Die Tore Der Finsternis
beendete das Gespräch und deponierte das Handy auf dem Tisch. Wallace’s Hände lagen ebenfalls auf dem Tisch, die Handflächen nach unten, die Finger gespreizt.
»Nun?«, sagte er.
Siobhan nahm einen Stift und spielte damit herum. »Ich glaube, das wäre vorläufig alles, Mr Wallace. DC Hynds, würden Sie bitte Mr Wallace hinausbegleiten.«
Als Hynds zurückkam, wollte er wissen, was Ellen Dempsey gesagt hatte, also erzählte sie es ihm.
Er lachte schnaubend. »Dabei hatte ich bloß einen Witz machen wollen.«
Sie schüttelte den Kopf. »MGs sind nun mal schnell und schnittig.«
»Mag sein«, entgegnete Hynds, »aber Mr Wallace fährt
einen alten, rostigen Ford. Außerdem bekam er gerade einen Strafzettel, als er vor die Tür trat.«
»Vermutlich war er darüber nicht gerade begeistert.«
Hynds setzte sich. »Nein, vermutlich nicht.« Er beobachtete, wie Siobhan den Stift in den Händen herumdrehte. »Was tun wir jetzt?«
Ein Uniformierter stand in der Tür. »Was auch immer«, beantwortete er die Frage. »In fünf Minuten müssen Sie hier verschwunden sein.« Dann schleppte er vier gestapelte Stahlrohrstühle in das bereits überfüllte Zimmer.
»Was soll das?«, wollte Hynds wissen.
»Ich glaube, uns steht eine Invasion ins Haus«, erklärte Siobhan. Und sie ahnte auch schon, von wem und wieso.
12
Rebus war am Morgen nach Tulliallan gefahren, nur um gleich wieder nach Edinburgh zurückzukehren, dieses Mal in Begleitung von Stu Sutherland und Tam Barclay. Er hatte die Verteilung auf die Wagen aufmerksam verfolgt. Gray wollte zusammen mit zwei anderen den Lexus nehmen, und Allan Ward erklärte sofort, er werde bei ihm mitfahren.
»Fährst du bei mir mit, Jazz?«, hatte Gray gefragt. »Mein Orientierungssinn ist katastrophal.« Dann hatte er Rebus gefragt: »Sind dir Stu und Tam recht?«
»Klar«, hatte Rebus geantwortet und gewünscht, er hätte die Möglichkeit, Grays Wagen zu verwanzen.
Unterwegs redete Barclay, sofern er nicht gerade verkatert gähnte, übers Lottospielen.
»Ich möchte lieber nicht wissen, wie viel ich in den letzten Jahren dafür ausgegeben habe.«
»Immerhin war’s für einen guten Zweck«, meinte Sutherland, während er versuchte, sich mit einem Fingernagel Überreste des Frühstücksspecks aus den Zähnen zu pulen.
»Es ist nur so«, fuhr Barclay fort, »wenn man damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören. Denn du brauchst nur eine Woche auszusetzen, schon kommen deine Zahlen.«
»Du sitzt in der Falle«, stimmte Sutherland zu. Rebus warf einen Blick in den Rückspiegel. Der Lexus war direkt hinter ihm. Keiner in dem Wagen schien zu sprechen. Jazz saß auf dem Beifahrersitz, Ward fläzte sich auf der Rückbank.
»Mehr als acht oder neun Millionen will ich gar nicht«, sagte Barclay. »Ich bin ja nicht geldgierig.«
»Ich kenne jemanden, der über eine Million gewonnen hat«, berichtete Sutherland. »Er hat noch nicht einmal aufgehört zu arbeiten, könnt ihr euch das vorstellen?«
»Das Komische an den Reichen ist«, erklärte Barclay, »dass sie nie Geld haben. Ist immer alles fest angelegt, in Aktienfonds oder so. Da kann einer ein Schloss besitzen, hat aber nicht genug Bares für eine Schachtel Zigaretten.«
Sutherland, der auf dem Rücksitz saß, lachte. »Stimmt genau, Tam«, sagte er.
Rebus dachte darüber nach. Über reiche Leute, die ihr Geld nicht ausgeben konnten, weil es fest angelegt war oder sie sich verdächtig machen würden, wenn sie größere Summen ausgaben.
»Was glaubt ihr, hat der Lexus gekostet?«, fragte Rebus, den Blick erneut auf den Rückspiegel gerichtet. »Könnte es nicht sein, dass Francis auch ein paar Pfund im Lotto gewonnen hat?«
Sutherland drehte den Kopf, um aus dem Heckfenster zu schauen. »Um die dreißigtausend«, sagte er. »Du musst zugeben, das ist bei dem Gehalt eines DI nicht unbedingt exorbitant.«
»Und wie kommt’s dann, dass ich einen vierzehn Jahre alten Saab fahre?«, fragte Rebus.
»Vielleicht gibst du zu viel für anderes aus«, meinte Sutherland.
»Ach ja, richtig«, entgegnete Rebus, »ihr habt es gestern Abend ja mit eigenen Augen gesehen - ich verschwende Unsummen für die Einrichtung meiner schicken Junggesellenbude.«
Sutherland schnaubte und pulte wieder in den Zähnen.
»Schon mal ausgerechnet, was du monatlich für Alkohol und Zigaretten ausgibst?«, fragte Barclay. »Wahrscheinlich könntest du dir davon jedes Jahr einen Lexus kaufen.«
Rebus zog es vor, eine solche Rechnung besser
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