Die tödliche Bedrohung
Zeit gewartet habe.“
„Was?“
Ohne sie loszulassen, wandte er den Kopf, was Althea in die Lage versetzte, seinen Daumen packen und mit aller Kraft umbiegen zu können. Als er laut fluchte, ließ sie los. „Meena. Wild Bills’ anderes Mädchen.“ Althea griff nach ihrer Kamera und schoss wieder ein Foto. „Ich habe heute Nachmittag ein paar Nachforschungen über sie angestellt. Sie ist mehrmals vorbestraft, unter anderem wegen Prostitution, verbotenem Glücksspiel, ungebührlichem Benehmen und so weiter.“
„Ein reizendes Kind, unsere Meena.“
„ Ihre Meena“, sagte Althea. „Da Sie so gut das Großmaul spielen können, gehen Sie rein und wickeln Meena mit ihrem Charme um den kleinen Finger, und dann locken Sie sie unter irgendeinem Vorwand nach draußen, damit wir ein bisschen reden können.“ Althea öffnete ihre Handtasche und nahm einen Umschlag mit fünf nagelneuen Zehndollarscheinen heraus.
„Sie wollen, dass ich reingehe und mich als Freier ausgebe?“
„So in etwa.“
„Na schön.“ Er hatte im Lauf seiner Karriere schon Schlimmeres gemacht, als in einer zwielichtigen Bar den scharfen Hans zu markieren. Aber den Umschlag legte er ihr wieder auf den Schoß. „Ich habe mein eigenes Geld.“
Althea schaute ihm nach, wie er in der Bar verschwand. Dann lehnte sie sich zurück, schloss die Augen und holte tief Luft, um sich zu entspannen.
Ziemlich gefährlich, dieser Colt Nightshade, überlegte sie dabei. Brandgefährlich sogar. Sie hatte nicht nur Wut verspürt, als er sie eben so blitzschnell gepackt hatte. Da war noch viel mehr gewesen, komplexe, verwirrende Gefühle, die sie sich nicht erklären konnte. Oder vielleicht doch? War das nicht Begehren gewesen, wildes, unverhülltes Begehren, versetzt mit einer Dosis Urangst und schäumender Wut?
Das sieht dir gar nicht ähnlich, überlegte sie, während sie versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Es sah ihr absolut nicht ähnlich, die Kontrolle zu verlieren, nur weil ein Mann die falschen Knöpfe gedrückt hatte – oder waren es die richtigen gewesen?
Egal, auf jeden Fall war sie diejenige, die die Knöpfe drückte. Das war Althea Graysons unumstößliche Regel. Und wenn Colt glaubte, gegen diese Regel verstoßen zu können, würde er bitter enttäuscht werden.
Sie hatte zu hart an sich gearbeitet, um aus sich das zu machen, was sie heute war, sie hatte sich Ziele gesteckt und alles getan, um sie zu erreichen. Sie kam aus dem Chaos und hatte es abgewehrt. Natürlich war es notwendig, das Muster von Zeit zu Zeit leicht zu verändern. Sie war nicht so festgefahren. Aber nichts, absolut nichts konnte dieses Grundmuster erschüttern.
Wahrscheinlich hatte es ja mit dem Fall zu tun. Das Mädchen, von Fremden festgehalten, mit ziemlicher Sicherheit missbraucht.
Wieder ein Muster, dachte sie bitter. Das ihr nur allzu bekannt vorkam.
Und das Kind heute Vormittag, erinnerte sie sich. Hilflos zerrieben zwischen den Erwachsenen.
Sie schob den Gedanken weg und griff nach der zerknitterten Zeitung, um sie ordentlich zusammenzufalten und beiseite zu legen .
Vielleicht bist du ja einfach nur müde, überlegte sie. Diese Drogengeschichte letzte Woche war hässlich gewesen. Und danach gleich in die nächste hässliche Sache zu schliddern, würde jeden ein bisschen mitnehmen. Sie brauchte wahrscheinlich Urlaub. Ja, sie brauchte ein wenig Entspannung und Luxus, um wieder auftanken zu können. Sie lächelte in sich hinein, als sie sich einen warmen weißen Sandstrand ausmalte, blaues Wasser, einen glitzernden Hotelkomplex hinter sich. Ein großes Bett, Zimmerservice, Schlammpackungen und einen Whirlpool ganz für sich allein.
Und genau das würde sie sich gönnen, wenn sie diesen Fall abgeschlossen und Colt Nightshade auf seine Rinderfarm oder in seine Anwaltskanzlei oder womit auch immer er sich seine Brötchen verdiente, zurückgeschickt hatte.
Als sie wieder auf die Bar schaute, nickte sie unwillkürlich anerkennend. Seit Colts Weggang waren kaum zehn Minuten vergangen, und er kam mit Meena im Schlepptau heraus.
„Oh, eine Gruppennummer?“ Meena musterte Althea aus dick schwarz umrahmten Augen. Sie schob ihre festgesprühten Locken zurück und grinste süffisant. „Ist nichts dagegen zu sagen, Süßer, aber das kostet natürlich extra.“
„Kein Problem.“ Colt half ihr galant beim Einsteigen.
„Ich schätze mal, ein Kerl wie du schafft leicht zwei auf einmal.“ Sie brachte beim Einsteigen eine dicke Wolke billigen Parfüms
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