Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
Vom Netzwerk:
erkaufen, indem er ihr Süßigkeiten zusteckte, nach denen es sie, wie er wußte, verlangte. Aber nichts schien zu helfen. Unerbittlich entglitt sie ihm immer weiter, und seine Bitterkeit gegen die Ehefrau nahm mehr und mehr zu, je größer dieser Abstand wurde. Acht Jahre nach der Vermählung wußte Äke, daß er einen gewaltigen Fehler begangen hatte. Aber er schaffte es nicht, sich aus der Sache zu lösen. Und selbst wenn das Mädchen nichts von ihm wissen wollte, fühlte er doch, daß er ihre letzte Sicherheit war. Wenn er aus ihrem Leben verschwand, wußte er nicht, wozu seine Frau noch fähig wäre. Über sie machte er sich keine Illusionen mehr.
    Agnes war sich all dieser Dinge bewußt. Zuweilen verfügte sie über eine geradezu schaurige Intuition, und sie konnte in einem Menschen wie in einem offenen Buch lesen.
    Sie saß vor ihrem Toilettentisch und machte sich zurecht. Ohne Äkes Wissen hatte sie seit dem letzten halben Jahr eine leidenschaftliche Affäre mit einem seiner engsten Freunde. Sie steckte ihr schwarzes Haar hoch, in dem noch immer keine einzige graue Strähne zu sehen war, und tupfte etwas Parfüm hinters Ohr, auf die Handgelenke und in die Furche zwischen den Brüsten. Die schwarzseidene Spitzenunterwäsche zeigte, daß ihre Figur noch immer viele junge Mädchen vor Neid erblassen lassen würde.
    Sie freute sich auf das Treffen, das, wie üblich, im Hotel Eggers stattfinden sollte. Per-Erik war ein richtiger Mann, im Unterschied zu Äke, und hatte zu ihrer Befriedigung immer öfter davon geredet, daß er sich von seiner Frau scheiden lassen wolle. Sie war nicht so naiv, derartigen Versprechungen verheirateter Männer vorbehaltlos zu glauben, aber sie wußte, daß er ihre Fähigkeiten auf der Bettstatt sehr schätzte, und seine kleine dralle Ehefrau hatte schlechte Karten im Vergleich zu ihr.
    Blieb das Problem mit Äke. Agnes’ Gehirn arbeitete unter Hochdruck. Im Spiegel sah sie das mollige Gesicht der Tochter und deren große Augen, die sie hungrig anschauten.
     
    Obwohl er die Kleidung gewechselt und eine ausgiebige Dusche genommen hatte, meinte Martin noch immer, den Geruch des Erbrochenen in der Nase zu spüren. Der Selbstmord und dann der Anruf von Patrik, der ihm erzählt hatte, jemand sei über Maja hergefallen, hatten ihn erschüttert und ein Gefühl der Machtlosigkeit zurückgelassen. Es gab hier so viele Punkte, so viele sonderbare Dinge, die mit einemmal passierten, daß er beim besten Willen nicht begreifen konnte, wie sie in dieses Durcheinander Ordnung bringen sollten.
    Vor Patriks Tür zögerte er, aber ein Geräusch aus dem Zimmer sagte ihm, daß der Kollege trotz allem auf der Arbeit erschienen war.
    Vorsichtig klopfte er an.
    »Herein«, rief Patrik, und Martin trat ein.
    »Ich war nicht sicher, ob du heute hier bist«, sagte er. »Ich dachte, du wolltest vielleicht zu Hause bei Erica und Maja bleiben.«
    »Das hätte ich schon gewollt«, sagte Patrik. »Aber noch viel mehr will ich diesen Psycho, der das hier tut, schnappen.«
    »Aber wollte Erica wirklich allein bleiben?« Martin war sich ganz und gar nicht sicher, ob er da das Richtige erfragte.
    »Ja, ich weiß, ich hätte es auch lieber gesehen, wenn jemand bei ihnen wäre, aber sie behauptete, es sei in Ordnung. Trotzdem habe ich ihren guten Freund Dan angerufen, der gestern, als die Sache passierte, bei uns zu Hause war, und er hat versprochen, bei ihnen vorbeizugehen.«
    »Ließen sich keine Spuren finden?« fragte Martin.
    »Leider nein.« Patrik schüttelte den Kopf. »Es hat geregnet, also waren alle Spuren weggespült. Aber ich habe Majas Strampler mit der Asche eingeschickt, wir werden sehen, was das ergibt. Meines Erachtens ist das nur eine Formalität, es wäre ein allzu großer Zufall, wenn es nicht mit den anderen Fällen zusammenhinge.«
    »Aber warum Maja?«
    »Wer weiß?« sagte Patrik. »Vermutlich war es eine Warnung an mich. Wegen irgendwas, das ich bei diesem Fall getan oder nicht getan habe. Äh, keine Ahnung«, sagte er frustriert. »Aber das Beste, was wir jetzt tun können, ist, unter Hochdruck weiterzuarbeiten, damit wir das hier so schnell wie möglich aufklären. Vorher kann wohl keiner von uns ausspannen.«
    »Was machen wir zuerst? Vernehmen wir Kaj?«
    »Ja«, sagte Patrik finster. »Wir vernehmen Kaj.«
    »Aber du begreifst ja wohl, daß Kaj gestern schon in Gewahrsam saß, als …«
    »Ja, natürlich weiß ich das«, erwiderte Patrik irritiert. »Das heißt ja wohl nicht, daß er nicht

Weitere Kostenlose Bücher