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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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fragte er.
    »Ich wünschte, das hier wär dir erspart geblieben, Allan«, fuhr Rebus unbeirrt fort.
    »Manchmal bist du echt ein fauler Sack, Allan«, knurrte Gray.
    »Irrtum: Ich bin immer ein fauler Sack.« Grinsend hielt er Gray den Spaten hin, und Gray riss ihn ihm aus der Hand.
    »Gib mir das Messer«, sagte Ward. Gray gab es ihm. Rebus schien es, als sei die Klinge blitzblank. Entweder hatte Gray sie an Rebus’ Hemd abgewischt, oder der Regen hatte das Blut abgewaschen. Gray stieß den Spaten in den Boden und drückte ihn mit dem Fuß nach unten.
    Ein paar Sekunden später steckte plötzlich die Messerklinge tief in seinem Hals, quer durch das obere Ende der Wirbelsäule. Gray stieß einen quiekenden Laut aus und hob zitternd eine Hand an den Nacken. Er fuchtelte mit den Armen, um den Griff zu fassen zu bekommen, fiel dann aber auf die Knie.
    Ward hatte sich den Spaten gegriffen und schwenkte ihn in McCulloughs Richtung. »Jetzt hab ich meine Unschuld verloren, was, Jazz?«, brüllte er. »Du mieser Betrüger!« Rebus bemühte sich mit aller Kraft, aufrecht stehen zu bleiben, beobachtete alles in unscharfer Zeitlupe, wurde sich bewusst, dass Allan Ward offenbar in den vergangenen Stunden gegrübelt und diesen Plan ausgeheckt hatte. Der Spaten schnitt eine tiefe Kerbe in McCulloughs Wange, in der sich sofort Blut sammelte. McCullough taumelte rückwärts, stolperte und fiel hin. Gray war auf die Seite gekippt und zitterte wie eine Wespe, die eine volle Ladung Insektenspray abbekommen hat.
    »Allan, um Himmels will...«, rief McCullough gurgelnd, so als sei sein Mund voller Blut.

    »Ihr beide habt mich doch ständig ausgeschlossen«, erklärte Ward mit zittriger Stimme. In seinen Mundwinkeln klebte weißer Schleim. »Das war von Anfang an so.«
    »Wir wollten dich raushalten, um dich zu schützen.«
    »Einen Scheißdreck habt ihr!« Ward holte, direkt über McCullough stehend, zu einem weiteren Schlag mit dem Spaten aus, aber Rebus hatte sich inzwischen zu dem jungen Mann hinübergeschleppt und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Hör auf, Allan. Das reicht jetzt.«
    Ward hielt inne, blinzelte und ließ die Arme sinken. »Ruf den Krankenwagen«, sagte er leise. Rebus nickte. Er hatte das Handy schon in der Hand.
    »Wann hast du dich entschieden?«, fragte er, während er auf die Tasten drückte.
    »Wozu entschieden?«
    »Mich am Leben zu lassen.«
    Ward sah ihn an. »Vor etwa zehn Minuten.«
    Rebus hob das Handy ans Ohr. »Danke«, sagte er.
    Allan Ward ließ sich aufs nasse Gras plumpsen. Rebus hatte große Lust, es ihm gleichzutun.
    Nur eine Minute noch, sagte er sich. Nur eine Minute.

33
    Nach Allan Wards Geständnis war das Kilo Heroin, das Claverhouse - aufgrund eines anonymen Anrufs - in Jazz McCulloughs Wohnung fand, eigentlich überflüssig geworden. Aber das hatte Rebus an dem Morgen nicht wissen können. Zwar würde die Tatsache, dass das Heroin aus dem Lagerhallenraub stammte, Claverhouse wahrscheinlich vor dem Rausschmiss bei der SDEA bewahren, seine Degradierung dürfte allerdings kaum zu vermeiden sein. Rebus war gespannt, wie Claverhouse damit zurechtkommen würde,
Ormiston als Chef zu haben, der so viele Jahre sein Untergebener gewesen war.
    Bei Rebus waren eine Bluttransfusion und sieben Stiche nötig. Während das Blut der anonymen Spender in seine Adern tropfte, hatte er das Gefühl, er müsste ihnen dafür danken, dass sie ihm das Leben wiedergeschenkt hatten.Wer waren die Spender wohl gewesen: Ehebrecher, Außenseiter, Christen, Rassisten? Aber es zählte die Tat, nicht die Person. Wenig später war er wieder auf den Beinen. Es regnete immer noch. Auf dem Weg zum Friedhof meinte der Taxifahrer, es scheine gar nicht mehr aufhören zu wollen.
    »Aber der Regen hat auch sein Gutes«, erklärte er. »Es riecht dann alles so schön sauber, finden Sie nicht?«
    Rebus stimmte ihm zu. Er bat den Fahrer zu warten. Die neuesten Gräber befanden sich nah beim Eingang. Dickie Diamond war schon nicht mehr der letzte Neuzugang. Rebus bedauerte es nicht, die Beerdigung versäumt zu haben. Er hatte keine Blumen für den Diamond Dog dabei, obwohl er einen kleinen Strauß in der Hand hielt. Dickie würde ihm das sicher nicht übel nehmen.
    Weiter hinten auf dem Friedhof lagen die älteren Gräber, einige von ihnen liebevoll gepflegt, andere vergessen. Louise Hodds Mann lebte noch, war aber kein Pfarrer der Church of Scotland mehr. Die Vergewaltigung und der Selbstmord seiner Frau hatten ihn völlig aus der

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