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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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würden, hmm? Einige von Ihnen werden diesen Teil des Lehrgangs kennen. Ich habe gehört, dass man ihn ›Errettung‹ nennt.Wir geben Ihnen einen alten, unaufgeklärten Fall, bei dem die Ermittlungen ruhen, und fordern Sie auf, einen Blick darauf zu werfen. Wir verlangen von Ihnen, im Team zu arbeiten. Wissen Sie noch, wie das geht? Früher hat jeder von Ihnen Teamwork betrieben. Aber inzwischen glauben Sie, das nicht mehr nötig zu haben.« Er spie die Worte geradezu aus und ging gleichzeitig um den Tisch herum. »Vielleicht haben Sie Ihren Glauben verloren. Aber eins garantiere ich Ihnen: Sie werden hier als Team zusammenarbeiten, und sei es auch nur meinetwegen und«, er legte eine Pause ein, »um des bedauernswerten Opfers willen.« Er war wieder am Ende des Tisches angelangt und holte einen Stapel Hochglanzfotos aus einem Aktenordner. Rebus musste an einige der Oberfeldwebel denken, mit denen er es als Soldat zu tun gehabt hatte. Er fragte sich, ob Tennant bei der Armee gewesen war.
    »Sie erinnern sich bestimmt noch daran, wie Sie hier zum Kriminalbeamten ausgebildet wurden und wir Sie und die
anderen zu Teams zusammengestellt haben, die ›Kleingruppen‹ genannt wurden und die Aufgabe hatten, einen Fall zu bearbeiten. Dabei wurden Sie gefilmt...« Tennant deutete nach oben. In den Ecken des Raums waren Kameras montiert. »Mehrere Ausbilder saßen in einem anderen Raum, haben Sie beobachtet, Ihnen zugehört und immer wieder Informationsbrocken zugeworfen, um zu sehen, was Sie damit anfangen.« Er schwieg einen Moment. »Das wird diesmal anders sein. An dieser Sache sind nur Sie beteiligt - und ich .Wenn ich Sie aufzeichne, dann geschieht das nur zu meiner Erbauung.« Er umrundete erneut den Tisch und legte vor jeden der Männer ein Foto.
    »Schauen Sie genau hin. Der Mann hieß Eric Lomax.« Rebus kannte den Namen. Sein Herz stockte kurz. »Er wurde mit einem Gegenstand erschlagen, der einem Baseballschläger oder einem Billardqueue geähnelt haben muss. Die Schläge wurden mit solcher Brutalität ausgeführt, dass Holzsplitter im Schädel stecken blieben.« Das Foto landete vor Rebus auf dem Tisch. Es zeigte die Leiche am Tatort, einer vom Blitzlicht des Fotografen erleuchteten Nebenstraße, in der Regentropfen in Pfützen fielen. Rebus berührte das Foto, nahm es aber nicht in die Hand, aus Angst, dass sie zittern würde. Warum musste es von all den ungelösten Fällen, die in Aktenordnern und Archiven vergammelten, ausgerechnet dieser eine sein? Er fixierte Tennant auf der Suche nach einer Erklärung.
    »Eric Lomax«, fuhr Tennant fort, »starb an einem geschäftigen Freitagabend mitten in unserer größten, hässlichsten Stadt. Wurde zuletzt gesehen, als er leicht angeheitert seine Stammkneipe verließ. Es waren von dort etwa fünfhundert Meter bis zu ihm nach Hause. Die Straße, in der er wohnte, wurde von den Damen des horizontalen Gewerbes gern für eine schnelle Nummer im Stehen oder weiß der Himmel was noch alles benutzt. Womöglich ist eine von ihnen über die Leiche gestolpert, aber es hat sich damals
keine gemeldet. Ein Freier hat auf dem Nachhauseweg bei uns angerufen.Wir haben noch die Aufzeichnung seines Anrufs.« Tennant verstummte. Er befand sich wieder an seinem Ende des Tisches und setzte sich. »Das alles ist sechs Jahre her. Oktober 1995. Die Kriminalpolizei in Glasgow hat damals Ermittlungen geführt, aber sie verliefen im Sand.« Gray hatte aufgeblickt. Tennant nickte ihm zu. »Ja, DI Gray, mir ist bekannt, dass Sie an dem Fall mitgearbeitet haben. Aber das spielt hier keine Rolle.« Er schaute jetzt in die Runde, sah jeden der Männer einzeln an. Aber Rebus’ Blick war zu Francis Gray hinübergewandert. Gray hatte im Fall Lomax ermittelt.
    »Ich weiß über diesen Fall nicht mehr als Sie, meine Herren«, verkündete Tennant. »Am Ende dieses Vormittags sollten Sie mehr wissen als ich. Wir haben jeden Tag eine Sitzung, und wenn einige von Ihnen sich abends oder zwischen Ihren anderen Verpflichtungen mit der Sache beschäftigen wollen, habe ich nichts dagegen. Die Tür wird nicht abgeschlossen. Wir werden die Berichte durchgehen, die Abschriften der Verhöre studieren, feststellen, ob etwas übersehen wurde. Uns interessiert nicht, ob ein Kollege Mist gebaut hat: Ich habe, wie gesagt, keine Ahnung, was wir in diesen Kartons finden.« Er klopfte auf eine der Akten. »Aber uns selbst und den Verwandten von Lomax zuliebe werden wir uns verdammt anstrengen, seinen Mörder zu

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