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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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sich im Inneren danach sehnte, daß sein Vater, der so lange nicht da war, nun kam und ihm aus seinem Schneckenhaus heraushalf. So war es selbstverständlich. Meilberg seufzte erleichtert. Ein Glück, daß er sich auf Kinder verstand, sonst hätte er es zu diesem Zeitpunkt wohl bereits aufgegeben, hätte den Jungen dort auf dem Sofa sitzen und sich elend fühlen lassen. Aber Simon würde bald entdecken, was für ein glückliches Los er bei der Vaterlotterie gezogen hatte.
    Guten Muts fuhr Mellberg in die Jacke, während er darüber nachdachte, was für geeignete Vater-Sohn-Aktivitäten sie sich vornehmen sollten. Unglücklicherweise gab es für zwei richtige Männer in diesem gottvergessenen Kaff kaum etwas zu tun. Wären sie in Göteborg, hätte er dem Sohn seinen ersten Besuch im Striptease-Club bieten können, oder er hätte ihm Roulette-Spielen beigebracht, jetzt aber wußte er nicht genau, was sie machen sollten. Nun ja, ihm würde schon etwas einfallen.
    Als er an Hedströms Tür vorbeikam, dachte er, daß diese Sache mit dessen Tochter verdammt unangenehm war. Es war ein weiterer Beweis dafür, daß man nie wissen konnte, wann etwas passierte, und daß man sich am besten seiner Kinder erfreute, während noch Zeit dazu war. Diesen Gedanken im Kopf, redete er sich ein, daß es ihm niemand verübeln konnte, wenn er heute einmal früher ging.
    Pfeifend schlenderte er auf die Rezeption zu, verstummte aber jäh, als er die Türen aufgehen und seine Männer in Richtung Ausgang stürmen sah. Irgend etwas war im Gange, und wie gewöhnlich war es niemandem eingefallen, ihn zu unterrichten.
    »Was ist denn los?« rief er Gösta zu, der langsamer als die anderen war und deshalb als letzter kam.
    »Jemand ist hier draußen überfahren worden.«
    »Oh, verdammt«, sagte Meilberg und rannte ebenfalls nach besten Kräften los.
    Direkt vor der Eingangstür blieb er stehen. Ein schwarzer Kleinbus stand mitten auf der Straße, und jemand, vermutlich der Fahrer, irrte umher und hielt sich den Kopf. Der Airbag war auf der Fahrerseite ausgelöst worden, und der Mann wirkte unverletzt, aber verwirrt. Vor dem Kühler des Wagens lag ein Bündel auf der Straße. Patrik und Annika knieten neben ihm, während Martin versuchte, den Fahrer zu beruhigen. Ernst stand ein wenig abseits, die langen Arme hingen ihm am Körper herunter, und sein Gesicht war genauso weiß wie ein Blatt Papier. Gösta gesellte sich zu ihm, und Meilberg sah, daß sie leise miteinander redeten. Göstas bekümmerter Gesichtsausdruck beunruhigte Meilberg zutiefst. Er hatte ein ungutes Gefühl.
    »Hat jemand den Rettungswagen gerufen?« fragte er, und Annika bejahte es. Unbeholfen und etwas ratlos ging Mellberg zu Ernst und Gösta hinüber. »Was ist passiert?« fragte er. »Weiß das einer von euch?«
    Ein verhängnisvolles Schweigen von beiden Seiten sagte ihm, daß ihn die Antwort vermutlich nicht sonderlich entzücken würde. Er sah, daß Ernst nervös zwinkerte, und fixierte ihn mit dem Blick.
    »Nun, antwortet mal jemand, oder muß ich euch die Worte aus der Nase ziehen?«
    »Es war ein Unfall«, sagte Ernst quengelig.
    »Kannst du mir vielleicht ein paar Einzelheiten zu diesem >Unfall< erzählen?« sagte Mellberg und starrte seinen Untergebenen weiter an.
    »Ich wollte ihm nur ein paar Fragen stellen, und er ist ausgeflippt. Dieser Typ war ja ein totaler Psychopath, da konnte ich ja wohl nichts dafür?« Ernst erhob kampflustig die Stimme bei dem verzweifelten Versuch, die Situation, die ihm so plötzlich aus den Händen geglitten war, wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Das unheilvolle Gefühl in Meilbergs Bauch wurde stärker. Er schaute zu dem Bündel auf der Straße, aber das Gesicht war von Patrik verdeckt, und er konnte nicht sehen, ob er denjenigen kannte.
    »Wer liegt da unterm Kühler, Ernst? Kannst du so freundlich sein und mir das mal erzählen?«
    Er sprach mit leiser, fast zischender Stimme, und das sagte Ernst mehr als alles andere, in welche Klemme er da geraten war.
    Nachdem er tief Luft geholt hatte, flüsterte Ernst: »Morgan. Morgan Wiberg.«
    »Zum Teufel, was sagst du da!« brüllte Mellberg so plötzlich, daß Ernst und Gösta zurückfuhren und Patrik und Annika sich umdrehten.
    »Hast du davon gewußt, Hedström?« fragte Mellberg.
    Patrik schüttelte finster den Kopf. »Nein, ich habe keinerlei Anweisungen erteilt, Morgan zur Vernehmung zu holen.«
    »Sooo, du wolltest also ein bißchen glänzen.« Mellbergs Stimme klang verräterisch

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