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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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doch es war das Sammelbuch, das du für Maggie hättest anlegen müssen.
    Clementine hatte weiter gelächelt, selbst als ihr später bewusst wurde, dass sie nicht allein das schlechte Gewissen plagte. Das Sammelbuch gab ihr ein ungutes Gefühl. Sadie hätte in ihrer Freizeit etwas für sich tun und nicht ausschließlich Material über Maggie sammeln sollen. Clementine war auch aufgegangen, dass Sadie wohl heimlich in ihrem Zimmer herumgesucht hatte, um Dinge wie die Geburtsurkunde zu finden. Wie kam sie dazu?
    Sie empfand nicht so, wenn ihre anderen Schwestern Maggie Geschenke machten. Sie mochte es, wie sie, jede auf ihre Weise, mit ihr umgingen. Juliet verwöhnte sie, Miranda neckte sie, Eliza belehrte sie. Sie fand es wundervoll, wenn Maggie Zeit mit Leo verbrachte. Ihre Beziehung war ganz besonders harmonisch. Geprägt von Ritualen und Spielen, ihrer unverhohlenen Bewunderung für ihn und seiner tiefen Zuneigung zu ihr.
    Clementine versuchte, sachlich zu bleiben. Es wäre vermutlich schlimmer, wenn Sadie Maggie nicht so sehr lieben würde. Sie sollte dankbar sein. Und sie war dankbar.
    Aber es behagte ihr trotzdem nicht.

    Miranda sortierte ihren Kleiderschrank aus. Bis zu ihrem Auszug waren es noch Wochen, aber da ihre Entscheidung einmal feststand, wäre sie am liebsten auf der Stelle ins Flugzeug gestiegen. Ihr wirkliches Leben begann. Vorbei waren die Tage, an denen sie sich in der Drogerie die Beine in den Bauch stehen musste, in diesem unvorteilhaften Kittel, und immer freundlich lächeln musste, wenn verschnupfte Kunden zu ihr kamen, verschrobene alte Leute, fordernde Verkäufer, weinende Kinder … Sie brach die Liste ab. Ihr kamen die Worte eines Ausbilders bei ihrem Bewerbungsgespräch in den Sinn: »Sie dürfen Ihre Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Sicher, vieles ist glamourös – die Luxushotels, das ständige Reisen und die hervorragende Bezahlung -, aber denken Sie daran, Sie werden viel auf den Beinen sein und sich mit unhöflichen, verängstigten und betrunkenen Menschen herumschlagen. Beim Anblick Ihrer Uniform werden Sie für die meisten vom Menschen zur Sklavin.« Miranda lachte laut. Im Grunde änderte sich nicht viel. Nur, dass sie künftig Getränke, Essen und Sicherheitsbroschüren statt Hämorrhoidensalbe, Tabletten und Hautcremes austeilen würde. Und natürlich wäre sie hoch über den Wolken und nicht auf Hobarts sehr irdischer Einkaufsstraße.
    Sie setzte sich vor den Spiegel und lächelte sich zu. »Willkommen an Bord.« Das Lächeln wurde zu einem Grinsen.

    Eliza marschierte stramm Richtung Fitnessstudio. Seit sie verkündet hatte, dass sie nach Melbourne gehen würde, verbrachte sie noch mehr Zeit beim Training. Nicht nur, weil es sie beruhigte, sondern um Fragen aus dem Weg zu gehen.
    Denn sie hatte keine Stelle. Mit Mark hatte sie nie mehr gesprochen. Sie hatte von einem Freund aus ihrer Laufgruppe gehört, dass er, seine Frau und die Kinder noch in Melbourne waren und es ihnen gut ging, dass sie noch immer zusammen waren. Eine Weile hatte sie mit dem Gedanken gespielt, in eine andere Stadt zu gehen. Nach Sydney. Adelaide. Nein, hatte sie schließlich entschieden. Sie konzentrierte sich seit Jahren auf Melbourne und würde das jetzt auch durchziehen. Sie hatte eine Liste mit zehn Fitnessstudios, die sie aufsuchen und notfalls um einen Job anflehen wollte. So konnte sie wertvolle Erfahrungen sammeln. Wenn nichts funktionierte, würde sie nachts kellnern und das Geld zusammenhalten. Marktforschungen anstellen. Ihre Geschäftsideen austesten. Kontakte knüpfen. Und wenn die Zeit reif war, würde sie ihre eigene Firma gründen, eigenes Personal einstellen und ihren eigenen Klientenstamm aufbauen. Es war egal, wie lange es dauern würde. Sie wollte nur endlich den ersten Schritt machen.

    Leo ging wie immer nach dem Essen in den Schuppen. Er arbeitete nicht, er setzte sich nur an die Werkbank und ließ die vergangenen Tage Revue passieren. Er ging im Geiste die Reihe seiner Töchter durch, wie er es seit dem Tag ihrer Geburt immer wieder getan hatte. Zuerst dachte er an Juliet. Er freute sich so für sie. Er mochte Myles, ein wahrer Kavalier. Juliet war ein sehr vernünftiges Mädchen und verdiente es, glücklich zu werden.
    Er stellte sich Miranda als Stewardess vor. Irgendwie war das genau das Richtige für sie, mit ihrem Glamour, ihrem Esprit und dem Bedürfnis nach ständiger Abwechslung. Von ihrem Aussehen und Temperament ganz zu schweigen. Er machte sich weit größere

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