Die Toechter der Familie Faraday
gegen das Gesetz.«
»Ich bin verliebt und will mit ihm schlafen. Aber ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll.«
»Aha. Jetzt reden wir Klartext.« Miranda setzte sich elegant auf ihr Bett. »Dann mal raus damit. Wer ist das Objekt deiner Begierde?«
»Er heißt Myles Stottington.«
»Oje. Schrecklicher Nachname. Zu viele t s.«
»Der Sohn von Mr. und Mrs. Stottington aus Manchester.«
»Myles Stottington, der Sohn von Mr. und Mrs. Stottington aus Manchester. Das klingt eher nach Sprechtherapie.« Juliet stand auf und ging zur Tür. Miranda hielt sie lachend auf. »Nun komm schon zurück. Es tut mir leid. Hast du denn gar keinen Sinn für Humor?«
Juliet setzte sich wieder. »Mir ist das zu ernst, als dass ich lachen könnte.«
»Das mit diesem Myles ist also gar nicht frisch? Es ist dir wirklich gelungen, uns einen Mann zu verheimlichen?«
Juliet erzählte es ihr. »Ich bin verrückt nach ihm, Miranda.«
»Wo ist das Problem? Das klingt doch alles toll, geradezu stotting-toll. Ist er auch nach dir verrückt?«
»Ich denke schon.«
»Na also. Dann brauchst du doch nur noch für die richtige Umgebung zu sorgen, damit es passiert.«
»Was für eine Umgebung?«
»Nun, ein Bett wäre kein schlechter Anfang. Frag ihn doch, ob er ein Wochenende mit dir verbringen will. Pack dein schönstes Nachthemd ein, oder, noch besser, pack überhaupt keines ein, und die Natur erledigt dann schon den Rest. So einfach ist das.«
»Ich will ja nicht nur mit ihm schlafen. Ich will mehr von ihm.«
Miranda zog eine Augenbraue hoch. »Hochzeit und Kinder?«
Juliet nickte. »Wenn ich jetzt mit ihm schlafe, denkt er dann nicht, dass ich nur das von ihm will? Dass ich nur eine von diesen Frauen bin?«
»Wer wären denn ›diese Frauen‹?«
»Na ja, die billigen, die nur so zum Spaß in der Gegend rumschlafen.«
»Ach, solche Frauen sind also billig, ja? Und was ist mit den Männern? Die dürfen das, oder wie?« Mirandas Tonfall änderte sich. »Du warst zu lange in deiner Küche eingesperrt, Juliet. Schon mal von der sexuellen Revolution gehört?«
»Ja. Nein. Oh, ich verstehe.« Juliet war viel zu aufgeregt, um Mirandas Argumentation zu folgen. »Hör zu, vergiss es einfach. Ich hätte dir nichts erzählen sollen. Ich hätte es mir denken können.«
Miranda beruhigte sich wieder. »Ach, nun reg dich nicht schon wieder auf, Juliet. Ich freue mich doch für dich.«
Juliet war entsetzt, dass ihr plötzlich Tränen in die Augen schossen. »Nein, tust du nicht. Du machst dich über mich lustig. Dabei ist das schon so schlimm genug. Vergiss es einfach. Ich hätte kein Wort zu dir sagen sollen. Ich schlag ihn mir aus dem Kopf und lebe mein fades Leben weiter, bleibe hier hocken und koche fades Essen für …«
»Uns blöde fade Familie?«, ergänzte Miranda und nahm tröstend ihre Hand. »Ich weiß doch, Süße. Manchmal ist es wie im Frauengefängnis. Mit Dad als Wächter. Warum haben er und Mum denn keinen Jungen bekommen, damit sich wenigstens ein paar männliche Hormone in diesen gärenden Gefühlskessel mischen?«
Juliet drückte ihre Hand. Wütend auf sich selbst, wischte sie sich die Tränen ab. »Vergiss das alles. Bitte. Vergiss das mit Myles.«
»Ganz sicher nicht. Der Name hat sich jetzt in meinem Gedächtnis eingebrannt. Hast du seine Nummer?«
»Natürlich.« Juliet wusste sie auswendig.
Miranda beugte sich vor und nahm das Telefon. »Dann ruf ihn an, Juliet. Jetzt gleich.«
»Und was sage ich ihm?«
»Dass du am Wochenende Zeit hast und gerne mit ihm wegfahren würdest. Dass du ihm unser schönes Tasmanien zeigen willst. Mit ihm irgendwo übernachten möchtest.«
»Einfach so? Soll ich ihm einfach so die Wahrheit sagen?«
»Es ist einen Versuch wert.«
Juliet nahm das Telefon. Sie wählte die Nummer. Myles kam an den Apparat. Er schien erfreut, von ihr zu hören. Sie fragte, was sie ihn fragen wollte. Miranda saß ihr lächelnd gegenüber. Juliet kam nicht einmal dazu, ihren Satz zu beenden, da gab er ihr schon seine Antwort.
Sie lautete Ja.
Vier Tage später, an einem Sonntagmorgen, wurde Juliet noch vor der Dämmerung wach, in einer ungewohnten Umgebung. Sie brauchte eine Weile, um sich zu orientieren. Sie war in einer Hütte nahe Cradle Mountain und lag in einem Doppelbett, neben einem großen Fenster mit Blick auf den See, die Berge und den Wald.
Sie war nicht allein. Neben ihr lag Myles. Vollkommen nackt. Sie hatten gerade noch die Tür schließen und ihre Taschen abstellen können. Die
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