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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Verabredungen. Sie konnten auch hervorragend zusammen arbeiten. Er lobte ihr Organisationstalent, ihren geschickten Umgang mit den Gästen, ihre Kochkünste. Er war zupackend. Er konnte nicht nur Kühlschränke und Autos reparieren, er hatte auch alles Wissenswerte über Menüzusammenstellung, Vorratshaltung und Kundenbeziehungen auf Lager. In letzter Zeit rannte Juliet morgens förmlich zur Arbeit, so viel Spaß machte sie ihr.
    Sie wusste wirklich nicht, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen sollte. Sie hatte noch nie einen richtigen Freund gehabt. Ein paar Flirts in der Schule, eine halbernste Beziehung mit einem Mitschüler, aber sie waren nicht über Treffen in einer größeren Gruppe oder gelegentliche Küsse in einem Auto hinausgekommen. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, mit ihm Schluss gemacht zu haben. Es hatte sich von allein erledigt.
    Sie wusste nur eines ganz sicher. Wenn Myles in ihrer Nähe war, war alles anders. Sie war anders. Fröhlicher, lebendiger, glücklicher. Sie genoss seine Nähe. Sie wusste, dass es ihm ebenso ging. Er hatte es ihr gesagt. Er hatte gesagt, wenn er von ihr gewusst hätte, hätte er seine Eltern schon viel früher und viel öfter besucht. Das musste doch etwas bedeuten.
    Bis zu seiner Rückreise blieb ihr nur noch ein Monat. Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Sie benötigte auf der Stelle einen Rat. Sie ging im Geiste ihre Schwestern durch. Clementine? Nein, sie war zu sehr mit Maggie und ihrer Vogelwelt beschäftigt. Sadie? Das würde doch nur zu einem Gespräch darüber führen, warum Sadie selbst noch nie einen Freund gehabt hatte. Eliza? Sie schien Männer kaum zur Kenntnis zu nehmen. Dann blieb wohl nur Miranda.
    Ihre Chance kam gleich am nächsten Tag nach dem Abendessen. Miranda ging in ihr Zimmer. Juliet wartete ein wenig, klopfte an die Tür und trat ein.
    Ihre Schwester lag auf dem Boden und machte Sit-ups. Sie trug lediglich einen schwarzen, seidenen Slip, ihr Gesicht war mit einer grünen Cremeschicht bedeckt. Miranda unterbrach ihre Übungen nicht, wies aber auf das Bett. »Ich bin gleich so weit. Setz dich.«
    Juliet kauerte sich auf die Bettkante und schaute sich im Zimmer um, damit sie nicht mit ansehen musste, wie schlank und beweglich ihre Schwester war.
    Mirandas Zimmer wirkte immer, als stammte es aus einem Einrichtungsmagazin. Es wurde jeden Monat umdekoriert. Die Kommode stand voller Cremes, Lotionen, Make-up und kleinen Schälchen mit Modeschmuck. Über ein Dutzend Parfumflakons drängten sich auf einem Regal. Auf dem Bett stapelten sich seidene Kissen in verschiedenen Grün-und Blautönen. Der Teppich war aus flauschiger, gefärbter Wolle, in Rot-und Rosatönen. Es sah wie in der Flasche der Bezaubernden Jeannie aus. Opulent und sinnlich.
    In Juliets Zimmer hingen noch immer die gleichen Vorhänge vom Einzug: blau-weiß kariert, mit einem Spalt in der Mitte. Die Bettdecke war aus Chenille und an vielen Stellen schon abgenutzt. Juliet hatte ein Bücherregal, eine Kommode und einen kleinen Hocker, der dringend neu bezogen werden musste. Nichts passte zusammen. Es hatte sie auch nie sonderlich gekümmert. Aber vielleicht lag da ja ihr Problem mit Männern begründet. Sie war einfach nicht weiblich genug.
    Nicht dass Miranda je ins Detail gegangen wäre, doch Juliet wusste, dass es ihrer Schwester nicht an Freunden und Verehrern mangelte. Sie konnte genau sagen, wann Miranda jemanden hatte. Sie strahlte es aus. Eine Wolke aus Glamour, Erregtheit und Selbstvertrauen.
    Miranda zählte die letzten Sit-ups und stand graziös auf, als sie bei hundert angekommen war. »Nun denn, Mutter Natur, was kann ich für dich tun?«
    »Erst einmal, mich nicht so nennen.«
    »Oh, wir haben die Krallen ausgefahren. Was ist denn los? Ist das Soufflé heute zusammengefallen?«
    Juliet konnte sie nicht angiften. »Du musst mir helfen, mich in eine Femme fatale zu verwandeln.«
    Miranda lachte laut los. »Ach, weiter nichts? Kein Problem.«
    »Lach mich bitte nicht aus. Ich komme mir schon blöd genug vor, dich überhaupt um Hilfe zu bitten.«
    »Ich lache dich nicht aus. Nicht wirklich.«
    Juliet holte tief Luft. »Miranda, ich bin mir nicht sicher, ob du noch Jungfrau bist oder nicht …«
    »Gut, das geht dich nämlich nichts an.«
    »… ich aber wohl. Und ich will es nicht mehr.«
    »Du willst, dass ich dir helfe, deine Jungfräulichkeit zu verlieren? Juliet, da hast du dir die Falsche ausgesucht. Ich bin eine Frau. Noch dazu deine Schwester. So etwas verstößt

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