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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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immer auf dem Stuhl, ließ die Beine baumeln und sprach mit der alten Frau. Sie hatte einen Lutscher in der Hand. »Sadie, die Frau sagt, hier gibt es Pinguine und manchmal kommt sogar eine Robbe.«
    »Na, dann lass uns morgen nach ihnen suchen. Wie geht es deiner Mum?«
    »Gut. Was gibt’s zum Essen? Ich hab Hunger.«

    Am folgenden Tag hatte Maggie gerade zehn kleine Steine aufgereiht, acht Federn und zwölf Muscheln, als Sadie zu ihr kam, beide Hände hinter dem Rücken. »Ich hab was für dich. Welche Hand?«
    Maggie zeigte auf die linke Hand. Sie war leer. Maggie zeigte auf die rechte Hand. Darin war ein Blatt Papier.
    »Es ist ein Brief von deiner Mum und von Tollpatsch. Er ist heute gekommen. Soll ich ihn dir vorlesen?«
    Maggie vergaß ihre Zahlen. Sie nickte.
    »Hier steht: ›Liebe Maggie, es war schön, gestern mit dir zu sprechen. Ich hoffe, du hast mit Sadie viel Spaß. Hast du ein Glück, dass du ein Abenteuer erleben darfst. Es ist wie in einem Enid-Blyton-Buch. Als Nächstes klettert ihr bestimmt auf den Wunderweltenbaum. Bei uns ist alles in Ordnung. Du fehlst uns. Alles Liebe, Clementine und Tollpatsch‹. Und da stehen fünf Küsse, siehst du?«
    Maggie zählte nach. »Mum hat das Herz vergessen.«
    »Welches Herz?«
    »Sie malt immer ein Herz über meinen Namen.«
    In der folgenden Nacht weinte sich Maggie in den Schlaf. Am nächsten Tag kam wieder ein Brief von ihrer Mum. Darin stand, dass sie nicht traurig sein sollte. Sie sollte einfach mit Sadie ganz viel Spaß haben. Diesmal stand das Herz über ihrem Namen.

    An den meisten Tagen hatten sie den Strand ganz für sich. An diesem Tag waren dort nur zwei andere Leute, am anderen Ende, ein Mann und eine Frau.
    Maggie hatte ein Stück Schnur gefunden und bat Sadie, es um ein Stück Treibholz zu binden. Sie zog es am Strand hinter sich her. Die Sandkörnchen flogen in Sadies Buch.
    »Vorsicht, Maggie.«
    »Das ist mein kleiner Hund, er heißt Kleiner, und ich gehe mit ihm am Strand spazieren.«
    »Geh aber nicht zu weit. Nur fünf Bäume weit. Und achte darauf, dass du mich die ganze Zeit über sehen kannst, okay?«
    »Okay.«
    Maggie ging los und malte Formen in den Sand. Sie sammelte Muscheln – vier rote und sechs weiße – und steckte sie in ihre Tasche. Sie drehte sich jedes Mal um und prüfte, ob sie Sadie noch sehen konnte. Sie hatte gerade bis zum fünften Baum gezählt und zog Kleiner in die andere Richtung, um zurückzugehen, da hörte sie ihren Namen.
    »Maggie? Maggie Faraday? Bist du das?«
    Es war die Frau. Sie kam näher und beugte sich lächelnd zu ihr. »Du bist es tatsächlich, Maggie. Ich bin Lucy. Erinnerst du dich an mich? Ich habe letztes Jahr in der Bibliothek an deiner Schule gearbeitet.«
    »Hallo, Lucy.«
    »Ich wusste nicht, dass du hier Urlaub machst.«
    »Ich bin mit meiner Tante Sadie hier.« Sie wies auf Sadie weiter unten am Strand. Sie war in ihr Buch versunken. »Mum ist im Krankenhaus, und wir beide sind auf einem Abenteuer.«
    »Deine Mum ist im Krankenhaus? Was hat sie denn?«
    »Etwas Schlimmes. Sie hustet ganz viel.«
    »Das ist ja schrecklich. Na, hoffentlich wird sie bald gesund. Wir fahren morgen nach Hobart zurück, dann werde ich mal bei ihr vorbeischauen.«
    »Das geht nicht. Sie ist zu krank.«
    »Dann schicke ich ihr wenigstens Blumen.«
    Als Maggie zu Sadie zurückkam, hatte sie zehn rosa Muscheln gefunden, neun schwarze und vier Stück Tang. Sie konnte das alles kaum tragen und auch noch Kleiner hinter sich herziehen.
    Sadie musste lachen, als sie sah, wie Maggie sich abmühte. »Das hast du ganz toll gemacht. Wollen wir ein Bild daraus machen?«
    Sie hatten dabei so viel Spaß, dass Maggie völlig vergaß, Sadie von der Frau aus Hobart zu erzählen.

    Zwei Abende später saßen Maggie und Sadie an einem kleinen Feuer vor ihrem Wohnwagen und schoben mit langen Stöcken Kartoffeln in Alufolie hin und her.
    Morgens war ein weiterer Brief von ihrer Mutter gekommen. Maggie hatte gefragt, wie der Postbote sie finden konnte, und Sadie hatte gesagt, Postboten wären besondere Leute. Sie konnten einen überall finden.
    Sie hatten gerade ihre Kartoffeln gegessen, direkt aus der schwarzen Folie, mit ganz viel Butter, die ihnen über die Finger gelaufen war, als Maggie ihren Namen hörte. Sie dachte im ersten Augenblick, es wäre wieder die Frau vom Strand. Maggie und Sadie sahen auf. Dann erkannte Maggie, wer sie da rief. Es war ihre Mum. Ihre Mum!
    »Maggie! Maggie!«
    Ihre Mum . Sie lief über den Rasen,

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