Die Tore Der Finsternis
mit den kleinen Abstechern, den Pausen im Pub, den Restaurantbesuchen.
Der Fall Rico wäre gestorben.
Gray starrte Rebus an, aber Rebus hielt den Blick unverwandt auf die Wand gerichtet. Er wusste, was Gray dachte, nämlich: dass diese Entwicklung der Angelegenheit John Rebus sehr gut in den Kram passen würde.
»Ich hab das nur getan, weil Sie mich so nett gebeten haben.«
»Was soll das heißen, Mr Cafferty?«, fragte Siobhan.
»Ich meine, dass ich mit Ihnen hergekommen bin.« Cafferty
schaute sich in VR 2 um. »Ich hab ehrlich gesagt schon Gefängniszellen gehabt, die größer waren.« Er verschränkte die Arme. »Also, wie kann ich Ihnen helfen, Detective Sergeant Clarke?«
»Es geht um den Fall Marber.Wie der Zufall es will, taucht Ihr Name immer wieder in allen möglichen Zusammenhängen auf.«
»Ich hab Ihnen doch schon alles erzählt, was ich über Eddie sagen kann.«
»Bedeutet das auch, dass Sie uns alles gesagt haben, was Sie wissen ?«
Cafferty taxierte sie mit leicht zusammengekniffenen Augen. »Das ist doch wirklich reine Haarspalterei.«
»Finde ich nicht.«
Cafferty wandte seine Aufmerksamkeit nun Davie Hynds zu, der jenseits des Tisches an die Wand gelehnt stand.
»Alles klar, junger Mann?« Er wirkte zufrieden, als Hynds sich eine Antwort verkniff. »Macht’s Spaß, eine Frau als Chef zu haben, DC Hynds? Nimmt die Gute Sie hart ran?«
»Sie wissen bestimmt«, fuhr Siobhan fort, ohne auf Caffertys Bemerkungen zu achten, »dass Donny Dow - Ihr Chauffeur - den Mord an Laura Stafford begangen hat.«
»Er ist nicht mein Chauffeur.«
»Er ist bei Ihnen angestellt«, konterte Siobhan.
»Übrigens ein Fall von eingeschränkter Schuldfähigkeit«, verkündete Cafferty selbstsicher. »Der arme Kerl wusste nicht, was er tat.«
»Er wusste haargenau , was er tat, das können Sie mir glauben.« Als sie Cafferty lächeln sah, fluchte sie innerlich, weil sie sich von ihm hatte in Rage bringen lassen. »Die Frau, die Dow umgebracht hat, arbeitete in der Sauna Paradiso. Ich glaube, wenn ich nur tief genug grabe, werde ich feststellen, dass Sie deren Inhaber sind.«
»Dann rate ich Ihnen, sich eine große Schaufel zu besorgen.«
»Es gibt also sowohl eine Verbindung zwischen Ihnen und dem Mörder als auch zwischen Ihnen und dem Opfer.«
»Bis zur Verurteilung hat er als unschuldig zu gelten«, belehrte Cafferty sie.
»Sie verfügen über einen reichen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet, habe ich Recht?«
Cafferty zuckte mit den Achseln. Er hatte die Arme nach wie vor verschränkt und wirkte entspannt, fast so, als genieße er die Situation.
»Dann ist da noch Edward Marber«, erklärte Siobhan. »Sie waren am Abend seines Todes bei der Vernissage und auch Kunde bei ihm. Und seltsamerweise war er auch Ihr Kunde. Er hat Laura Stafford in der Sauna Paradiso kennen gelernt und ihr und ihrem Sohn eine Wohnung bezahlt.«
»Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich will darauf hinaus, dass Ihr Name immer wieder auftaucht.«
»Ja, das haben Sie schon mal gesagt. Ich glaube, Sie haben den Ausdruck »wie der Zufall es will« benutzt. Und genau damit haben wir es hier zu tun, DS Clarke: mit puren Zufällen. Mit etwas anderem werden wir es auch niemals zu tun haben, denn ich habe Eddie Marber nicht umgebracht.«
»Hat er Sie finanziell betrogen, Mr Cafferty?«
»Es ist nicht bewiesen, dass er irgendwen betrogen hat. Meines Wissens stand in dieser Sache Aussage gegen Aussage.«
»Marber hat dem Mann, der ihn beschuldigte, fünftausend Pfund Schweigegeld bezahlt.«
Cafferty wirkte auf einmal nachdenklich. Siobhan wurde klar, dass sie aufpassen musste, wie viel sie diesem Mann verriet. Cafferty schien dieselbe Leidenschaft für Informationen zu haben wie andere Menschen für Schmuck oder Sportwagen. Immerhin konnte sie mit einem Erfolg aufwarten: Bei Erwähnung des Paradiso hatte er nicht ausdrücklich bestritten, der Inhaber zu sein.
Es klopfte an der Tür, und Gill Templer streckte den Kopf herein.
»DS Clarke. Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?«
Siobhan erhob sich. »DC Hynds, kümmern Sie sich bitte so lange um Mr Cafferty.«
Templer wartete draußen auf dem Flur auf sie. »In mein Büro«, befahl sie Siobhan.
Siobhan drückte auf ihre innere Rückspultaste und überlegte, wodurch sie sich einen Anschiss verdient haben mochte. Aber kaum hatte Templer ihr Büro betreten, wirkte sie deutlich entspannter. Sie forderte Siobhan nicht auf, sich zu setzen, und blieb ebenfalls stehen, die Hände hinter
Weitere Kostenlose Bücher