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Die Töchter der Lagune

Die Töchter der Lagune

Titel: Die Töchter der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Fackeln deutlich ab. Es musste ein Leichtes sein, den Oberstleutnant zu Fall zu bringen. Mit einer schnellen Hiebabfolge zwang er Cassio die Deckung fallen zu lassen, und stieß mit der Klinge nach dem Oberkörper des anderen, während dieser um sein Gleichgewicht bemüht war. „Pech, Bürschchen“, knurrte Cassio, als die Klinge mit einem dumpfen Klirren von seiner Brust abprallte. Wie alle Soldaten auf den Zinnen war er dazu übergegangen, einen Brustpanzer unter der Kleidung anzulegen, um sich vor den Pfeilen der Feinde zu schützen. „Dann wollen wir mal sehen, wie gut dein Mantel dich schützt!“ Mit diesen Worten schlug er dem verblüfften Angreifer die Waffe aus der Hand und bohrte ihm den eigenen tödlichen Stahl in die Brust, wobei die Klinge mühelos durch Sehnen und Knochen drang. Mit einem unterdrückten Schmerzensschrei brach sein Gegner in die Knie. Ehe Cassio zu einem weiteren Schlag ausholen konnte, um ihn außer Gefecht zu setzen, vernahm er jedoch das Geräusch leise huschender Füße und spürte einen stechenden Schmerz im Oberschenkel, als ihn jemand hinterrücks niederstach.
     
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    Die Geräusche eines Kampfes! Cassios Stimme! Jago hatte Wort gehalten! Nach dem Bankett hatte Christoforo sich hastig und wortkarg bei seinen Gästen entschuldigt, deren neugierige und missfällige Blicke ihm gefolgt waren. Entschlossen, den Racheplan auszuführen, hatte er seine Gemahlin vorgeschickt und ihr klare Anweisungen ihre Zofe betreffend gegeben. Der kurze Wortwechsel mit ihr war beinahe zu viel für ihn gewesen. Und er hatte es bewusst vermieden, in ihre blauen Augen zu blicken, da er fürchtete, ihr unschuldiges Aussehen könnte ihn von seinem Vorhaben abbringen. Der Zorn, der in ihm kochte, war so gewaltig, dass er vermeinte, er würde ihn zerreißen.
     
    Überstürzt hatte er die Zitadelle verlassen, um Desdemona nicht vor den Augen der Zofe zu erschlagen. Er würde die Stunde abwarten, die ihr Liebhaber dazu auserkoren hatte, ihn zu betrügen. Lange Zeit lief er ziellos durch die Gassen und zählte die Minuten, bis er schließlich die Geräusche eines erbitterten Kampfes hörte. Als Cassios heiserer Schmerzensschrei an sein Ohr drang, lächelte er grimmig – das düstere Gesicht erhellt von einem zuckenden Blitz. Was für ein Feigling er doch war, noch zu zögern! Jago hatte getan, was getan werden musste. Worauf wartete er selbst also noch? Er machte gerade auf dem Absatz kehrt, da schlug die Glocke über ihm zwölf Mal.
     
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    Als Cassio die Augen öffnete, zitterte er trotz der drückenden Hitze des sich nähernden Gewittersturms heftig. Neben ihm stöhnte jemand. Sein Bein, das er nicht mehr bewegen konnte, war taub, doch der Schmerz leckte wie eine Flamme aus Eis seinen Körper entlang. Stimmen! Spielten ihm seine vernebelten Sinne einen Streich? Er versuchte, sich aufzusetzen, doch mit einem Stöhnen sank er auf die heißen Pflastersteine zurück – die Stirn nass von kaltem, klebrigem Schweiß. „Hilfe!“ Er versuchte zu rufen, aber es war kaum mehr als ein Flüstern. Das tanzende Licht der Fackeln in den Händen der Männer, die das dunkle Gässchen außerhalb des Hofes hinuntergingen, blendete ihn. „Hilfe!“ Dieses Mal hallte der Ruf von den Wänden der umstehenden Gebäude wider.
     
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    „Was war das?“, fragte Lodovico an Gratiano gewandt. Sie hatten das steife Bankett so bald als möglich verlassen, um noch etwas frische Luft zu schöpfen und über den Fall Moro zu diskutieren. Sie mussten etwas gegen den General unternehmen! Nicht nur, dass er den Verstand verloren zu haben schien, er ignorierte auch eindeutig die ausdrückliche Anordnung des Dogen. Allerdings wurden sie, bevor sie dazu kamen, das Thema anzuschneiden, von einem heiseren Hilfeschrei unterbrochen. „Dort drinnen!“ Lodovico hob die Fackel, um in den dunklen Schlund des Hofes zu leuchten. „Vorsichtig“, warnte Gratiano und griff nach Lodovicos Arm. „Es könnte eine Falle sein!“
     
    „Was geht hier vor sich?“, fragte eine misstrauische Stimme in ihrem Rücken. Die beiden Männer wirbelten herum und stießen einen erleichterten Seufzer aus, als sie Jago erblickten, der eine wild flackernde Fackel in der einen, das Schwert in der anderen Hand hielt. „Ich weiß es nicht“, versetzte Lodovico und schüttelte den Kopf. „Hilfe! So helft mir doch!“ Die körperlose Stimme aus dem Dunkel hatte inzwischen einen panischen Unterton. „Wer seid Ihr?“, brüllte Jago,

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