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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Sie wird sogar bald Großmutter. Aber es war nicht Sadie.«
    »Hast du sie angesprochen, um sicherzugehen? Ihr die richtigen Fragen gestellt?«
    Maggie nickte.
    Leo seufzte. »Das war wohl zu viel gehofft, dass Sadie hier in Irland wäre. Ich hätte es mir denken können. Und ich habe geglaubt, dass Tessa mir Botschaften schicken würde, und mir vorgestellt, wie wunderbar es wäre, wenn wir Sadie finden würden, während wir alle hier sind. Ich bin ein alter Narr, Maggie.«
    »Nein, bist du nicht, Tollpatsch. Bist du nicht.«
    »Du hast die Tagebücher alle gelesen, oder?« Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Maggie war froh, dass sie Leo versichern konnte, dass Bill nicht Sadies Vater war. Das wenigstens stimmte. Ja, sie hatte alle gelesen, und er brauchte sich keine Gedanken zu machen. Er war eindeutig der Vater aller fünf Mädchen.
    Er lächelte, ein strahlendes Lächeln, das ihr das Herz brach.
    Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck. »Aber was könnte Sadie dann gelesen haben? Irgendetwas muss es doch sein. Sie hat damals die Tagebücher erwähnt, gesagt, ich müsste es doch wissen.«
    »Ich weiß nicht, was sie gemeint hat, Tollpatsch. Ich habe nichts gelesen, was sie meiner Meinung nach so aufregen könnte. Tessa hat meistens über Bekannte geschrieben, darüber, was sie getan hat, lustige Anekdoten, was ihre Töchter getan und gesagt haben. Was du getan und gesagt hast.« Lüge um Lüge um Lüge.
    Leo lächelte wieder. »Ich wette, das war das reinste Lesevergnügen, Maggie, oder? Sie war so witzig. Ich fand, sie war enorm sprachgewandt.«
    Maggie musste es ihm sagen. Sie konnte nicht länger warten. »Tollpatsch, wegen der Tagebücher habe ich sehr schlechte Neuigkeiten. Uns ist in Dublin etwas sehr Unangenehmes passiert.« Sie erzählte es ihm rasch, sprach gehetzt, in der Hoffnung, dass sie die Lüge schnell hinter sich bringen könnte.
    Er war vollkommen schockiert. Aber sie konnte nicht sagen, ob er ihr glaubte. »Bist du sicher, dass du deine Tasche nicht doch irgendwo liegen gelassen hast? In der Pension? Im Auto? O Maggie, da habe ich sie all die Jahre aufbewahrt, und dann passiert so etwas. Hast du auch wirklich überall nachgesehen?«
    Maggie war speiübel. »Wir haben überall gesucht, Tollpatsch. Wir waren sogar bei der Polizei, und da hat man uns gesagt, das passiert im Moment häufig in Dublin. Es war meine Schuld. Ich hätte die Tasche nicht im Auto lassen dürfen. Mein Fehler.«
    Leo wollte mehr wissen. War das Auto beschädigt worden? Gab es Zeugen? Was war noch gestohlen worden?
    Sie beantwortete all seine Fragen, so wie sie es mit Gabriel geprobt hatte. Sie sprach hastig, weil sie ihn unbedingt überzeugen musste. »Es tut mir so leid, Tollpatsch.« Wieder eine Lüge. Vieles, was in den letzten Tagen geschehen war, tat ihr leid, aber nicht, dass sie die Tagebücher vernichtet hatte. »Ich weiß, wie viel sie dir bedeutet haben. Und ich weiß auch, dass du sie jetzt sicher gelesen hättest.«
    »Sie haben mir viel bedeutet, Maggie, ja, aber ich hätte sie niemals gelesen.«
    Sie starrte ihn an. »Aber ich dachte, das wolltest du. Ich dachte, du hättest sie nur wegen Tessa und Bill noch nicht gelesen.«
    »Anfangs war es auch so. Aber in den letzten beiden Tagen bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass ich sie niemals lesen würde, unabhängig davon, was du mir erzählen würdest. Ich habe die Tagebücher nur gerne in meiner Nähe gewusst, an sie gedacht und mir dabei vorgestellt, dass Tessa dort ihr Herzblut hineinfließen ließ. Aber während wir gefilmt und die Mädchen so viel von ihr gesprochen haben, wurde mir klar, dass ich mehr gar nicht wissen muss. Ich weiß ja, was für ein Mensch sie war – so liebevoll und witzig und lebenslustig. Ich brauchte die Tagebücher nicht zu lesen, um daran erinnert zu werden. Außerdem hat Tessa immer gesagt: ›Du darfst sie niemals lesen. Falls mir etwas zustoßen sollte, musst du sie verbrennen. Versprich es mir.‹ Ich hatte mich entschieden, mein Versprechen endlich zu halten.«
    »Du wolltest die Tagebücher verbrennen?« Sie konnte es nicht fassen.
    Er nickte.
    »Aber was ist mit Mum und den anderen? Wolltest du denn nicht, dass sie die Tagebücher irgendwann lesen?«
    »Das wäre nicht gegangen. Wie hätte ich die Tagebücher aus dem Nichts hervorzaubern können? Da hätten sie doch gewusst, dass ich all die Jahre gelogen habe. Das hätte zu viel Unfrieden gestiftet.« Er griff wieder nach ihrer Hand. »Vielleicht haben diese

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