Die Tore Der Finsternis
Wieder strich ihr Finger über die Seite, diesmal von unten nach oben. »Da ist sie.« Ihr Finger deutete erneut auf einen Namen. »Was meinen Sie, wofür MG steht?«
»Vielleicht sind die Taxen in Wahrheit Sportwagen.«
»Aufwachen, Davie. Erinnern Sie sich an das Maklerbüro? Es hieß MGC. Schauen Sie sich die Anfangsbuchstaben von MG Cabs an.«
»Auch MCG«, gab Hynds zu.
»Tja, ich hab mehr zu bieten als ein hübsches Gesicht.«
»Aber der Name ist noch kein Beweis, dass die Firma auch tatsächlich Cafferty gehört.«
»Vielleicht ist es das Einfachste, Mr Cafferty persönlich zu fragen.« Siobhan ging zurück an ihren Schreibtisch und hob den Hörer ab.
»Sind Sie das, Donna?«, fragte sie, als sich am anderen Ende jemand meldete. »Hier spricht DS Clarke. Ich war gestern bei Ihnen. Besteht die Möglichkeit, kurz mit Ihrem Chef zu sprechen?« Sie schaute zu Hynds hoch, der gierig ihren Kaffee anstarrte. »Ach so? Es wäre nett, wenn Sie ihn bitten würden zurückzurufen.« Siobhan gab der Sekretärin ihre Nummer. »Übrigens, Sie wissen nicht zufällig, ob Mr Cafferty eine Firma namens MG Cabs besitzt?« Siobhan schob den Kaffeebecher zu Hynds hinüber und nickte ihm zu. Er lächelte dankbar und nahm ein paar Schlucke. »Das macht überhaupt nichts«, sagte Siobhan und legte auf.
»Wollen Sie mir etwa sagen, dass er das Land verlassen hat?«, fragte Hynds.
»Sie hat keine Ahnung, wo er sich aufhält. Sie musste all seine Termine für heute Vormittag absagen.«
»Sollte uns das interessieren?«
Siobhan zuckte mit den Achseln. »Im Zweifel für den Angeklagten. Wenn er sich in absehbarer Zeit nicht meldet, machen wir uns auf die Suche.«
Derek Linford kam mit einem Blatt Papier in der Hand auf den Tisch zumarschiert.
»Guten Morgen, Derek«, sagte Hynds. Linford ignorierte ihn.
»Ich hab’s«, erklärte er und gab Siobhan das Blatt. Das Maklerbüro hieß Superlative Property Management. Siobhan zeigte Hynds den Namen.
»Können Sie mit den Anfangsbuchstaben etwas anfangen?« Er schüttelte den Kopf, und sie wandte sich wieder Linford zu. »Aus welchem Grund hat Marber dem Makler zweitausend Pfund pro Quartal bezahlt?«
»Das weiß ich noch nicht«, antwortete er. »Ich werde heute mit den Leuten dort reden.«
»Ich bin gespannt, was Sie herausfinden.«
»Keine Sorge, Sie erfahren es als Erste.«
Sein Tonfall ließ sie rot werden. Sie versuchte, ihr Gesicht hinter dem Kaffeebecher zu verbergen.
»Es wäre bestimmt nützlich, sich zu erkundigen, wem Superlative Property gehört«, fügte Hynds hinzu.
Linford funkelte ihn an. »Vielen Dank für den Hinweis, Detective Constable Hynds.«
Hynds zuckte mit den Achseln und wippte einmal kurz auf den Zehen.
»Wir müssen in dieser Angelegenheit zusammenarbeiten«, stellte Siobhan klar. »Wie es aussieht, ist Cafferty womöglich der Besitzer des Taxis, das Marber nach Hause gebracht hat. Außerdem gehört ihm ein Maklerbüro. Das kann purer Zufall sein, aber trotzdem...«
Linford nickte. »Ich schlage vor, wir setzen uns heute Nachmittag zusammen und besprechen, was wir herausgefunden haben.«
Siobhan antwortete mit einem Nicken. Das schien Linford zu genügen, denn er drehte sich um und ging an seinen Schreibtisch zurück.
»Ich fass es nicht, wie charmant er zu mir ist«, sagte Hynds
mit ironischem Unterton. »Wahrscheinlich ist er in mich verknallt.«
Siobhan versuchte, sich ein Grinsen zu verkneifen, aber vergebens. Sie schaute zu Linford hinüber, in der Hoffnung, dass er nichts bemerkt hatte. Aber er starrte sie direkt an und hielt ihren Gesichtsausdruck wohl für ein strahlendes Lächeln, das es zu erwidern galt.
O mein Gott , dachte Siobhan. Wie bin ich da nur reingeschlittert?
»Erinnern Sie sich noch an die Wohnungen, die bei MGC Lettings angeboten wurden?«, fragte sie Hynds. »Die kosteten im Durchschnitt vierhundert im Monat, also zwölfhundert im Quartal.«
»Marber hat viel mehr Miete bezahlt«, sagte Hynds. »Ich wüsste wirklich gern, wofür.«
»Jedenfalls nicht für einen Lagerraum.« Sie schwieg einen Moment. »Wir werden es bald von Derek erfahren.«
» Sie werden es von ihm erfahren«, sagte Hynds, und in seiner Stimme schwang eindeutig Verärgerung mit - vielleicht sogar Eifersucht.
O mein Gott , dachte Siobhan erneut.
»Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?«
Sammy Wallace, der Taxifahrer, saß in einem von St. Leonard’s Vernehmungsräumen. Die Ärmel seines Karohemdes waren hochgekrempelt, und auf den
Weitere Kostenlose Bücher