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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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voller Tomaten, Kräuter, Hühnerfleisch und Rotweinsauce.
    »Hat sie jetzt völlig den Verstand verloren?« Sie sah die anderen an. »Sitzt doch nicht einfach so da. Tut doch etwas.«
    Das tat Clementine. Sie fing an zu lachen. Kurz darauf fielen die anderen mit ein.

    Während der folgenden halben Stunde herrschte große Unruhe. Türen gingen auf und wieder zu, Taschen wurden aus der Abstellkammer unter der Treppe geholt. Maggie half Miranda, die Tomatensauce aufzuwischen. Sie hatten gerade den Fußboden geputzt, da kam Eliza wieder in die Küche, einen Koffer in der Hand.
    »Ich werde auch abreisen. Ich fahre mit Juliet und Myles zum Flughafen und versuche, mein Ticket umzubuchen.«
    Hinter ihr erschien Leo. Er sah alt und traurig aus. Eliza hatte es ihm offensichtlich gerade gesagt. »Das ist ja der reinste Exodus«, sagte er. »Maggie, Gabriel fährt auch mit. Das erscheint mir sinnvoll.«
    Maggie nickte nur. Sie spürte Clementine hinter sich, spürte eine Hand auf ihrem Arm.
    »Clementine, möchtest du etwa auch heute abreisen?«, fragte Leo. »Miranda, und du? Maggie?«
    Sie schüttelten den Kopf.
    Selbst wenn Maggie gerne gefahren wäre, sie konnte nicht. Sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt, mit Leo über Sadie zu sprechen. Er wartete doch bestimmt verzweifelt auf ihre Neuigkeiten. Sie hatte auch noch nicht mit Gabriel sprechen können. Er war, Absicht oder nicht, während des Streits zwischen Juliet und Myles unsichtbar geblieben. Nun packte er im Wohnzimmer das Kamera-Equipment zusammen. Maggie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Sie konnte wieder nicht mit ihm reden. Ständig ging jemand durchs Zimmer.
    Sie war so verwirrt, dass sie ohnehin nicht wusste, was sie ihm sagen sollte. Sie hatte kein Recht, wütend zu sein. Sie hatten die Verlobung bloß vorgetäuscht. Natürlich hatte er eine Freundin. Sie wünschte nur, er hätte sie nicht geküsst und dass sie sich nicht zu ihm hingezogen fühlte und sich nicht eingebildet hätte, dass er sich auch zu ihr hingezogen fühlte.
    Bald waren alle bereit zur Abreise. Myles wollte los, um die letzte Maschine nach Manchester zu bekommen. Der Abschied war überstürzt. Maggie war nur wenige Minuten allein mit Juliet, ihr blieb noch weniger Zeit mit Eliza.
    Juliet nahm sie lange in die Arme. »Es tut mir so leid wegen Gabriel, Maggie. Und ich kann dir nicht einmal einen Rat geben. Ich habe ja offensichtlich selbst keine Ahnung von Beziehungen.«
    »Mach dir keine Sorgen um mich. Geht es dir gut? Kommt das mit dir und Myles wieder in Ordnung?«
    »Ich weiß es noch nicht. Ich hatte von all dem, was er mir eben gesagt hat, keine Ahnung. Ich will alles hören, was er mir zu sagen hat, und hier geht das nicht.«
    Maggie umarmte sie wieder. »Ich ruf dich an, wenn ich zurück in New York bin.«
    »Ich ruf dich wahrscheinlich zuerst an.«
    Eliza umarmte sie auch. »Mein Angebot steht noch, denk daran. Ich möchte dir helfen, wo ich kann.« Sie erwähnte Gabriel nicht. Es war, als hätte sie ihn bereits aus ihrem Gedächtnis gestrichen.
    Miranda stand noch immer in der Küche, in ihren fleckigen Kleidern, löffelte die Sauce weg und fluchte leise. »Nein, ich ziehe mich nicht um. Soll Juliet doch sehen, was sie angerichtet hat. Ich bin versucht, ihr die Rechnung für die Reinigung zu schicken.«
    Maggie sah aus dem Küchenfenster. Gabriel stand draußen, an die Wand gelehnt, und schaute aufs Meer. Sie konnte ihn nicht fahren lassen, ohne mit ihm zu sprechen. Sie musste sich beeilen. Myles war schon am Auto und lud die Koffer ein. Juliet war im Wohnzimmer und verabschiedete sich von Leo. Eliza suchte ihre Jacke. Das war die Gelegenheit.
    Sie hatte die Tür schon geöffnet, da hörte sie eine Stimme hinter sich.
    »Nein, Maggie, nicht.« Es war Miranda.
    »Ich muss mit ihm sprechen«, sagte Maggie.
    »Was gibt es denn da noch zu sagen? Zeig doch etwas Stolz. Er sollte zu dir kommen. Er müsste zu dir kriechen.«
    »Ich möchte mich von ihm verabschieden.«
    »Ich habe ihm von Anfang an nicht über den Weg getraut, und ich hatte recht. Er ist ein Schwindler und Betrüger.«
    »Ist er nicht. Er ist ein ehrbarer, netter, wunderbarer Mann.«
    Maggie wandte sich wieder um. Gabriel stand in der Tür. Falls er gehört hatte, was Maggie und Miranda gesagt hatten, ließ er sich nichts anmerken.
    »Ich wollte mich verabschieden«, sagte er und sah nur Maggie an.
    »Dann beeile dich«, sagte Miranda. »Maggie möchte nämlich ihr Leben weiterleben.«
    Er ignorierte sie.

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