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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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du eines Tages die Dinge so siehst wie ich. Und dann das.« Er sah auf den Brief. »Es tut mir leid, Juliet, aber das nehme ich nicht einfach so hin. Ich glaube nicht, dass unsere Ehe gescheitert ist. Ich weiß, dass ich dich noch liebe, und ich glaube, ich hoffe …« Er rang nach Worten. »Ich hoffe, dass du mich auch immer noch liebst, irgendwo tief in deinem Innersten, unter all der Traurigkeit, in die du dich gehüllt hast. Denn wir haben doch ein gutes Leben zusammen. Wir haben nicht alles, wir haben nicht das perfekte Glück gefunden, aber wir haben immer noch sehr viel. Vergiss bitte nicht das Gute, Juliet.«
    Er ging auf sie zu. Sie wandte sich nicht ab und hielt ihn nicht davon ab, sich ihr zu nähern. »Wir können unsere Ehe nicht so beenden. Nicht mit einer Nachricht. Wir doch nicht. Bei uns stimmt doch so vieles. Wir haben doch schon so vieles durchgestanden. Wir schaffen auch das. Das weiß ich.«
    »Ich bin aber so traurig, Myles, ich bin so traurig, jeden einzelnen Tag.«
    »Dann sei traurig. Aber sag mir, wenn du traurig bist, und ich sage dir, wenn ich traurig bin. Und vielleicht können wir gemeinsam etwas anderes daraus machen. Nicht immer nur traurig sein.«
    »Aber das hier habe ich nicht gewollt. Ich wollte, dass wir Kinder bekommen. Ich wollte Mutter sein. Ich wollte, dass du Vater bist.«
    »Das habe ich ja auch gewollt. Aber es sollte nun einmal nicht sein. Also müssen wir etwas anderes tun. Wir können es nicht ändern. Wir können nun einmal nicht haben, was wir nicht haben können.«
    »Das weiß ich. Ich will es aber trotzdem.«
    »Du kannst es ja auch weiterhin wollen, du kannst ja auch traurig sein. Du musst nur eine Möglichkeit finden, damit umzugehen. Gemeinsam mit mir. Um unser beider willen.«
    Juliet fing an zu weinen, ein Schluchzen aus tiefster Seele. Myles zog sie ganz fest an sich.

45
    Die anderen hatten sich um den Küchentisch versammelt. Gabriel war noch nicht wieder erschienen. Die Stimmung war gedrückt. Sie hatten Myles und Juliet hinter der geschlossenen Tür gedämpft sprechen hören, alle Phasen des Gesprächs verfolgen können. Jetzt hörten sie Juliet weinen.
    Miranda öffnete den Mund.
    Eliza fuhr sie an. »Nein, Miranda. Du hast sicher etwas Komisches oder Geistreiches zu sagen, aber ich will es nicht hören. Ich wette, Clementine und Leo ebenso wenig, und Maggie schon gar nicht. Sie hat für heute genug Schockierendes erlebt.«
    Miranda klappte den Mund wieder zu.
    Sie schwiegen. Aus dem Wohnzimmer drang wieder Gemurmel. Fünf Minuten später ging die Tür auf.
    Es war Juliet, Myles stand noch im Wohnzimmer. Ihre Augen waren geschwollen, aber sie war gefasst. Sie rang sich ein Lächeln ab. »Tut mir leid, dass ihr das mitbekommen musstet.«
    Alle redeten durcheinander, versicherten ihr, es wäre in Ordnung, es täte ihnen leid.
    Sie fiel ihnen ins Wort. »Ich habe mich entschieden, heute schon abzureisen. Ich fahre mit Myles nach Hause. Wir fahren sofort.«
    »O Juliet«, sagte Leo. »Aber was ist mit…«
    »Sicher, Juliet.« Clementine warf Leo einen warnenden Blick zu. »Macht, was für euch beide am besten ist.«
    Myles trat von hinten an Juliet heran. Sie lehnte sich an ihn und nahm die Hand, die er ihr auf die Schulter gelegt hatte. »Es tut mir leid, Leo. Ich weiß, dass ich gesagt habe, dass ich übers Wochenende bleibe. Und mir ist klar, dass ich euch allen das Putzen überlassen muss und …«
    »Juliet, das ist in Ordnung«, sagte Eliza. »Wir kommen schon klar. Wirklich.«
    »Schließe nicht von dir auf andere, Eliza«, sagte Miranda.
    »Sag, Juliet, du könntest uns nicht noch schnell ein kleines Essen zaubern, bevor du fährst?«
    Eliza schnappte hörbar nach Luft. Clementine starrte Miranda an. Selbst Leo war schockiert. »Miranda, also wirklich …«
    »Das war ein Witz«, gab Miranda zurück. »Schon mal davon gehört? Sätze, die eine Pointe haben?«
    Juliet schien von Mirandas Vorschlag nicht aus der Fassung gebracht. »Du hast recht, Miranda, tut mir wirklich leid. Wie egoistisch von mir.« Sie löste sich von Myles’ Hand und ging zum Kühlschrank. Alle sahen gebannt zu, wie sie ihn öffnete und eine Glasschüssel herausholte. Sie wortlos zum Tisch trug und über Mirandas Schoß ausleerte. »Da hast du dein Abendessen, Miranda. Eine Stunde bei leichter Hitze aufwärmen. Bon appétit .«
    Juliet ging aus der Küche, Myles folgte ihr. Sie ließen die anderen völlig schockiert zurück. Miranda sah auf ihre weiße Leinenhose, ihr Seidentop,

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