Die Tore Der Finsternis
bewegen konnte. Dann kippte er den Stuhl nach hinten, bis sein Gesicht weniger als zehn Zentimeter von dem des anderen entfernt war. Diamond wehrte sich, aber er hatte keine Chance. Allan Ward hatte seine Hände gepackt und drückte sie gegen die Tischplatte.
»Wir haben etwas zu erwähnen vergessen«, fauchte Gray den Gefangenen an. »Es hat einen bestimmten Grund, weshalb man uns diesen Fall übertragen hat: Wir sind die schwärzesten aller schwarzen Schafe, der unterste Bodensatz der schottischen Polizei. Wir sind hier, weil uns alles scheißegal ist. Du bist uns scheißegal, die da oben sind uns scheißegal. Wir können dir jeden Zahn einzeln rausbrechen, und wenn wir deswegen einen Rüffel kriegen, schlagen wir uns lachend auf die Schenkel. Früher sind Drecksäcke wie du öfter mal in den Stützpfeilern der Kingston Bridge gelandet. Hab ich mich klar genug ausgedrückt?« Diamond wehrte sich immer noch. Gray hatte den Arm inzwischen bis zu Diamonds Hals hochgeschoben und drückte ihm mit der Armbeuge den Kehlkopf zu.
»Er ist schon puterrot«, sagte Tam Barclay nervös.
»Von mir aus kann er auch dunkelblau werden«, erwiderte Gray. »Wenn er einen Herzinfarkt kriegt, schmeiß ich eine Runde. Ich will von diesem schleimigen Dünnschisshaufen irgendwas hören, das annähernd der Wahrheit entspricht, mehr nicht. Wie steht’s damit, Mr Richard Diamond?«
Diamond gab einen gurgelnden Laut von sich. Seine Augen traten hervor. Gray machte keine Anstalten, seinen Griff zu lockern. Ward brach in Gelächter aus, so als sei dies das Lustigste, was er seit langem erlebt hatte.
»Gib dem Mann wenigstens die Chance, dir zu antworten, Francis«, sagte Rebus.
Gray nahm den Arm weg. Dickie Diamond hustete, und Rotz lief ihm aus der Nase.
»Igitt«, sagte Ward und ließ die Hände los. Diamond griff sich instinktiv an den Hals, um festzustellen, ob er verletzt war. Dann hob er die Hände und wischte die Tränen weg, die sich in seinen Augenwinkeln gesammelt hatten.
»Ihr Arschlöcher«, keuchte er heiser. »Ihr seid eine Horde stinkender Arschlöcher!« Er holte ein Taschentuch hervor und putzte sich die Nase.
Die Tür war erst seit ein paar Minuten zu, aber der Raum glich bereits einer Sauna. Stu Sutherland öffnete die Tür ein wenig, um zu lüften. Gray hatte sich aufgerichtet und beide Hände auf die Schultern des Mannes vor ihm gelegt.
»Wär für uns alle das Beste, wenn Sie endlich reden würden«, sagte Jazz ruhig. Plötzlich spielte er den mitfühlenden Bullen, als Kontrast zum brutalen Gray.
»Okay, okay. Kann mir jemand einen Saft oder so was besorgen?«
»Erst einmal erzählst du was«, meinte Gray.
»Also -« Diamond schaute in die Runde und ließ dabei den Blick einen Moment lang auf Rebus ruhen. »Ich weiß nur, was man sich damals erzählt hat.«
»Und das wäre?«, fragte Jazz.
»Chib Kelly...« Diamond machte eine Pause. »Ihr hattet Recht. Er war hinter Fenella her. Sie hatte rausgefunden, dass Rico sich aushäusig amüsierte, und Chib davon erzählt. Kurz darauf war Rico tot - das ist alles.«
Gray und Jazz tauschten einen Blick, und Rebus wusste, was sie dachten: Dickie Diamond hatte ihnen erzählt, was sie seiner Ansicht nach hören wollten, was sie glauben würden. Er hatte sich aus den Anhaltspunkten, die er von ihnen bekommen hatte, eine Geschichte zusammengebastelt. Ja sogar Jazz’ Formulierung übernommen: sich aushäusig amüsieren .
Gray und Jazz hatte er nicht täuschen können. Die anderen hingegen wirkten geradezu euphorisch.
»Ich hab’s von Anfang an gewusst«, murmelte Stu Sutherland. Tam Barclay nickte, Allan Ward strahlte selig.
Gray versuchte, Rebus’ Blick aufzufangen, aber Rebus wich ihm aus. Er starrte seine Schuhe an, während Diamond seine Geschichte weiter ausschmückte.
»Chib wusste von den Wohnwagen. Rico ist da immer mit seinen Freundinnen hingefahren. Chib hat das Feuer gelegt - er hätte alles getan, um Fenella rumzukriegen.«
Rebus sah, dass Grays Finger sich in Diamonds Schultern gruben.
»M-mehr weiß ich nicht. Ich wollte mich nicht mit Chib Kelly anlegen, darum bin ich abgehauen.« Diamond verzog das Gesicht vor Schmerzen, als Gray immer fester zudrückte.
»Ist das hier eine Privatparty, oder darf man sich dazugesellen?« Es war die Stimme von Archie Tennant. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte Rebus, als Gray Diamond losließ. Barclay und Sutherland begannen gleichzeitig auf Tennant einzureden.
»Halt, halt... nur einer bitte«,
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