Die Toechter der Familie Faraday
Im Sand malen. Maggie weinte nur drei Mal, weil sie zu ihrer Mum wollte und traurig war, dass sie immer noch krank war. Ansonsten gab es keine Probleme mit ihr. Sadie sagte ihr jeden Tag, wie stolz sie auf sie war. »Du bist das tollste Mädchen auf der ganzen Welt, Maggie. Weißt du das?«
Maggie nickte.
Am nächsten Tag sagte Sadie, es wäre Zeit für ein weiteres Abenteuer. Sie nahmen wieder den Bus. Sie waren den halben Tag unterwegs. Sadie sagte, ein halber Tag hätte zwölf Stunden. Maggie schrieb all die Zahlen in das neue Notizbuch, das Sadie ihr geschenkt hatte. Im Bus war eine kleine Toilette. Maggie fand das sehr lustig. Sie ging drei Mal.
Sie fuhren zu einem Campingplatz am Meer, mit noch mehr Wohnwagen.
»Ich wünschte, meine Mum wäre da«, sagte Maggie. »Und Tollpatsch. Und Juliet und Miranda und Eliza.«
»Ich auch, Maggie. Das wäre lustig, oder? Aber im Moment sind wir beide allein hier, also, was wollen wir machen?«
Maggie zuckte mit den Schultern. »Egal.«
»Dann entscheide ich. Dann machen wir noch mehr Würstchen und Bratäpfel, und wenn du ganz doll brav bist, gibt es heute Abend auch Eis. So viel wir wollen.«
»So viel wir wollen?«
»Und sogar noch mehr.«
»Guten Morgen«, sagte Sadie am nächsten Tag.
Maggie gähnte laut.
»Rat mal, mit wem ich gerade gesprochen habe.«
Maggie setzte sich verschlafen auf.
»Mit deiner Mum«, sagte Sadie.
Maggie wurde wach. »Meiner Mum.«
»Deiner Mum. Sie schickt dir ganz viele liebe Grüße und sagt, dass sie dich vermisst und hofft, dass du ganz viel Spaß hast. Ich hab ihr gesagt, dass du das tollste Mädchen auf der Welt bist und wir ein ganz tolles Abenteuer erleben.«
Maggie kletterte von ihrem Bett hinunter. »Kann ich mit ihr sprechen?«
»Es tut mir leid, Maggie. Sie durfte nur ganz kurz ans Telefon und musste gleich wieder ins Bett. Sie hat viel gehustet, die Ärmste. Aber ich soll dir sagen, dass sie dich sehr lieb hat.«
»Das würde sie nie sagen. Sie würde ›sehr, sehr, sehr, sehr, sehr‹ sagen. Fünfmal. Nicht einmal.«
Sadie lächelte. »Tut mir leid, Maggie, das hab ich vergessen. Genau das hat sie gesagt. Na komm, zieh dich an und dann frühstücken wir.«
»Maggie, weißt du noch, wie wir damals gespielt haben, wir wären jemand anders? Wollen wir jetzt mal spielen, dass du meine Tochter bist?«
»Aber ich bin deine Nichte.«
»Manchmal ist es aber einfacher, ›Tochter‹ zu sagen. Wenn ich sage, dass du meine Nichte bist, fragen die Leute immer: ›Und wo ist ihre Mum?‹, und dann müssen wir den ganzen Tag lang Fragen beantworten, statt Spaß zu haben und unser Abenteuer zu erleben.«
»Mum fehlt mir.«
»Ich weiß.«
Die Tränen flossen. »Ich will zu meiner Mum, Sadie.«
»Ach, Liebes, ich bin doch da.«
»Ich will zu Mum.«
»Das geht nicht, Süße. Sie ist doch im Krankenhaus.«
»Aber wenn sie krank ist, will ich nach ihr sehen.«
»Sie hat gute Ärzte.«
»Ich will mit ihr sprechen. Es ist mir egal, wenn ihre Stimme komisch ist. Ich will auch mit Tollpatsch sprechen. Und mit Juliet. Und Miranda. Und Eliza. Sie fehlen mir so.«
»Dann rufen wir an. Aber ich habe nicht sehr viel Geld. Möchtest du mit den anderen oder mit deiner Mum sprechen?«
»Meiner Mum.«
»Dann warte hier, ich rede mit dem Mann vom Büro, okay?«
Maggie setzte sich ins Büro. Der Mann war nicht da, aber seine Frau. Sie war sehr alt. Sadie sagte ihr, sie müsste ein paar Besorgungen machen und käme gleich zurück.
Das Telefon klingelte. Die Frau ging an den Apparat und reichte ihn Maggie. »Das ist für dich.«
»Maggie, hallo!«
Ihre Stimme klang wirklich komisch. »Mum! Wo bist du?« »Ich bin im Krankenhaus, aber es ist alles gut. Ich bin bald wieder draußen.« Ihre Mum fing an zu husten. »Wie geht es dir? Hast du mit Sadie viel Spaß?«
»Du fehlst mir.«
»Du fehlst mir ja auch. Aber mir wird es bestimmt bald besser gehen. Was habt ihr denn so gemacht?«
»Unser Haar ist jetzt rot und wir sind auf einem Abenteuer. Morgen gehn wir zum Strand. Wir können Tollpatsch nicht anrufen, weil wir nicht genug Geld haben, aber er kann doch anrufen, oder?«
»Er hat im Moment so viel zu tun, aber er lässt dich ganz lieb grüßen.« Ihre Mum musste wieder husten. »Ich muss Schluss machen. Ich hab dich sehr, sehr, sehr, sehr lieb.«
»Das war nur viermal.«
»Was?«
»Das war nur viermal. Du musst es fünfmal sagen.«
»Ich hab dich sehr, sehr, sehr, sehr, sehr lieb.«
Als Sadie zurückkam, saß Maggie noch
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