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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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sie in der Hölle gewesen, und irgendwie befanden sie sich wohl noch immer dort.
    »Ich bedaure es wirklich«, sagte Patrik. »Aber ich muß euch auch fragen: Habt ihr Beweise für das, was ihr sagt?«
    Niclas nickte. »Ich verstehe, daß du das fragen mußt. Wir haben eine Liste der Leute mitgebracht, mit denen wir wegen Sara Kontakt hatten. Wir haben auch dort angerufen und erzählt, daß die Polizei sich vielleicht meldet und Fragen stellt und daß sie dann nicht auf die Geheimhaltung hinweisen müßten, sondern alle Auskünfte erteilen könnten.«
    Niclas reichte Patrik die Liste, der sie schweigend entgegennahm. Er bezweifelte keine Sekunde den Wahrheitsgehalt dessen, was er gerade erfahren hatte, aber es mußte dennoch bestätigt werden.
    »Seid ihr weitergekommen? Mit Kaj?« fragte Charlotte vorsichtig und sah Patrik an.
    »Wir verhören ihn noch immer hinsichtlich bestimmter Dinge. Mehr kann ich leider nicht sagen.«
    Sie nickte nur.
    Patrik sah, daß Niclas noch etwas hinzufügen wollte, es ihm jedoch schwerfiel, die Worte herauszubringen. Also wartete er ab.
    »Was das Alibi angeht …« Er sah wieder zu Charlotte, die fast unmerklich nickte. »Ich empfehle, daß ihr noch einmal mit Jeanette sprecht. Sie hat gelogen, als sie sagte, ich sei nicht dort gewesen, aus Rache dafür, daß ich das Verhältnis beendet habe. Ich bin sicher, wenn ihr ein bißchen Druck macht, wird die Wahrheit herauskommen.«
    Patrik war nicht erstaunt. Er hatte die ganze Zeit gedacht, daß irgend etwas an Jeanettes Darstellung falsch klang. Nun ja, sie würden sich die Dame bei Gelegenheit vornehmen. Falls es nötig war. Hoffentlich würde die Frage nach Niclas’ Alibi durch die nachmittägliche Vernehmung überflüssig werden.
    Sie standen auf und gaben sich die Hand. Plötzlich klingelte Niclas’ Handy. Er ging auf den Flur, und sein Gesicht zeigte kurz darauf einen bestürzten Ausdruck.
    »Ins Krankenhaus? Jetzt? Bleib ganz ruhig, wir kommen sofort.« Er drehte sich zu Charlotte um, die noch neben Patrik in der Tür stand. »Stig geht es plötzlich sehr viel schlechter. Er ist unterwegs ins Krankenhaus.«
    Patrik schaute ihnen lange hinterher, als sie den Flur hinuntereilten. Hatten sie nicht schon genug gelitten?
     
    Er hatte in der Kirche Zuflucht gesucht. Noch immer surrten Astas Worte wie ein wütender Wespenschwarm in ihm. Seine ganze Welt zerbrach in Stücke, und die Antwort, die er in der Kirche zu finden hoffte, war noch immer ausgeblieben. Als er jetzt in der ersten Bankreihe saß, war ihm statt dessen, als würden sich die Steinwände langsam um ihn schließen. Und hatte Jesus dort am Kreuz nicht ein höhnisches Lächeln auf den Lippen, das er nie zuvor bemerkt hatte?
    Ein Geräusch von hinten brachte ihn dazu, sich heftig umzudrehen. Ein paar verspätete deutsche Touristen traten unter lautem Reden durch die Tür und fingen an, fieberhaft zu fotografieren. Über die Touristen, die all die Jahre hergekommen waren, hatte er sich schon immer geärgert, und jetzt brachte dieser letzte Tropfen das Faß zum Überlaufen.
    Arne stand auf und schrie, während ihm der Speichel aus dem Mund spritzte: »Verschwinden Sie. Sofort! Raus mit Ihnen!«
    Obwohl sie kein Wort verstanden, war der Tonfall eindeutig, und sie schlüpften erschrocken wieder zur Tür hinaus.
    Zufrieden darüber, sich endlich durchgesetzt zu haben, nahm er erneut auf der Bank Platz, doch das höhnische Lächeln von Jesus versetzte ihn wieder in düstere Stimmung.
    Ein Blick auf die Kanzel gab ihm neuen Mut. Es war an der Zeit, das zu tun, was er schon seit langem hätte tun sollen.
    Das Leben war so ungerecht. Hatte er nicht schon von klein auf mit Schwierigkeiten kämpfen müssen? Nichts hatte er gratis erhalten. Niemand sah seine tatsächlichen Qualitäten. Ernst verstand einfach nicht, wie die Leute beschaffen waren. Wo lag das Problem? Warum sah man ihn stets schief an, flüsterte hinter seinem Rücken, beraubte ihn aller Möglichkeiten, die er hätte haben sollen? Es war schon immer so gewesen. Bereits in der ersten Klasse hatten sie sich gegen ihn zusammengerottet. Die Mädchen hatten gekichert, und die Jungen hatten ihn auf dem Heimweg von der Schule verprügelt. Nicht einmal, als sein Vater gestürzt und auf einer Heugabel gelandet war, brachte ihm das Sympathien ein. Statt dessen wußte er sehr genau, was die Leute in den Häusern tratschten. Daß seine arme Mutter mit der Sache zu tun hätte. Sie hatten einfach keine Scham im Leibe.
    Er hatte immer

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