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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Hand. Rebus hatte keine Ahnung, was sie vorhatte, aber er wich nicht zurück. Ihr Zeigefinder berührte seine Stirn.
    »Wie ist das passiert?«
    »Ist bloß ein blauer Fleck.«
    »Aber ganz frisch. Das war doch nicht etwa Jean?«
    »Ich bin gestürzt.« Sie starrten sich an. »Und ich war nicht betrunken, das schwöre ich.« Er unterbrach sich. »Wo wir gerade beim Thema sind -« Er nahm die Flasche vom Boden. »Möchten Sie auch einen Schluck?«
    »Ich kann wohl kaum zulassen, dass Sie allein trinken, oder?«
    »Ich hol Gläser.«
    »Gibt’s vielleicht auch Kaffee?«
    »Milch ist alle.«
    Sie griff erneut in ihre Tasche, und diesmal brachte sie einen kleinen Milchkarton zum Vorschein. »War eigentlich für zu Hause gedacht«, sagte sie, »aber unter den gegebenen Umständen...«<

    Er ging in die Küche. Siobhan zog ihren Mantel aus und überlegte, dass sie in dem Zimmer einiges ändern würde, wenn man sie ließe. Als Erstes würde sie den Teppich durch einen helleren ersetzen und die Sechzigerjahre-Lampen wegwerfen.
    In der Küche nahm Rebus zwei Gläser aus dem Schrank und füllte einen Milchkrug mit kaltem Wasser, für den Fall, dass Siobhan welches wollte. Dann öffnete er das Gefrierfach und nahm eine kleine Flasche Wodka, ein angejahrtes Paket Fischstäbchen und ein verschrumpeltes Brötchen heraus. Darunter lag eine Plastiktüte, in der Stratherns Bericht über Bernie Johns steckte. Rebus war sich ziemlich sicher, dass sich niemand daran zu schaffen gemacht hatte. Er legte die Tüte zusammen mit den Fischstäbchen und dem Brötchen zurück. Füllte den Wasserkocher und stellte ihn an.
    »Sie können auch einen Wodka kriegen, wenn Ihnen das lieber ist!«, rief er.
    »Whisky ist okay.«
    Rebus lächelte und schloss die Tür des Gefrierfachs.
    »Haben Sie sich mal die Arab-Strap-Kassette angehört, die ich für Sie aufgenommen habe?«, fragte Siobhan, als er ins Wohnzimmer zurückkehrte.
    »Ja, hat mir gut gefallen«, antwortete er. »Ein ständig besoffener Typ aus Falkirk, stimmt’s? Und Texte, die immer nur davon handeln, wen er flachlegen will?« Er schenkte ein und reichte ihr ein Glas, bot ihr das Wasser an, sie schüttelte jedoch den Kopf.
    Sie setzten sich aufs Sofa, nippten an ihren Drinks. »Es gibt doch so eine Redensart«, sagte Rebus, »übers Trinken und die Freundschaft.«
    »Geteiltes Leid ist halbes Leid?«, schlug Siobhan spöttisch vor.
    »Genau«, sagte Rebus lächelnd und hob das Glas. »Auf das Leid!«

    »Auf das Leid«, wiederholte Siobhan. »Was wären wir, wenn es kein Leid gäbe?«
    »Meinen Sie damit, dass es ein notwendiger Bestandteil menschlichen Daseins ist?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich meine damit, dass Sie und ich dann arbeitslos wären.«

21
    Gleich nachdem Rebus aufgewacht war, rief er Jean an. Er hatte es in der Nacht tatsächlich bis ins Bett geschafft, allerdings lief im Wohnzimmer immer noch die Stereoanlage. Wishbone Ashs »There’s the Rub« - er musste aus Versehen auf »Repeat« gedrückt haben. Die Whiskygläser standen auf dem Esstisch. Siobhan hatte etwa einen Fingerbreit übrig gelassen. Rebus erwog, den Whisky auszutrinken, goss ihn aber stattdessen vorsichtig zurück in die Flasche. Dann griff er nach dem Telefon.
    Jean schlief anscheinend noch. Er stellte sie sich vor: zerzaustes Haar, Sonnenlicht, das durch die Nesselvorhänge schien. Manchmal hatte sie beim Aufwachen kleine weiße Flecke in den Mundwinkeln.
    »Ich hatte versprochen, dich anzurufen«, begrüßte er sie.
    »Mir wär es lieber, du hättest bis zu einer etwas zivilisierteren Zeit gewartet.« Aber sie schien ihm nicht böse zu sein. »Ich will doch sehr hoffen, dass du auf dem Heimweg keine unpassende Begleiterin aufgegabelt hast.«
    »Welche Art von Begleiterin würdest du denn als unpassend für mich bezeichnen?«, fragte er lächelnd. Er hatte beschlossen, ihr nicht von dem Einbruch zu erzählen - und auch nicht von Siobhans Hausbesuch.
    Sie plauderten fünf Minuten, danach führte Rebus ein weiteres Telefonat - mit einem Tischler, den er kannte und der ihm einen Gefallen schuldete. Anschließend machte er sich
Kaffee und aß eine Schale Cornflakes. Als er gefrühstückt, geduscht und sich angezogen hatte, traf schon der Tischler ein.
    »Ziehen Sie die Tür einfach zu, wenn Sie fertig sind,Tony«, sagte Rebus beim Verlassen der Wohnung. Auf dem Weg die Treppe hinunter fragte er sich erneut, auf wessen Konto der Einbruch ging. Diamond war der Hauptverdächtige. Vielleicht hatte er auf Rebus

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