Die Toechter der Familie Faraday
wärst es, selbst wenn ich einhundert Nichten hätte. Ich hab eine Idee, Maggie. Lass uns das ganze Leben hier verbringen, wir sehen die ganze Zeit fern und fahren jeden Tag mit der Straßenbahn …«
»Und essen Fritten und fahren zum Strand …«
Sadie nickte. »Und essen so viel Eis, wie wir wollen. Du musst nie mehr in die Schule, und wir werden die ganze Zeit ganz tolle Abenteuer erleben.«
»Klettern wir auch auf den Wunderweltenbaum?«
»Natürlich. Ein so wunderbares Mädchen wie du muss doch auf den Wunderweltenbaum.«
»Das würde ich gern tun.«
»Ganz ehrlich?«
Maggie nickte.
»Ich auch«, sagte Sadie.
Miranda rief am folgenden Morgen an. Sie war in Perth. Sie sprach kurz mit Sadie, dann wollte sie mit Maggie reden.
Maggie fing an zu kichern, sobald sie den Hörer in der Hand hielt. Miranda brachte sie immer zum Kichern. »Ja, und ich habe zehn Möwen gesehen. Wir haben Fritten gegessen. Ich habe fünfundzwanzig Fritten gegessen. Nein, hast du nicht. Das glaub ich dir nicht. Ich frag Sadie.« Sie drehte sich um. »Sadie, hat Miranda einmal fünfzig Fritten auf ihrer Nase balanciert und sie danach alle gegessen?«
»Ich erinnere mich nicht.«
»Sie kann sich nicht erinnern«, sagte Maggie ins Telefon. Sie hörte zu und lachte wieder. »Sadie, Miranda sagt, du hättest sie alle gegessen, nicht sie.«
»Sehr komisch«, grummelte Sadie, ohne von ihrer Zeitung aufzusehen.
Maggie sprach noch ein wenig länger mit Miranda. Als sie fertig war, drehte sie sich wieder zu Sadie. »Willst du noch mal mit Miranda sprechen?«
»Nein, danke«, sagte Sadie.
Am nächsten Tag traf eine Postkarte ein. Clementine musste sie an dem Tag abgeschickt haben, als Maggie und Sadie abgereist waren.
LIEBE MAGGIE, ICH HAB DICH GANZ DOLL LIEB UND VERMISSE DICH SEHR. ICH HOFFE, DU HAST GANZ VIEL SPASS. ALLES LIEBE, CLEMENTINE XXXXX
»Da steht dein Name nicht drauf, Sadie. Das hat sie vergessen.«
»Ja, wahrscheinlich«, sagte Sadie.
Abends saß Maggie in ihrem Zimmer und malte. Sadie kam zu ihr. Sie ging in die Knie, damit sie und Maggie gleich groß waren. »Maggie, Tollpatsch hat gerade angerufen, um …«
»Tollpatsch! Ich will mit ihm sprechen!«
»Nein, mein Herz, er hat schon wieder aufgelegt. Er konnte nur ganz kurz sprechen, weil er mir etwas sagen musste. Maggie, du weißt, dass deine Mum auf der Insel ist, im Freien schläft und Vögel beobachtet? Und du weißt auch, wie kalt es da ist?«
Maggie nickte.
»Tja, es tut mir wirklich leid, aber deine Mum hat sich ganz schlimm erkältet, sie muss ganz viel husten und niesen. Und die Ärzte meinen, sie hat vielleicht noch etwas anderes, das nennt man Lungenentzündung. Tollpatsch sagt, es geht ihr gut, aber die Ärzte meinen, sie sollte im Moment lieber nicht nach Hause fahren oder andere Leute sehen, damit die nicht auch krank werden.«
»Aber wenn meine Mum krank ist, muss ich mich doch um sie kümmern.«
»Das geht nicht, mein Herz, das müssen wir den Ärzten überlassen. Das sind wirklich gute Ärzte, sie werden sie schon ganz bald gesund machen. Aber das heißt, dass wir eine Zeit lang nicht mit ihr sprechen können.«
»Kann ich ihr denn schreiben?«
»Natürlich kannst du ihr schreiben. Weißt du, was? Wir schreiben ihr gleich heute Abend eine Karte, um ihr gute Besserung zu wünschen, und bringen sie morgen früh zur Post. Dann bekommt sie die Karte in ein paar Tagen. Und sie schreibt dir auch, ganz sicher. Aber das heißt, dass wir noch ein wenig länger hierbleiben können. Und da habe ich eine Idee, Maggie. Ich hab mit Tollpatsch am Telefon darüber geredet, und er findet auch, dass es eine tolle Idee ist. Weißt du noch, wie wir von unserem großen Abenteuer gesprochen haben?«
Maggie nickte.
»Dann lass es uns tun. Gleich morgen. Nur du und ich. Was sagst du?«
Maggie setzte sich auf. »Ein richtiges Abenteuer? Was für eins?«
»Ein ganz tolles. Mit ganz vielen Überraschungen.«
»Aber Miranda kommt doch nach Hause.«
»Wirklich?«
»Sie hat am Telefon gesagt, dass sie uns überraschen und nächste Woche einen Tag nach Melbourne kommen will.«
»Ach, stimmt, das wollte ich dir auch noch erzählen. Miranda hat gestern Abend angerufen, als du schon im Bett warst. Sie sagt, dass es ihr wirklich leidtut, aber sie muss doch arbeiten und kann nicht nach Melbourne kommen. Und außerdem braucht eine Freundin die Wohnung hier. Also müssen wir beide irgendwo anders hin. Und stell dir vor, da müssen wir mit dem Zug hinfahren.«
»Mit
Weitere Kostenlose Bücher