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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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warten wollen, aber irgendwann die Lust verloren. Während Rebus nach St. Leonard’s fuhr, vergegenwärtigte er sich die Szene auf den Bruntfield Links. Er nahm es Diamond wirklich übel, ihn mit der Waffe bedroht zu haben. Dass sie nicht geladen gewesen war, spielte keine Rolle. Er versuchte sich zu erinnern, wie er sich in dem Moment gefühlt und ob er Angst gehabt hatte. Er war ziemlich ruhig gewesen.Wenn jemand mit einer Waffe auf einen zielte, war es zwecklos, sich allzu viele Gedanken zu machen. Ihm fiel ein, dass sein gesamter Körper gekribbelt hatte, fast so, als wäre er elektrisch geladen gewesen. Dickie Diamond - der Diamond Dog - hatte doch tatsächlich geglaubt, er würde ihm das durchgehen lassen.
    Er stellte den Wagen ab und beschloss, auf die übliche Zigarette zu verzichten. Dann ging er in die Einsatzzentrale und bat, den Besatzungen der Streifenwagen auszurichten, dass sie nach einem bestimmten Fahrzeug Ausschau halten sollten. Er lieferte eine Beschreibung und nannte das Kennzeichen.
    »Den Wagen aber nicht anhalten. Ich will bloß wissen, wo er sich befindet.«
    Der Uniformierte nickte und sprach dann in sein Mikro. Rebus hoffte, Diamond habe seine Warnung beherzigt und die Stadt verlassen. Trotzdem wollte er sich vergewissern.
    Eine halbe Stunde später traf der Rest vom Wild Bunch ein. Sie waren alle in einem Wagen gefahren. Rebus sah deutlich, wer sich auf die Rückbank gequetscht hatte - Ward, Sutherland und Barclay. Sie machten Dehnübungen, als sie das Zimmer betraten.

    Gray und Jazz: Fahrer und Beifahrer.Wieder einmal dachte Rebus darüber nach, wie Ward es wohl fand, so häufig der überzählige Dritte zu sein. Er gähnte gerade, und sein Rückgrat knackte beim Heben und Senken der Schultern.
    »Na, was habt ihr gestern Abend so getrieben?«, erkundigte sich Rebus, bemüht, es wie eine beiläufige Begrüßung klingen zu lassen.
    »Ein paar Gläser getrunken«, sagte Stu Sutherland. »Und dann früh ins Bett.«
    Rebus blickte in die Runde. »Was?«, fragte er mit ostentativer Ungläubigkeit. »Ihr alle?«
    »Jazz hat sich verdrückt, um seine bessere Hälfte zu besuchen«, antwortete Barclay.
    »Zu beglücken, trifft es wohl eher«, fügte Sutherland anzüglich grinsend hinzu.
    »Wir sollten mal abends in einen Nachtklub gehen«, schlug Barclay vor. »Vielleicht in Kirkcaldy - gucken, ob man da was abschleppen kann.«
    »Klingt ja echt verlockend«, murmelte Ward.
    »Ihr anderen wart also in Tulliallan in der Kneipe?«, hakte Rebus nach.
    »Stimmt«, sagte Barclay. »Und wir haben dich gar nicht vermisst.«
    »Wieso interessiert dich das eigentlich, John?«, fragte Gray.
    »Wenn du Angst hast, was zu verpassen«, fügte Sutherland hinzu, »brauchst du bloß mitzukommen.«
    Rebus konnte es nicht riskieren, weiter auf dem Thema herumzureiten. Er war gegen Mitternacht zurück in seiner Wohnung gewesen. Wenn der Einbrecher aus Tulliallan gekommen war, dann musste er die Akademie allerspätestens um elf verlassen haben. Dann hätte er genug Zeit gehabt, nach Edinburgh zu fahren, die Wohnung zu durchsuchen und rechtzeitig wieder zu verschwinden. Und woher hatte er gewusst, dass Rebus nicht zu Hause sein würde? Noch eine ungelöste Frage. Dickie Diamond hatte gewusst, dass er auf
dem Weg zu einem Rendezvous gewesen war, ein Umstand, der seine Täterschaft noch wahrscheinlicher machte.
    Rebus hoffte fast auf eine Erfolgsmeldung von einem der Streifenwagen. Wenn Diamond sich immer noch in Edinburgh aufhielt, dann würde Rebus ein paar Erklärungen von ihm verlangen.
    »Also, was liegt heute an?«, fragte Jazz McCullough und faltete die Zeitung zusammen, in der er geblättert hatte.
    »Leith, würde ich sagen«, verkündete Gray. »Zusehen, ob wir noch mehr Freunde von Diamond aufspüren können.« Er schaute zu Rebus hinüber. »Was meinst du, John?«
    Rebus nickte. »Hat jemand was dagegen, wenn ich vorerst hier bleibe? Hab ein paar Dinge zu erledigen.«
    »Ist mir recht«, sagte Gray. »Können wir dir irgendwie helfen?«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Wird nicht allzu lange dauern, Francis. Trotzdem vielen Dank.«
    »Tja, wie auch immer«, meinte Ward, »wenn wir nicht bald was rausfinden, wird Tennant uns zurück nach Tulliallan beordern.«
    Die anderen nickten zustimmend. Genau das würde passieren - heute oder morgen würde es passieren, und dann würden ihre Ermittlungen im Fall Rico wieder aus Aktenstudium, Brainstorming, dem Ausfüllen von Karteikarten und so weiter bestehen. Schluss

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