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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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hat immer nur dir geschrieben, uns niemals erwähnt. Deutlicher konnte sie es nicht machen. Sie wollte nichts mit uns, nichts mit Leo zu tun haben. Nur mit dir. Und das hat sich nie geändert. Das macht mich so traurig. Ich denke so oft an sie, sie ist immer irgendwo in meinen Gedanken. Ich frage mich oft, ob sie unglücklich oder einsam ist oder ob wir mehr hätten tun müssen, damit sie zurückkommt. Dann sage ich mir immer, dass sie ihren eigenen Weg geht und nicht bei uns sein will. Und diese alberne Hippie-Geschichte, auf die Miranda gekommen ist … irgendwann ist das zur Realität geworden, nicht nur für mich, für uns alle. Wir haben sie so vor uns gesehen. In einer Kommune mit vielen Freunden – vielleicht sogar einem Partner. Aber niemand von uns kannte – kennt – die Wahrheit. Das ist das Schlimmste. Wir können nur hoffen, dass sie glücklich ist, wo immer sie ist.«
    Maggie hätte ihr die Wahrheit sagen können. Sie hätte ihr in diesem Moment, als der Mond friedlich ins Zimmer schien, sagen können, dass Sadie in der Tat glücklich war, dass sie glücklich verheiratet war und eine wunderbare Tochter und ein erfolgreiches Unternehmen hatte. Dass sie Großmutter wurde. Sie hätte ihrer Mutter so viel sagen können. Und doch konnte sie nicht.
    Es geschah schon wieder. Sie war der Lüge ebenso schuldig wie alle anderen in ihrer Familie. Aber sie hatte Leo ein Versprechen gegeben, und auch Sadie. War ein Versprechen wichtiger als die Wahrheit?
    Maggie wählte ihre Worte sehr sorgfältig. »Vielleicht ist sie ja glücklich«, sagte sie. »Vielleicht ist sie deshalb nie zu uns zurückgekommen, weil sie ein neues Leben hat. Vielleicht hat sie sogar selbst Kinder, einen Mann …«
    »Glaubst du? Ich weiß nicht, Maggie. Sadie war immer irgendwie anders. Sie war so …«
    »Wie war sie?«
    »Unsicher. Eine verlorene Seele.«
    »Das schwächste Junge im Nest der Familie?«
    »Das klingt ja schrecklich. So darfst du nicht von ihr denken. Sie war nur anders.«
    »Vielleicht ist sie ja deshalb fortgeblieben, weil sie ein anderes Leben als ihr alle braucht.«
    »Erinnerst du dich an irgendetwas aus der Zeit? Als ihr beide …«
    Fast wäre Maggie herausgerutscht: »Genau das hat Sadie mich auch gefragt.« Sie schüttelte den Kopf. »Es geht vieles durcheinander. Wenn ich an meine Kindheit denke, erinnere ich mich vor allem daran, dass ich glücklich und immer jemand um mich herum war. Die Flugreisen zu Miranda und Juliet und Eliza. Ausflüge mit dir. Ich war glücklich.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich.« Clementine weinte.
    »Warum macht dich das denn traurig?«, fragte Maggie.
    »Ich bin nicht traurig. Ich bin glücklich und erleichtert. Ich hatte immer Angst, dass ich nicht gut genug war. Nachdem Sadie fort war und auch davor schon.«
    »Gut genug als was?«
    »Als deine Mutter.«
    »Aber du warst eine großartige Mutter.«
    »Nein, nicht immer, Maggie. Ich hätte mehr für dich da sein müssen.«
    »Mehr?« Maggie nahm die Hand ihrer Mutter, versuchte, ihre Mutter zu trösten, einen Scherz zu machen. »Ich wäre dich doch leid geworden, wenn du ständig da gewesen wärst.«
    »Hast du es mir niemals übel genommen, dass ich so viel weg war?«
    Maggie zögerte. Vielleicht war es wenigstens bei diesem Thema Zeit für die Wahrheit. »Manchmal schon, natürlich. Aber dann ist Tollpatsch mit mir ins Museum oder Miranda mit mir ins Theater gegangen, oder ich bin mit irgendetwas anderem abgelenkt worden. Und du bist ja immer zurückgekommen. Das wusste ich doch. Mir hat nie etwas gefehlt. Bis heute.«
    »Vielleicht fehlt dir dein Vater. Oder Sadie.«
    »Mir fehlt nichts«, wiederholte Maggie.
    »Es tut mir leid, Maggie. Es tut mir leid, dass nicht ich es war, die dir die Wahrheit über Sadie erzählt hat.«
    »Es ist in Ordnung. Ich weiß ja jetzt Bescheid. Jetzt kann ich ja mit dir darüber sprechen, oder?«
    »Wann immer du willst.«
    »Und ich werde den anderen in absehbarer Zeit sagen, dass ich es weiß.«
    »Sie werden darüber auch froh sein. Da bin ich mir sicher.«
    »Und du bist keine schlechte Mutter. Wirklich nicht. Du bist eine tolle Mutter, und das sage ich dir, so oft du es hören willst.«
    »Hundertmal?«, fragte Clementine lächelnd.
    »Tausendmal, wenn du willst«, sagte Maggie. Sie umarmte ihre Mutter. Clementine schloss auch sie in die Arme.
    »Ich liebe dich so sehr, Maggie«, sagte Clementine. »So sehr, dass ich es nicht einmal in eine Summe fassen oder einen Witz darüber machen kann. Und ich

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