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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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dem Zug!«
    »Mit einem Zug mit großen Fenstern und einem Wagen mit einem Restaurant, da können wir unterwegs ein Sandwich essen und etwas trinken.«
    »Weiß Mum denn, wohin sie mir schreiben muss, wenn wir mit dem Zug fahren?«
    »Natürlich. Ich schicke ihr unsere neue Adresse, sobald wir angekommen sind. Es wird wohl ein wenig dauern, bis sie dir schreiben kann, weil sie so krank ist. Aber ich möchte, dass du ihr schreibst und ihr erzählst, was wir machen und wie glücklich du bist, okay? Sollen wir ihr jetzt ein Bild malen?«

18
    Am nächsten Morgen nahmen sie den Zug. Die Reise dauerte sechs Stunden. Dann fuhren sie zwei Stunden lang mit dem Bus. Maggie langweilte sich sehr. Erst als Sadie ihr versprach, dass sie so viele Lutscher bekäme, wie sie wollte, hörte Maggie auf zu weinen. Sie stiegen an einer Haltestelle mit ganz vielen Bäumen aus und gingen ein Stück. Maggie wollte nicht mehr. Sie blieb immer wieder stehen.
    Sadie wartete jedes Mal geduldig. »Wir sind bald da, Maggie, versprochen.«
    »Wo sind wir?«
    »Das ist eine Überraschung. Wir erleben ein Abenteuer, das weißt du doch.«
    »Ich will nach Hause.«
    »Erst erleben wir unser Abenteuer, dann kommst du wieder nach Hause.«
    »Ich will aber jetzt nach Hause.«
    Sadie ging zu ihr und kniete sich hin. »Weißt du, wo wir heute Nacht schlafen werden?«
    Maggie schüttelte den Kopf, die Unterlippe zitterte.
    »Wir schlafen in einem Wohnwagen. Ein Wohnwagen ist ein Puppenhaus für große Leute. Und weißt du, was es noch gibt, wenn wir ganz viel Glück haben? Ein Lagerfeuer.«
    »Was ist das?«
    »Das ist ein Feuer draußen, im Freien, darauf kann man kochen. Klingt das nicht toll? Wir können uns Kartoffeln und Bohnen machen und uns ans Feuer setzen und singen.«
    »Was denn singen?«
    »Was immer du willst.«
    Maggie ging weiter, aber nach zehn Schritten blieb sie wieder stehen, der Rucksack rutschte ihr von der Schulter. »Ich bin müde.«
    »Wir sind fast da, versprochen.« Sadie wies nach vorn. »Siehst du, dort?«
    »Was steht auf dem Schild?«
    »Da steht ›Campingplatz Fröhliche Bucht‹.«
    »Welches Wort ist ›fröhlich‹?«
    »Das zweite.«
    »Aber das ist kein F , das ist ein B .«
    »Die haben das nur so komisch geschrieben.«

    Maggie fand den Wohnwagen toll. Sie machte alle Schränke auf, lachte über den kleinen Herd, kletterte in das Etagenbett. »Selbst der Fernseher ist klein.«
    »Stell dir doch vor, wir wären auch klein.«
    »Ich bin klein.«
    Sadie lachte. »Allerdings. Gefällt es dir? Wollen wir eine Weile hierbleiben und ein Abenteuer erleben?«
    »Meine Mum ist krank.«
    »Ich weiß, mein Herz, aber mach dir keine Sorgen, ihr geht es bald besser. Und sie würde sich doch auch viel weniger Sorgen machen, wenn sie wüsste, dass wir beide Spaß haben, oder?«
    Ein Nicken.
    »Dann lass uns Spaß haben und heute Abend ein Picknick machen, und morgen schicken wir ihr wieder eine Karte, einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Sadie griff in ihre Tasche. »Und was habe ich hier? Ganz viele Vegemite-Sandwiches!«
    Maggie klatschte in die Hände.

    Am nächsten Tag spielten sie auf dem Rasen vor dem Wohnwagen und in dem kleinen Schwimmbecken, das sie ganz für sich allein hatten. Sie lagen in der Sonne, trockneten ihre Badeanzüge und ihr Haar, als Sadie Maggie fragte: »Sag mal, Maggie, hast du je überlegt, wie es wäre, rotes Haar zu haben?«
    »So wie Miranda?«
    »Nicht ganz wie sie. Aber ich hab in dem kleinen Laden hier eine Packung gesehen. Wir könnten deine Haarfarbe ändern, wenn du willst.«
    »Aber Mum mag das sicher nicht. Wir haben doch beide dieselbe Haarfarbe.«
    »Nur solange wir das Abenteuer erleben.«
    »Okay.«

    Maggie schrieb ihrer Mutter am nächsten Tag eine Karte. Sie brauchte für die Buchstaben sehr lange. Sadie musste ihr bei den meisten helfen.
    LIEBE MUM, WIR HATTEN HEUTE ABEND VIEL SPASS. WIR HABEN JETZT ROTES HAAR. SADIE HAT TOAST MIT KÄSE UND TOMATENSUPPE GEMACHT. ICH HAB DICH GANZ DOLL LIEB. MAGGIE XXXXX
    »Sollen wir jetzt zum Briefkasten gehen?«
    »Nein, das mache ich morgen, wenn ich einkaufen gehe. Es regnet heute Abend ein wenig. Macht es dir noch Spaß, Maggie?«
    Maggie nickte. »Ich find’s ganz toll.«
    »Ich auch.«
    »Ich wünschte, wir könnten immer so leben.«
    »Ich auch.«

    Sie blieben fünf Nächte im Wohnwagen. Maggie schrieb ihrer Mutter drei Mal und erzählte ihr, was sie machten. Schwimmen. Lesen. Verstecken spielen. »Ich sehe was, was du nicht siehst« spielen.

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