Die tödliche Bedrohung
als sie sich abwandte.
„Ich weiß. Ich wünschte, es wäre so.“ Sie legte ihre Hände auf die Stuhllehne, an der ihr Schulterholster hing. Ein Symbol der Pflicht, dachte sie. Der Kontrolle. Ein Symbol dessen, was sie aus sich gemacht hatte. „Colt, ich glaube, wir sind schon tiefer drin, als uns lieb sein kann.“
„Vielleicht haben wir ja lange genug in einer Sackgasse gesteckt.“
Sie hatte die starke Befürchtung, dass sie bereit, ja sogar begierig war unterzugehen. „Ich erlaube es nicht, dass mir bei meiner Arbeit Privatangelegenheiten in die Quere kommen. Wenn wir es nicht schaffen, das unter Kontrolle zu bringen, solltest du in Erwägung ziehen, mit jemand anders zusammenzuarbeiten.“
„Unsere Zusammenarbeit klappt ausgezeichnet“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Komm jetzt nicht mit irgendeiner lahmen Ausrede daher, nur weil du Angst hast, dem, was sich zwischen uns anbahnt, ins Auge zu sehen.“
„Eine bessere fällt mir nicht ein.“ Sie umklammerte den Stuhl so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. „Und es ist keine Ausrede, nur ein Grund. Du willst, dass ich zugebe, dass du mir Angst machst. In Ordnung. Du machst mir wirklich Angst. Das alles macht mir Angst. Und ich glaube nicht, dass dir mit einer Partnerin gedient ist, die nicht richtig bei der Sache ist, weil du sie so nervös machst.“
„Vielleicht ist mir damit mehr gedient als mit einer, die so sehr bei der Sache ist, dass man sich fragt, ob sie überhaupt menschlich ist.“ Diesmal würde sie sich nicht von ihm abwenden. Er wollte verflucht sein, wenn er es zuließe. „Erzähl mir jetzt nicht, dass du nicht auf zwei verschiedenen Ebenen funktionieren kannst, Thea, oder dass du mit deiner Arbeit nicht zurechtkommst, nur weil du in deinem Privatleben ein Problem hast.“
„Vielleicht will ich ja einfach nicht mit dir zusammenarbeiten.“
„Das ist hart. Du bist einfach nur festgefahren. Wenn du diesen Weg nicht weitergehen willst, werde ich mein Möglichstes tun. Aber du wirst nicht aufhören, nach Liz zu suchen, nur weil du Angst hast, etwas für mich zu empfinden.“
„Ich denke ja an Liz und was das Beste für sie ist.“
„Woher zum Teufel willst du wissen, was das Beste für sie ist?“, explodierte er, und wenn es unvernünftig war, war es ihm auch egal. Er war ganz nah daran, sich in eine Frau zu verlieben, die ihm seelenruhig klarzumachen versuchte, dass sie ihn auf keine Art und Weise in ihrem Leben haben wollte. Er suchte verzweifelt nach einem verängstigten Mädchen, und die einzige Person, die ihn bei dieser Suche weiterbrachte, drohte, sich aus der Sache herauszuziehen. „Woher zum Teufel glaubst du, irgendetwas über sie oder jemand anders zu wissen? Du hast dich so in Vorschriften und Bestimmungen verrannt, dass du nichts mehr fühlen kannst. Nein, nicht kannst. Willst. Du willst nichts fühlen. Du bist bereit, für andere Menschen dein Leben aufs Spiel zu setzen, aber sobald Gefühle ins Spiel kommen, drehst du durch. Für dich ist alles so klar und einfach, stimmt’s, Althea? Da draußen ist irgendwo ein zu Tode verängstigtes Mädchen, das dringend Hilfe braucht, aber für dich ist sie nur ein weiterer Fall, den irgendwer lösen muss.“
„Erzähl du mir nicht, was ich fühle.“ Am Ende ihrer Beherrschung angelangt, versetzte sie dem Stuhl einen Fußtritt, sodass dieser krachend umkippte. „Erzähl du mir nicht, was ich verstehe und was nicht. Du hast doch keine Ahnung, wie es in mir aussieht. Und bildest du dir wirklich ein, du wüsstest etwas über Liz oder diese Mädchen, mit denen du heute gesprochen hast? Du glaubst, du bräuchtest nur in irgendeine Unterkunft oder in ein Wiedereingliederungszentrum zu gehen, um zu verstehen?“
Ihre Augen glitzerten, aber es waren keine Tränen, sondern Zorn, der so hoch aufloderte, dass er keine andere Wahl hatte, als einfach nur dazustehen und sich den Flammen auszusetzen. „Ich weiß, dass es viele Kinder gibt, die Hilfe brauchen und leider nicht immer genug Hilfe bekommen.“
„Oh, du machst es dir wirklich einfach.“ Sie rannte in einer seltenen Zurschaustellung überflüssiger Bewegungen aufgeregt im Zimmer auf und ab. „Du hast keine Ahnung, wie es ist, allein zu sein, Angst zu haben oder in dieser knirschenden Maschinerie gefangen zu sein, in die wir Problemkinder stecken. Ich habe einen Großteil meines Lebens in dieser Maschinerie verbracht, deshalb erzähl mir nicht, dass ich nichts fühle. Ich weiß sehr
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