Die tödliche Bedrohung
macht. Ich habe nur davon angefangen, weil ich hoffe, dass wir dann leichter damit fertig werden. Soweit ich weiß, ist es nur ungefähr so wie ein leichter Anflug von Grippe.“
„Das wäre gut.“ Sie schluckte ihr Auflachen hinunter, weil sie befürchtete, dass es irgendwie verrückt klingen könnte. „Dann musst du dich gut ausschlafen und viel trinken.“
„Ich werde mein Möglichstes tun.“ Er war nicht gekränkt, als er sich vorbeugte und sah, dass sofort ihre Augen wachsam aufleuchteten und sie abwehrend die Schultern straffte. „Doch wenn es keine Grippe und auch kein anderes Virus ist, werde ich etwas dagegen unternehmen müssen, aber es kann warten, bis wir das erste Problem gelöst haben. Und bis dahin werde ich kein Wort mehr über Liebe und alles, was dazugehört, verlieren … über so Sachen wie Ehe und Familie und Doppelgarage eben.“
Jetzt sah er sie zum ersten Mal, seit er sie kannte, völlig die Fassung verlieren. Sie starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund an. Wenn er sie berührt hätte, wäre sie umgeknickt wie ein Strohhalm im Wind, dessen war er sich sicher.
„Und das ist offensichtlich nur gut so, weil du schon allein bei der Vorstellung, dass ich es tun könnte, ins Koma fällst.“
„Ich …“ Sie machte den Mund zu und schluckte heftig, dann sagte sie: „Ich glaube wirklich, du hast den Verstand verloren.“
„Ich auch.“ Der Himmel wusste, warum er sich dabei so fröhlich fühlte. „Dann konzentrieren wir uns also fürs Erste darauf, die Bösen zu kriegen, abgemacht?“
„Versprichst du mir dann, dass du von dem anderen Zeugs kein Wort mehr sagst?“
Auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Glaubst du mir, wenn ich dir mein Wort gebe?“
„Nein, natürlich nicht.“
Sie hatte ihre Fassung wieder gefunden und erwiderte sein Lächeln. „Aber ich wette, dass ich jeden dummen Spruch von dir parieren kann.“
„Okay, ich nehme die Wette an.“ Er streckte ihr die Hand hin. „Partner.“ Sie schüttelten sich feierlich die Hände. „So, und warum machen wir jetzt nicht …“
Das Telefonklingeln bewahrte Althea vor dem, was ihrer Meinung nach nur wieder ein unprofessioneller Vorschlag sein konnte. Sie schlüpfte schnell an ihm vorbei und nahm in der Küche ab.
Das gab ihm einen Moment Zeit, über das, was er angestoßen hatte, nachzudenken. Zu lächeln. Sich auszumalen, wie gern er es zu Ende gebracht hätte. Bevor seine Fantasie dazu kam, die ersten Blüten zu treiben, kehrte sie mit langen Schritten zurück. Sie rückte den Stuhl gerade und hängte sich ihr Schulterholster um.
„Du erinnerst dich doch an unseren Freund Leo, den Barkeeper? Kollegen haben ihn eben hopsgenommen, weil er im Hinterzimmer mit Drogen handelt.“ Der kriegerische Ausdruck lag wieder auf ihrem Gesicht, während sie sich das Holster festschnallte. „Sie bringen ihn gerade zum Verhör.“
„Ich bin schon hinter dir.“
„Und da solltest du auch bleiben, Nightshade“, beschied sie ihn, in ihren Blazer schlüpfend. „Wenn Boyd einverstanden ist, kannst du durch die Spiegelscheibe Mäuschen spielen, aber mehr ist nicht drin.“
Die Einschränkung ärgerte ihn. „Ich will aber dabei sein. Ich verspreche auch, mich im Hintergrund zu halten und keinen Ton zu sagen.“
„Dass ich nicht lache.“ Auf dem Weg zum Flur schnappte sie sich ihre Handtasche. „Nimm das Angebot an oder lass es bleiben … Partner.“
Er verfluchte sie und knallte die Wohnungstür hinter sich zu. „Ich nehme es an.“
7. KAPITEL
Colts Frustration darüber, hinter den Zweiwegspiegel verbannt worden zu sein, verflog, als er Althea beobachtete. Sie hatte einen ganz eigenen geduldigen Verhörstil, der nicht nur detailversessen, sondern auch schonungslos war.
Sie ließ sich nicht ein einziges Mal von ihrer Spur ablenken, reagierte nicht auf Leos Sarkasmus und erhob nie – auch nicht, wenn Leo sie provozierte oder mit Drohungen attackierte – die Stimme.
Genauso spielte sie Poker, wie Colt sich erinnerte. Kühl, methodisch und emotionslos, bis es Zeit war, den Gewinn einzustreichen. Aber Colt begann, hinter ihrer Fassade die Frau zu sehen.
Er selbst war zweifellos imstande, bei ihr eine Vielzahl von Reaktionen hervorzurufen. Trotzdem hatte er das Gefühl, immer noch an der Oberfläche zu kratzen. Unter dieser schmucken, professionellen Fassade verbarg sich ein Reichtum an Gefühlen, und er hatte vor, die einzelnen Schichten abzutragen, bis er sie alle ans Tageslicht
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