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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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stehenden Mittel, um das zu erreichen, sogar in einer Situation wie dieser. Aber sie war nun mal, wie sie war, und Charlotte mühte sich, den Verdruß hinunterzuschlucken. Diesmal war ihr Leiden schließlich echt.
    Sechs Stunden später hatten sie noch immer keinen klaren Befund erhalten. Niclas hatte wiederholt das Gespräch mit den Ärzten gesucht, jedoch ohne weiteres Ergebnis. Der Ausgang für Stig war noch immer ungewiß.
    »Einer von uns muß jetzt nach Hause zu Albin fahren«, sagte Charlotte und richtete sich im gleichen Maße an Lilian wie an Niclas. Sie sah, daß die Mutter den Mund öffnete, um zu protestieren, nicht willig, die Tochter oder den Schwiegersohn freizugeben, aber Niclas kam ihr zuvor.
    »Du hast recht. Er wird total ängstlich, wenn Veronika versucht, ihn bei sich zu Hause schlafen zu legen. Ich fahre, dann kannst du bleiben.«
    Lilian wirkte verärgert, aber sie wußte, daß die beiden recht hatten, und vermied es widerstrebend, etwas dagegen einzuwenden.
    Vorsichtig küßte Niclas Charlotte auf die Wange und strich Lilian über die Schulter. »Das kommt schon in Ordnung, wirst sehen. Ruft an, wenn ihr was hört.«
    Charlotte nickte. Sie schaute ihm hinterher, als er den Raum verließ, und lehnte sich dann mit geschlossenen Augen auf dem unbequemen Stuhl zurück. Die Zeit würde lang werden.
     
    Göteborg 1958
     
    Die Enttäuschung fraß sie von innen her auf. Nichts war geworden, wie sie es erwartet hatte. Nichts hatte sich verändert. Außer, daß sie von ihrer Mutter jetzt nicht einmal mehr die kurzen Momente des Vertrauens und der Zärtlichkeit bekam. Jetzt, wo Äke nicht mehr da war. Statt dessen sah sie die Mutter kaum noch. Entweder machte sie sich gerade auf den Weg, um Per-Erik zu treffen, oder sie wollte zu irgendeinem Fest. Mutter schien auch jeden Ehrgeiz aufgegeben zu haben, das Gewicht der Tochter zu kontrollieren, und sie konnte ungehindert von allem essen, was sich im Haus befand, mit dem Ergebnis, daß sie nun explosionsartig in die Breite ging. Manchmal, wenn sie sich im Spiegel betrachtete, sah sie nur das Monster, das so lange in ihr gewachsen war. Ein gieriges, fettes, ekliges Monster, ständig von erstickendem Schweißgeruch umgeben. Mutter mühte sich nicht einmal, ihren Widerwillen beim Anblick der Tochter zu verbergen, und einmal hielt sie sich, als sie an ihr vorbeiging, demonstrativ die Nase zu. Diese Demütigung schmerzte noch immer.
    Nicht das hier hatte Mutter für die Zeit danach versprochen. Nein, Per-Erik würde ein so viel besserer Vater werden, als es Äke je gewesen war, Mutter wäre glücklich, und sie würden endlich wie eine richtige Familie leben. Das Monster würde verschwinden, sie würde nie mehr im Keller sitzen müssen, und dieser trockene, staubige, Übelkeit erregende Geschmack würde nie mehr ihren Mund ausfüllen.
    Hintergangen. So fühlte sie sich. Hintergangen. Sie hatte versucht, ihre Mutter zu fragen, wann denn alles wie versprochen werden würde, doch hatte sie nur schroffe Antworten erhalten. Blieb sie dennoch beharrlich, wurde sie in den Keller gesperrt, nicht ohne zuerst mit ein wenig Demut gefüttert worden zu sein. Sie hatte bittere Tränen geweint, die mehr Enttäuschung enthielten, als sie verkraften konnte.
    In der Dunkelheit sitzend, hatte sie gespürt, wie das Monster wuchs und gedieh. Es mochte das Trockene in ihrem Mund. Das fraß es und freute sich.
     
    Die Tür fiel schwer hinter ihm ins Schloß. Mit langsamen Schritten trat Patrik ins Haus und wand sich aus seiner Jacke. Er ließ sie auf den Boden fallen, zu erschöpft, um sie noch aufzuhängen.
    »Was ist denn passiert?« fragte Erica unruhig aus dem Wohnzimmer. »Hast du noch mehr erfahren?«
    Als er ihren Gesichtsausdruck sah, plagte Patrik das schlechte Gewissen, weil er nicht bei ihr und Maja geblieben war. Jetzt mußte er wie ein Wrack aussehen. Zwischendurch hatte er zwar daheim angerufen, aber aufgrund der chaotischen Situation im Revier hatte er nur ganz kurz und gestreßt mit ihr geredet. Sobald er die Bestätigung erhalten hatte, daß zu Hause alles ruhig war, hatte er den Hörer mehr oder weniger aufgeknallt.
    Langsam ging er zu Erica hinein. Wie üblich saß sie in der Dunkelheit und schaute mit Maja im Arm fern.
    »Entschuldige, daß ich am Telefon so kurz angebunden war«, sagte er und strich sich müde übers Gesicht.
    »Ist etwas passiert?«
    Er ließ sich schwer aufs Sofa fallen und konnte zunächst nicht antworten. »Ja«, sagte er nach einer Weile.

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