Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
her, du Arschloch!«, brüllte Gray. Er hatte beide Fäuste erhoben und tänzelte wie ein kampflustiger Boxer auf der Stelle. Rebus verzog vor Schmerzen das Gesicht. McCullough rappelte sich vom Rücksitz hoch, das Gesicht gerötet, das Haar zerzaust.
    »Er glaubt, wir hätten die Lagerhalle ausgeraubt«, erklärte er seinem Freund.
    »Was?« Grays Blick schnellte zwischen den beiden anderen Männern hin und her. Unvermittelt hörte er auf, den Boxer zu spielen.
    »Mich würde nur interessieren, woher ihr gewusst habt,
welches die richtige Kiste war«, fauchte Rebus, während er sich die Seite rieb.
    »Warum willst du uns die Sache in die Schuhe schieben?«, fragte McCullough vorwurfsvoll. »Oder war das von Anfang an dein Plan?« Er wies mit dem Finger auf Rebus. »Wenn jemand von uns die Drogen hat, dann du .«
    »Ich war zur Tatzeit an der Westküste.« Rebus’ Augen funkelten zornig. »Was ist mit dir, McCullough? Ist Ellen Dempsey dein Alibi? Machst du deshalb mit ihr rum?«
    McCullough gab keine Antwort, tauschte nur einen Blick mit seinem Kumpel. Rebus hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen, weil er den Riesenfehler gemacht hatte, den beiden zu verraten, dass er über Dempsey Bescheid wusste. Aber die Blicke, die sich Gray und McCullough zuwarfen, überraschten ihn. In ihnen lag Angst - Angst, gemischt mit diversen anderen Gefühlen.
    Angst wovor?
    Was verbarg sich dahinter? Rebus glaubte zu erkennen, dass es nichts mit der Lagerhalle zu tun hatte.
    Siobhan?
    » Okay, du weißt also das über Ellen und mich«, sagte Jazz bemüht beiläufig. Er zuckte mit den Achseln. »Und wenn schon. Ich hab meine Frau schon vor Wochen verlassen.«
    »Genau«, fügte Gray feindselig hinzu. Rebus starrte ihn an.
    »Mehr fällt dir nicht ein, Francis? Erzähl mir nicht, dass es dir die Sprache verschlagen hat.«
    »Ich lass lieber meine Taten für mich sprechen.« Gray rieb sich eine Faust mit der Handfläche.
    »Wenn ihr glaubt, dass ich euch das durchgehen lasse!«
    »Was denn?«, blaffte Gray. »Dein Wort steht gegen unseres. Wie Jazz schon sagte: Du hast den Scheißplan ausgeheckt. Und das werden wir garantiert jedem erzählen, der uns mit irgendwelchen blöden Fragen kommt.«
    Rebus musste einsehen, dass seine Beschuldigungen sie
nicht in Angst zu versetzen schienen. In Wut, ja - in Angst, nein. Die Erwähnung von Ellen Dempsey schien sie empfindlicher getroffen zu haben. Er beschloss, sich diese Beobachtung zu merken und später darüber nachzudenken. Abrupt drehte er sich um und ging zu seinem Wagen.
    »Ich seh dich dann drinnen!«, rief Gray ihm nach, und Rebus wusste nicht, ob er in dem Gebäude der Akademie oder in einem der schönen schottischen Gefängnisse Ihrer Majestät meinte. Er lehnte sich gegen den Saab. Grays Hieb schmerzte noch. Er hoffte, dass er nicht ernsthaft verletzt war, und beobachtete, wie ein Auto nach dem anderen die Auffahrt entlangkam. In einigen würden Berufsanfänger sitzen, die ihre ersten vorsichtigen Schritte auf dem Weg zu einer Karriere machten, in anderen erfahrene Polizisten, die ihr Wissen vertiefen und neue Tricks lernen wollten.
    Ich kann da nicht reingehen , sagte sich Rebus. Die Vorstellung, zusammen mit Tennant an dem großen Tisch zu sitzen, Gray und McCullough nicht in die Augen sehen zu können, weiter Theater spielen zu müssen …
    »Scheiß drauf«, sagte er und klemmte sich hinter das Lenkrad seines Wagens. Er würde sich noch nicht einmal krankmelden. Sollten die Leute doch Fragen stellen, Gill Templer anrufen. Er würde darüber nachdenken, wenn es nötig war - falls es nötig war.
    Falls er Lust dazu hatte.
    Im Augenblick ging ihm jener Moment nicht aus dem Kopf, als Gray und McCullough diesen Blick gewechselt hatten - ein Blick, als wären sie dem Abgrund einen Schritt näher gekommen. Einen Schritt näher, als beiden Männern lieb war.
    Deckten sie Ellen Dempsey, oder wurden sie von ihr gedeckt? Eine leise Ahnung beschlich Rebus, doch er würde Unterstützung brauchen, um Beweise zu finden. Hilfe und Riesenglück. Kaum war er losgefahren, sah er Gray im Rückspiegel. Der Mann stand breitbeinig in der Auffahrt,
formte mit der rechten Hand eine Pistole und zielte auf den Saab. Der Unterarm schnellte in die Höhe, als er die imaginäre Kugel abfeuerte und dabei den Mund öffnete.
    Peng.
     
    »Sie glauben nicht, dass Neilson es war, hab ich Recht?«, flüsterte Rebus.
    Siobhan sah ihn direkt an und schüttelte den Kopf. Sie saß an ihrem Schreibtisch, und Rebus

Weitere Kostenlose Bücher