Die Tore Der Finsternis
war denn drauf?«
Er überlegte einen Moment. »Hab ich vergessen.« Er sah sie an. »Und auf Ihrem?«
Als sie mit den Achseln zuckte, musste er lächeln, und sie auch.
Es gab keinen Hinweis darauf, dass in ihrer Abwesenheit jemand in VR 1 gewesen war. Sie hatten sich jeder eine Dose Saft mitgebracht und stellten sie auf den Tisch. Dazwischen legten sie den Ordner und den linierten Block.
»Nur zu meiner Gedächtnisauffrischung«, sagte Siobhan, während sie ihre Dose öffnete. »Wonach suchen wir eigentlich?«
»Nach allem, was bisher übersehen wurde.«
Sie nickte, und sie machten sich wieder an die Arbeit. Eine halbe Stunde später diskutierten sie über das gestohlene Gemälde.
»Es hat eine Bedeutung«, stellte Rebus fest. »Vielleicht nicht für uns, aber für jemand anders. Wann hat Marber es erworben?« Siobhan blätterte die Akte durch, bis sie die betreffende Seite fand.
»Vor fünfeinhalb Jahren.«
Rebus klopfte mit seinem Stift auf die Tischplatte. »Wir haben darüber gesprochen, dass Neilson vielleicht versucht hat, Marber zu erpressen. Was wäre, wenn es eine Zweibahnstraße war?«
»Wie meinen Sie das?«
»Möglicherweise hat Marber auch bei jemand die Daumenschrauben angesetzt.«
»Bei Neilson?«
Rebus schüttelte den Kopf. »Die größere Summe, die er erwartete …«
»Wir haben, was das angeht, nur Lauras Aussage. Marber könnte versucht haben, Eindruck bei ihr zu schinden.«
»Möglich, aber nehmen wir mal an, dass bei ihm wirklich eine größere Zahlung ins Haus stand - oder er es jedenfalls glaubte.«
»Erpresstes Geld?«
Rebus nickte. »Von jemand, den er nicht zu fürchten brauchte...«<
»Gößere Memmen als Edward Marber dürfte es kaum geben.«
Rebus streckte den Zeigefinger in die Höhe. »Genau. Aber vielleicht stand für Marber fest, dass seine Tage hier gezählt waren.«
»Weil er bald sterben würde?« Siobhan runzelte die Stirn, denn sie konnte Rebus’ Gedankengang nicht ganz folgen.
Er schüttelte den Kopf. »Seine Tage hier in der Stadt , Siobhan. Der leere Lagerraum, die transportfertig verpackten Gemälde.«
»Er wollte wegziehen?«
Jetzt nickte Rebus. »Er hatte doch ein Haus in der Toskana. Vielleicht hoffte er, Laura überreden zu können, mit ihm dorthin zu gehen.«
»Dazu wäre sie nie und nimmer bereit gewesen.«
»Das behaupte ich auch gar nicht. Aber wenn er bis über beide Ohren in sie verliebt war, hat das wahrscheinlich sein Urteilsvermögen getrübt. Denken Sie nur an die Aktion mit der Wohnung in der Mayfield Terrace - die kam doch auch aus heiterem Himmel. Könnte doch sein, dass er in Sachen Italien eine ähnliche Überraschung plante.«
Siobhan dachte darüber nach. »Demnach hätte er die Absicht gehabt, einen Teil seiner Gemäldesammlung einzulagern und einen Teil mitzunehmen?« Sie zuckte mit den Achseln. »Und inwiefern bringt uns das jetzt weiter?«
Die Tür wurde geöffnet, und der Kopf von Phyllida Hawes tauchte auf. »Dachte ich’s mir doch, dass ich Stimmen gehört habe.«
»Wir sind mitten in einer Besprechung«, fauchte Siobhan.
»Das mag wohl sein, aber DI Rebus soll sich in DCS Templers Büro melden. Und zwar tuuut-swiet, wie man, glaube ich, in Frankreich sagt.«
Gill Templer räumte gerade ihren Schreibtisch auf, als Rebus eintrat.
»Du wolltest mich sehen?«, sagte er.
»Hab gehört, dass du hier im Gebäude gesichtet wurdest.« Sie zerknüllte ein Blatt Papier und fügte es dem Inhalt ihres bereits überquellenden Papierkorbs hinzu.
»Bist du mit dem Ergebnis im Fall Marber zufrieden?«, fragte er.
»Der Staatsanwalt tendiert dazu, offiziell Anklage zu erheben. Vorher sollen wir noch ein paar offene Fragen klären.« Sie sah ihn an. »Hab gehört, dass du vom Lehrgang desertiert bist.«
Er zuckte mit den Schultern. »Die Sache hat sich erledigt, Gill.«
»Tatsächlich? Sir David hat mir gar nichts davon gesagt.«
»Dann ruf ihn an.«
»Mach ich vielleicht.« Sie schwieg einen Moment. »Hattest du Erfolg?«
Er schüttelte den Kopf. »Kann ich sonst noch was für dich tun, Gill? Bei mir ist eine Menge Arbeit liegen geblieben.«
»Was für Arbeit?«
Er war schon halb zur Tür hinaus. »Nichts Besonderes - ein paar offene Fragen und so.«
Er ging ins Mordbüro und dort zu Phyllida Hawes. Es waren nur ein paar Leute im Raum. Rebus hockte sich hin, sodass sein Kopf auf selber Höhe wie ihrer war.
»Wo haben Sie mich entdeckt?«, fragte er leise.
»Egal wo, nur nicht im VR 1?«, antwortete sie. Er nickte
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