeren Magen und dem Whiskey. Oder vielleicht bloß von der Freude darüber, mit einem anderen menschlichen Wesen sprechen zu können. »Wenn ich noch ein Glas trinke, singe ich bei Ihren Liedern mit.«
    »Begleiten Sie mich in die Bar? Wollen Sie zuhören?«
    »Ist das okay?«
    »Natürlich. Aber in dem Fall hole ich Ihnen einen dreifachen Whiskey. Eine Backgroundsängerin ist genau das, was ich brauche.«
    Die Zeit verflog. Sie stiegen von Whiskey auf Bier um und wechselten sich mit dem Bestellen ab. Maggie hörte lustige Geschichten vom Hundeausführen und erzählte Gabriel im Gegenzug von Leos Erfindungen. Sie sprachen über ihre Schulzeit, was zum Thema Familie führte, was zum Thema Väter führte. Gabriels Eltern hatten sich getrennt, als er vier Jahre alt gewesen war. Er sah seinen Vater nur selten. Maggie erzählte ihm von David. »Eine Freundin von mir nennt sie Feiertagsväter. Man hört nur zu Weihnachten und am Geburtstag von ihnen.« Sie sprachen sehr ernsthaft über das Thema und diskutierten, ob die Abwesenheit des Vaters Auswirkungen auf ihr Leben gehabt hatte. Maggie war sicher, in ihrem Fall nicht. Gabriel erwiderte, dass er, ganz ehrlich gesagt, seinen Vater vermisste. Zumindest den Vater, den er sich vorstellte. »Auf den wirklichen bin ich nicht so erpicht.« Dann wurde die Unterhaltung wieder lockerer. Ein Gast an der Bar erinnerte Gabriel an einen früheren Kollegen, einen Tontechniker, bei dem er seine Ausbildung gemacht hatte. Das inspirierte ihn dazu, die Anekdote von einer Nachrichtensprecherin zu erzählen, die einmal entsetzlich geflucht und nicht gemerkt hatte, dass sie bereits auf Sendung war. Maggie wollte gerade nachfragen, als Gabriel auf die Uhr schaute. Er sprang mit entsetztem Gesicht auf. »Oh, so ein Mist! Ich müsste ja schon seit zwanzig Minuten auf der Bühne stehen!«
    Sie rannten los. Gabriel hatte Mühe mit seinem Gitarrenkasten und stieß mehrfach gegen andere Leute. Dann blieb er jedes Mal stehen und entschuldigte sich. Maggie hatte Mühe, gleichzeitig zu rennen und zu lachen.
    »Lauf schon mal vor«, rief sie. »Ich hol dich ein.«
    Er rief ihr ein Danke zu und hatte bereits einige Meter Vorsprung, als Maggie etwas Wichtiges einfiel. Sie rief ihn zurück. »Gabriel, wohin müssen wir eigentlich?«
    »Rosie O’Grady’s«, rief er ihr zu. »Ecke

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