Die Tore Der Finsternis
Schlange
im Baum, DC Hynds. Egal, was er sagt - es lohnt nicht zuzuhören. Kapiert?«
Hynds nickte vage.
» Kapiert ?«, wiederholte Rebus zähnefletschend. Diesmal fiel das Nicken energischer aus. Rebus klopfte Hynds auf die Schulter und setzte sich auf den Stuhl, den er gerade geräumt hatte. »Tag, Cafferty.«
»Lange nicht gesehen.«
»Irgendwie gehen Sie einem auf die Nerven«, sagte Rebus. »Wie die Pickel auf dem Arsch eines Teenagers.«
»Und was sind Sie in diesem Fall: der Arsch oder der Teenager?«, fragte Cafferty. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und ließ die Arme herabhängen. Hynds fiel auf, dass sich die Haltung der beiden Männer beinahe glich.
Rebus schüttelte den Kopf. »Ich bin der Mann mit der Clearasil-Flasche«, sagte er, woraufhin Hynds lächelte. »Sie stecken bis zum Hals in der Sache drin«, fuhr Rebus fort. »Die Indizien dürften locker ausreichen, um Sie vor Gericht zu bringen.«
»Und nach einem halben Tag hätte ich meinen Freispruch«, konterte Cafferty. »Was man hier mit mir treibt, ist pure Schikane.«
»Das ist nicht DS Clarkes Stil.«
»Nein, aber Ihrer. Ich frage mich, wer sie wohl überredet hat, mich herzuschleifen.« Seine Stimme wurde etwas lauter. »Lust auf eine Wette, DC Hynds?«
»Niemand, der einigermaßen klar im Kopf ist, würde mit dem Teufel wetten«, bemerkte Rebus, woraufhin Hynds den Mund wieder zumachte, noch ehe er ihn richtig geöffnet hatte. »Sagen Sie mal, Cafferty, was wird das Wiesel denn jetzt ohne Chauffeur anstellen?«
»Sich einen neuen besorgen, nehme ich an.«
»Donny hat als Rausschmeißer für Sie gearbeitet, stimmt’s? Sehr praktisch, denn so konnte er den Diskobesuchern prima was verkaufen.«
»Keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Sie haben nicht bloß einen Fahrer verloren, oder? Und auch nicht bloß einen Schläger.« Rebus hielt kurz inne. »Sie haben einen Dealer verloren.«
Cafferty lachte trocken. »Ich würde mich gern mal zwanzig Minuten in Ihrem Kopf umsehen, Rebus. Da drin muss es wirklich lustig zugehen.«
»Wo Sie gerade von lustig sprechen«, sagte Rebus, »fällt mir der Titel einer Platte von den Stooges ein: ›Fun House‹ heißt sie.« Cafferty sah zu Hynds, fast so, als erwarte er von ihm die Bestätigung, dass Rebus jetzt völlig übergeschnappt war.
»Da ist nämlich ein Song drauf, dessen Titel Sie äußerst treffend beschreibt«, meinte Rebus.
»Ach ja?« Cafferty zwinkerte Hynds zu. »Und wie lautet er?«
»Er besteht nur aus einem Wort«, erläuterte Rebus. »Dirt - Dreck.«
Cafferty wandte sich langsam dem Mann zu, der ihm gegenüber saß. »Wissen Sie, was mich als Einziges davon abhält, quer über den Tisch zu greifen und Ihnen die Kehle zuzudrücken, so als wär’s ein billiger Plastikstrohhalm?«
»Ich höre.«
»Mein Verdacht, dass Ihnen das Spaß machen würde. Oder irre ich mich da etwa?« Er richtete den Blick wieder auf Hynds. »Was meinen Sie, Davie? Glauben Sie, DI Rebus mag’s im Bett gern auf die harte Tour? Vielleicht spielt seine Schnepfe in Portobello ihm zuliebe die Domina.«
Der Stuhl fiel krachend um, als Rebus aufsprang. Cafferty erhob sich ebenfalls. Rebus’ Arme schnellten nach vorn und packten die schmalen Revers von Caffertys Lederjacke. Cafferty wiederum verkrallte sich mit einer Hand in Rebus’ Hemd. Hynds trat einen Schritt auf die beiden zu, aber er wusste, er würde so wenig ausrichten können wie ein kleiner Junge bei einem Hahnenkampf. Keiner von ihnen bemerkte,
dass die Tür aufging. Siobhan stürzte sich auf die beiden Männer und zerrte sie am Arm.
»Schluss jetzt! Auseinander, oder ich drück den Alarmknopf!«
Aus Caffertys Gesicht schien alles Blut gewichen zu sein. Rebus hingegen hatte einen hochroten Kopf, fast so, als habe zwischen ihnen eine Art Transfusion stattgefunden. Siobhan hätte nicht sagen können, wer zuerst lockerließ, aber es gelang ihr, sie voneinander zu trennen
»Schade, es fing gerade an, Spaß zu machen.« Cafferty wirkte selbstbewusst, seine Stimme klang jedoch zittrig.
»Raus!«, befahl Siobhan. »Sorgen Sie dafür, Davie, dass Mr Cafferty das Gebäude auch wirklich verlässt.«
»Befördern Sie ihn ruhig mit einem Fußtritt vor die Tür«, fauchte Rebus. Siobhan schlug ihm gegen die Brust, schwieg aber, bis Cafferty und Hynds den Raum verlassen hatten.
Dann explodierte sie.
»Was, zum Teufel, ist in Sie gefahren?«
»Schon gut, ich hab ein bisschen überreagiert.«
»Das war mein Verhör. Sie hatten kein Recht,
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