Die Toechter der Kaelte
Doch hatten sie gereicht, um sie weiter festzuhalten, und noch war ja Zeit, um sie zu bearbeiten.
»Wie läuft’s?« erkundigte sich Annika, die sich Kaffee nachholen kam.
»Nicht besonders«, antwortete Patrik und seufzte noch einmal tief. »Sie ist hart wie Stein. Sagt keinen Ton.«
»Aber brauchen wir denn überhaupt ein Geständnis? Die Beweise müßten doch auch so reichen, oder?«
»Ja, sicher«, meinte Patrik. »Aber es fehlt das Motiv. Warum sie einen Ehemann umgebracht und auch noch versucht hat, den nächsten zu ermorden, da kann ich mir mit ein bißchen Phantasie so einige plausible Motive vorstellen, aber bei Sara?«
»Woher wußtest du denn, daß sie Sara umgebracht hat?«
»Das wußte ich nicht«, erwiderte Patrik. »Aber ich habe begriffen, daß uns irgend jemand belog, was diesen Morgen anging, an dem Sara verschwand, und dieser Jemand mußte Lilian sein.« Er schaltete das kleine Aufnahmegerät ein, das auf dem Tisch lag. Morgans Stimme erfüllte den Raum: »Ich habe es nicht getan. Ich kann nicht den Rest meines Lebens im Gefängnis sitzen. Ich hab sie nicht umgebracht. Ich weiß nicht, wie die Jacke bei mir gelandet ist. Sie hatte sie an, als sie zu sich reinging. Bitte, laß mich hier nicht allein.«
»Hast du gehört?« fragte Patrik.
Annika schüttelte den Kopf. »Nein, ich hab nichts Besonderes gehört.«
»Hör noch mal hin, ganz genau.« Er spulte das Band wieder zurück und drückte erneut auf »Play«.
»Ich habe es nicht getan. Ich kann nicht den Rest meines Lebens im Gefängnis sitzen. Ich hab sie nicht umgebracht. Ich weiß nicht, wie die Jacke bei mir gelandet ist. Sie hatte sie an, als sie zu sich reinging. Bitte, laß mich hier nicht allein.«
»Sie hatte sie an, als sie zu sich reinging«, wiederholte Annika leise.
»Genau«, bestätigte Patrik. »Lilian hatte behauptet, das Kind sei aus dem Haus gegangen und nicht zurückgekehrt, aber Morgan hat sie wieder reingehen sehen. Und die einzige, die hier einen Grund haben konnte zu lügen, war Lilian. Warum hätte sie uns sonst verschweigen sollen, daß Sara wieder nach Hause kam?«
»Aber wie zum Teufel kann man denn sein eigenes Enkelkind ertränken? Und warum hat sie das Mädel gezwungen, Asche zu essen?« sagte Annika mit langsamem Kopf schütteln.
»Tja, genau das würde ich eben auch gern wissen«, erwiderte Patrik frustriert. »Aber sie sitzt einfach nur lächelnd da und weigert sich zu reden. Sie will weder etwas gestehen, noch will sie sich verteidigen.«
»Und was ist mit dem kleinen Jungen?« fragte Annika weiter. »Warum hatte sie es auf ihn abgesehen? Und auf Maja?«
»Ich glaube, Liam war nur ein Täuschungsmanöver«, antwortete Patrik und drehte die Kaffeetasse zwischen den Händen.
»Daß es ihn traf, war reiner Zufall, damit sollte die Aufmerksamkeit von ihrer Familie abgelenkt werden, vermutlich vor allem von Niclas. Und daß sie dann auch noch auf Maja losging, ja, das war schätzungsweise, um sich zu rächen, weil ich gegen sie und ihre Familie ermittelte.«
»Wie ich hörte, war auch ein wenig Glück im Spiel, als du den Mord an Lennart und den Mordversuch an Stig aufgedeckt hast.«
»Stimmt, leider kann ich das nicht meinen Fähigkeiten als Ermittler zuschreiben. Hätte ich nicht >Crime Night< angeguckt, hätten wir es wahrscheinlich nie herausgefunden. Aber als sie über diese Frau in den USA sprachen, die ihre Männer vergiftet hatte, wobei einem zuerst Guillain-Barre bescheinigt wurde, da machte es klick in meinem Kopf. Erica hatte nämlich erwähnt, daß Charlottes Vater an einer Nervenkrankheit gestorben war, und zusammen mit Stigs Erkrankung … Zwei Ehemänner mit den gleichen seltenen Symptomen, da fängt man doch an, sich zu wundern. Also habe ich Erica geweckt, und sie hat bestätigt, daß es bei Charlottes Vater genau Guillain-Barre gewesen ist. Aber ich muß zugeben, ich war nicht ganz sicher, als ich im Krankenhaus anrief. Es war schön, als die Resultate der Proben dann zeigten, daß die Arsenwerte schwindelerregend hoch waren. Ich wünschte nur, ich könnte ihr das Motiv entlocken. Aber sie weigert sich zu sprechen!« Er fuhr sich frustriert mit der Hand durchs Haar.
»Tja, mehr als dein Bestes kannst du nicht tun«, meinte Annika und wandte sich zum Gehen. Dann drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Hast du übrigens schon das Neueste gehört?«
»Nein, was denn?« fragte Patrik müde und nur mäßig interessiert.
»Ernst ist tatsächlich gefeuert worden. Und Mellberg hat
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