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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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drückte erst auf »Rewind« und danach auf »Play«. Er hatte sich das Band schon ein paarmal auf dem Revier angehört. Die wenigen Minuten, die von Ernsts sogenannter »Vernehmung« mit Morgan darauf waren. Es wurde nicht viel gesagt, aber dennoch war da etwas, das ihm im Hinterkopf herumspukte, etwas, das er nicht in den Griff bekam.
    Nach dreimaligem Anhören gab er es auf, legte das Gerät auf den Couchtisch und ging in die Küche, wo er sich eine Tasse heißer Schokolade und drei Käsebrote mit Kaviarpaste zubereitete. Er drehte den Ton am Fernseher wieder lauter und stellte »Crime Night« auf Discovery ein. Rekonstruktionen tatsächlicher Verbrechen anzuschauen war für einen Polizisten vielleicht eine merkwürdige Weise der Entspannung, aber er fand es immer beruhigend. Die Verbrechen wurden ja auf jeden Fall gelöst.
    Während er die Sendung verfolgte, begann ein Gedanke höchst privater Natur Gestalt anzunehmen. Ein äußerst angenehmer und aufmunternder Gedanke, der alle Überlegungen zu Verbrechen und Tod erfolgreich verdrängte. Patrik lächelte, als er dort in der Dunkelheit saß. Er würde sich auf eine kleine Einkaufstour begeben müssen.
     
    Das Licht in der Zelle war scharf und unversöhnlich. Ihm war, als würde jeder Teil von ihm, jeder Winkel durchleuchtet. Er versuchte sich davor zu verstecken, indem er den Kopf in den Armen verbarg, dennoch fühlte er das Licht im Nacken stechen.
    In nur wenigen Tagen war seine ganze Welt zusammengebrochen. Im nachhinein erschien es vielleicht naiv, aber er hatte sich so sicher, so unerreichbar gefühlt. Er war Teil einer Gemeinschaft gewesen, die über der gewöhnlichen Welt zu stehen schien. Sie waren nicht wie die anderen. Sie waren besser, aufgeklärter als alle anderen. Die Umwelt verstand nicht, daß es sich um Liebe handelte. Nur um Liebe. Sex war nur ein kleiner Teil davon. Am ehesten ließe es sich mit Sinnlichkeit beschreiben. Junge Haut war so rein, so unverdorben. Die Sinne der Kinder waren voller Unschuld, nicht von häßlichen Gedanken beschmutzt wie die der Erwachsenen. Was sie taten, war, diesen jungen Menschen in ihrer Entwicklung zu helfen, so daß sie ihr volles Potential ausschöpfen konnten. Sie halfen ihnen zu verstehen, was Liebe war. Sex war das Werkzeug, aber nicht das Ziel an sich. Das Ziel war, eine Übereinstimmung zu erreichen, eine Vereinigung der Seelen. Eine Vereinigung zwischen jung und alt, wunderschön in ihrer Reinheit.
    Aber niemand würde es verstehen. Darüber hatten sie im Chatroom viele Male gesprochen. Daß die anderen in ihrer Dummheit und Engstirnigkeit nicht einmal den Versuch machten, das zu verstehen, was ihnen selbst so sonnenklar war. Statt dessen waren die anderen darauf aus, ihrem Tun einen schmutzigen Stempel aufzudrücken, obwohl sie die Kinder damit genauso schmutzig machten.
    Vor diesem Hintergrund konnte er verstehen, daß Sebastian das getan hatte. Ihm war klargeworden, daß es niemand begriff, daß man ihm von jetzt an Abscheu und Verachtung entgegenbrachte. Hingegen konnte Kaj nicht verstehen, warum er in seinem letzten Gruß an die Welt derartige Beschuldigungen gegen ihn aussprach. Das verletzte ihn. Er hatte wirklich geglaubt, sie hätten bei ihrem Zusammensein ein tiefes gegenseitiges Verständnis erreicht und daß Sebastians Seele, nach anfänglichem Widerstreben, das immer überwunden werden mußte, seiner eigenen Seele bereitwillig entgegengekommen war. Das Körperliche hatte er als etwas Untergeordnetes betrachtet. Die tatsächliche Belohnung war das Gefühl, buchstäblich aus dem Jungbrunnen zu trinken. Hatte Sebastian das wirklich nicht verstanden? Hatte er ihm die ganze Zeit etwas vorgemacht, oder waren es die gesellschaftlichen Normen, die ihn in seinem letzten Brief ihre Zusammengehörigkeit verleugnen ließen? Es schmerzte ihn, daß er es nie erfahren würde.
    An das andere hatte er nicht zu denken versucht. Schon seit sie mit der Mitteilung von Morgans Tod gekommen waren, hatte er die Gedanken an den Sohn wegzuschieben versucht. Es war, als wollte sein Gehirn die grausame Wahrheit nicht aufnehmen, aber das unbarmherzige Licht in der Zelle zwang ihm Bilder auf, die er sich heftig mühte fernzuhalten. Dennoch hatte sich ihm ein böswilliger Gedanke aufgedrängt, der Gedanke, daß das hier vielleicht die Strafe war. Aber er wehrte ihn rasch wieder ab. Er hatte doch nichts Unrechtes getan. Im Laufe der Jahre hatte er einige Jungen geliebt, und sie hatten ihn zurückgeliebt. So war es, so

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