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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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schüttelten sich die Hände. Seine Hand war warm, sein Griff fest. Sie entspannte sich. »Wenn Sie mir die Frage erlauben, warum leeren Sie um acht Uhr in der Früh unseren Eisschrank?«
    »Um ihn zu reparieren. Zumindest versuche ich das. Mum sagt, der Thermostat macht Probleme. Und weil ich nicht schlafen konnte, habe ich gedacht, ich fange damit an, bevor die Gäste kommen.«
    »Sie können Eisschränke reparieren?«
    »Und Kühlschränke. Und Autos. Und Motorräder.«
    Juliet war überrascht. Die Stottingtons hatten oft über Myles gesprochen, wie geschäftstüchtig, wie clever er wäre. Sie hatte immer angenommen, er hätte einen Bürojob, wäre Buchhalter oder sogar Anwalt.
    »Und kriegen Sie das hin?«
    »Kein Problem.«
    »Darf ich Ihnen auf den Schreck einen Kaffee anbieten?«
    »Wenn Sie auch einen trinken, ja.«
    Zwanzig Minuten später hatte Juliet weder die Speisekarten neu geschrieben noch die Tische gedeckt. Stattdessen hatte sie sehr viel gelacht. Myles hatte ihr vom Abenteuer seiner Reise berichtet – er war über Hongkong geflogen und hatte jeden nur erdenklichen Albtraum erlebt, von langen Verspätungen bis zu vergrippten Sitznachbarn. Aber er hatte es sehr komisch geschildert. Und er hatte ihr viele Fragen gestellt.
    »Fünf Schwestern, ein Vater und ein kleines Mädchen? Das muss ja ein Tollhaus sein. Wie kommt Ihr Vater zurecht?«
    Juliet erzählte ihm von Denkland und Leos Erfindungen. Die Rasenmähergeschichte verschwieg sie, aber es gab genügend andere zur Auswahl. Der Föhn. Der Spinnenfänger. Der Kinderwagen mit Schaukelautomatik.
    Anfangs hatte er gelacht. Dann stellte er präzise Fragen. Hatte ihr Vater bei dem Kinderwagen eine hydraulische Mechanik verwendet oder eine Federung? Wie bremste der Wagen? Hatte ihr Vater es mit einer Schub-Zug-Vorrichtung versucht, mit Gewichten?
    Juliet gab es offen zu – sie hatte nicht die geringste Ahnung. Sie hätte sich auch mit der Erklärung abgefunden, dass der Kinderwagen von Zauberhand bewegt wurde. Sie stand kurz davor, Myles einzuladen. Ihr Vater hätte doch gerne eine andere Meinung gehört. Er musste doch weiß Gott genug davon haben, in die verständnislosen Augen seiner Töchter zu blicken, wenn er ihnen einen Mechanismus oder Apparat erklären wollte, der ihr Leben revolutionieren würde. Myles griff nach einer Papierserviette und machte sich Notizen. Es war ihm wirklich ernst.
    Juliet glühte innerlich. Man konnte sich so leicht mit ihm unterhalten. Außerdem war er sehr attraktiv. Je länger sie ihn ansah, umso mehr.
    Die Tür ging auf. Mr. und Mrs. Stottington standen strahlend im Eingang.
    »Hab ich’s dir nicht gesagt, Reg?«, sagte Mrs. Stottington und stieß ihren Mann an. »Die beiden verstehen sich blendend. Wusste ich’s doch. Ist er nicht reizend, Juliet? Und Single ist er auch noch. Warum unternehmen Sie nicht mal etwas zusammen? Zeigen Sie ihm doch die Stadt. Das würde ihm bestimmt gefallen, nicht wahr, Myles? Na los, Juliet, nun machen Sie schon.«
    Juliet wurde feuerrot.
    »Na los, Juliet«, sagte Myles. Er hatte ein wunderbares Funkeln in den Augen. »Nun machen Sie schon.«
    Und so verabredete sie sich mit ihm.

    Es war einen Monat später. Juliet war in Nöten. Es entsprach gar nicht ihrer Natur, sich ihren Schwestern anzuvertrauen. Besonders nicht, wenn es um Männer ging. Über Jungs und die Arbeit sprach sie mit ihren Freundinnen aus der Schulzeit, bei billiger Pizza und Rotwein. Aber zwei ihrer Freundinnen waren aus Tasmanien weggezogen, eine erwartete ihr erstes Kind, und die drei anderen lebten in langjährigen Beziehungen und waren anderweitig beschäftigt. Eigentlich mussten ihre Freundinnen auch nicht alles über sie wissen. Sie wollte nicht unsicher wirken oder – schlimmer noch – sich so fühlen.
    Doch sie brauchte Hilfe. Vielleicht irrte sie sich ja, vielleicht war es nur ein Rausch der Hormone, aber was sie auch tat, wie sehr sie sich vom Gegenteil zu überzeugen suchte, es ließ sich nicht leugnen. Sie war in Myles Stottington verliebt.
    Es war einfach lächerlich, das sagte sie sich ständig. Sie kannte ihn doch erst seit einem Monat. Sie war doch nur eine Angestellte seiner Eltern. Er nur für kurze Zeit in Tasmanien. Nur weil sie ab und zu etwas zusammen unternommen und dabei die ganze Zeit geredet und gelacht hatten, hatte das doch nichts zu bedeuten. Und dass ihre Knie butterweich wurden, wenn er sie küsste, hatte ganz sicher ebenso wenig zu bedeuten. Zweifellos.
    Es waren aber nicht nur ihre

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