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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hatte sich zu ihr hinuntergebeugt. Sie verfasste gerade einen Bericht über die Verbindung zwischen McCullough und Dempsey, ohne jedoch die nicht genehmigte Observierung am Freitagabend zu erwähnen.
    »Ich muss noch einmal einen Blick in die Ermittlungsergebnisse werfen.«
    »Das geht nicht«, erwiderte sie flüsternd. »Für Gill sind Sie immer noch persona non grata .«
    Er hätte ihr beinahe verraten, dass sich das leicht ändern ließe. Ein Anruf bei Strathern, und der oberste Boss würde Gill mitteilen, dass Rebus wieder an Bord war. Aber dann sah er sich im Büro um. Etliche Augenpaare starrten ihn an, neugierig zu erfahren, weshalb er plötzlich aufgetaucht war und sich so leise mit Siobhan unterhielt. Hawes, Linford, Hood und Silvers. Rebus war sich nicht sicher, ob er ihnen trauen konnte. Hatte Gray nicht bei einer Ermittlung mit Linford zusammengearbeitet? Könnte Hawes erneut Allan Wards Charme erliegen?
    »Stimmt«, flüsterte er. »Ich bin hier wirklich eine Unperson. Und VR 1 steht womöglich noch leer.« Er nickte langsam, in der Hoffnung, dass sie es begriffen hatte, und richtete sich dann auf. »Bis bald«, sagte er, jetzt wieder in normaler Lautstärke.
    »Tschüs«, antwortete sie und sah ihm nach, wie er den Raum verließ.

    Da in Vernehmungsraum 1 immer noch die Tische und Stühle standen, die der Wild Bunch benutzt hatte, fanden vorläufig alle Vernehmungen nebenan in VR 2 statt.
    Jemand klopfte an der Tür und öffnete sie ein wenig. Siobhan schob sich seitwärts herein, einen dicken Pappordner in der Hand. Rebus saß auf einem der Tische und trank einen Kaffee aus dem Automaten.
    »Hat jemand Sie hier reingehen sehen?«
    »Nein. Hat jemand mitbekommen, wie Sie sich mit der Akte aus dem Büro geschlichen haben?«
    »Bestimmt.« Sie zuckte mit den Achseln. »Aber ich glaube nicht, dass mir irgendwer nachgegangen ist.« Sie legte den Ordner neben Rebus ab. »Wonach suchen wir eigentlich?«
    »Haben Sie auch wirklich Zeit dafür?«
    Sie zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor. »Wonach suchen wir?«
    »Verdächtige Verbindungen«, antwortete er.
    »Dempsey und McCullough?«
    Er nickte. »Zum Beispiel. Übrigens habe ich heute Morgen Mist gebaut. Ich habe McCullough verraten, dass ich über ihn und Dempsey Bescheid weiß.«
    »Er war vermutlich nicht gerade begeistert.«
    »Nein. Und es bedeutet, dass die beiden jetzt gewarnt sind. Wir brauchen zusätzliche Munition.«
    »Und Sie glauben, hier drin fündig zu werden?« Sie klopfte auf den Ordner.
    »Ich hoffe es.«
    Sie atmete geräuschvoll aus. »Na, dann ans Werk«, sagte sie. »Wollen wir uns jeder eine Hälfte der Akte vornehmen?«
    Rebus stand kopfschüttelnd auf und setzte sich neben sie. »Wir sind in dieser Sache Partner. Das bedeutet, dass wir Seite für Seite gemeinsam durchlesen, um zu sehen, auf was für Ideen wir kommen.«
    »Ich bin aber nicht gerade eine Schnellleserin.«
    »Umso besser. Ich hab nämlich das dumpfe Gefühl, dass
Sie die Akte bereits in- und auswendig kennen. Das gibt mir die Möglichkeit, alles zweimal durchzulesen, während Sie es einmal tun.«
    Er holte den ersten zusammengehefteten Stapel Papiere aus dem Ordner und legte ihn zwischen ihnen auf den Tisch. Dann fingen sie wie Erstklässler, die sich eine Fibel teilen, mit dem Lesen an.
    Gegen Mittag brummte Rebus der Kopf. Er hatte sechs linierte A4-Blätter mit Kommentaren und Fragen voll geschrieben. Niemand hatte sie bei ihrer Sitzung gestört. Siobhan stand auf und reckte sich. »Wie wär’s mit einer Pause?«
    Er sah auf die Uhr. »In Ordnung. Vierzig Minuten. Können Sie Ihre Tasche von oben holen?«
    Sie unterbrach eine Dehnübung für die Halsmuskeln. »Wieso?«
    Rebus legte eine Hand auf die Akte. »Wir nehmen sie mit«, erwiderte er. »In fünf Minuten auf dem Parkplatz.«
    Er rauchte eine Zigarette, als sie nach draußen kam. Ihre Schultertasche wirkte deutlich schwerer als sonst, und er nickte zufrieden.
    »Sie wollen doch hoffentlich nicht während des Essens weiterarbeiten?«
    »Nein, ich will nur verhindern, dass jemand von unserer Aktion Wind bekommt«, erklärte er.
    »Tja, da es Ihre Idee war...«, sie gab ihm die Schultertasche, »… tragen Sie auch die Verantwortung.«
    Sie gingen in eine Sandwichbar in der Nähe der Meadows, setzten sich auf zwei Hocker am Fenster und verspeisten schweigend ihre Mahlzeit. Später, auf dem Rückweg nach St. Leonard’s, fragte Siobhan, wie sein Sandwich geschmeckt hatte.
    »Gut«, meinte er.
    Sie nickte. »Was

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