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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Templer war in Siobhans Achtung um einiges gestiegen.
    »Sie kann ein ziemlicher Besen sein, was?«, murmelte Linford. Siobhan antwortete nicht. Sie wollte Linford um einen Gefallen bitten, und ihn zu verärgern, wäre nicht unbedingt hilfreich gewesen.
    »Derek«, begann sie, »da Sie ja auf Teufel komm raus hinter Donny Dow her sind, wäre es nett, wenn Sie Hynds erlauben würden, einen Blick auf Marbers Finanzen zu werfen. Ich weiß, dass Sie die Unterlagen schon durchgearbeitet haben, aber der arme Kollege bekäme auf diese Weise was zu tun.«
    Sie stand da, die Hände hinter dem Rücken, in der Hoffnung, nicht allzu anbiedernd zu wirken.
    Linford schaute zu dem einsamen Hynds hinüber. »Nur zu«, sagte er und holte die betreffende Akte aus dem Karton neben seinem Schreibtisch.
    »Danke«, gurrte Siobhan und hüpfte zurück zu ihrem Tisch.
    »Bitte schön«, sagte sie zu Hynds, nun wieder mit normaler Stimme.
    »Was ist das?«, fragte Hynds, den Blick auf den Ordner gerichtet, ohne ihn jedoch anzufassen.

    »Marbers Geldangelegenheiten. Laura Stafford meinte, er hätte eine größere Geldsumme erwartet. Ich will wissen, warum, wann und wie viel.«
    »Und diese Unterlagen werden mir das verraten?«
    Siobhan schüttelte den Kopf. »Aber vielleicht sein Steuerberater. Hier drin finden Sie seinen Namen und seine Telefonnummer.« Sie klopfte auf die Akte. »Wirklich nett von mir, was?«
    »Wer war der fies aussehende Typ, mit dem Sie vorhin gesprochen haben?« Hynds deutete mit dem Kopf in die Richtung von Linfords Tisch.
    »Detective Inspector Francis Gray. Er gehört zur Tulliallan-Gang.«
    »Ein ziemlicher Schrank.«
    »Auch ein Schrank kann umfallen, und zwar mit großem Getöse.«
    »Falls der Kerl je Anstalten macht umzufallen, können wir nur hoffen, dass wir nicht in der Nähe sind.« Er starrte die Akte an. »Soll ich den Steuerberater sonst noch was fragen?«
    »Ja, ob er uns irgendetwas verheimlicht hat oder sein Kunde ihm .«
    »Wertvolle Gemälde? Bündelweise Bargeld?«
    »Zum Beispiel.« Sie legte eine Pause ein. »Glauben Sie, dass Sie das allein hinkriegen, Davie?«
    Hynds nickte. »Kein Problem, DS Clarke. Und was werden Sie tun, während ich mich abrackere?«
    »Einen Freund besuchen.« Sie lächelte. »Aber seien Sie unbesorgt, es ist rein dienstlich.«
     
    Die Lothian and Borders Police Headquarters an der Fettes Avenue wurden von den meisten Polizisten der Stadt »The Big House« genannt oder »Fenster zum Hof«, was jedoch keine Anspielung auf den Hitchcock-Film war, sondern auf den peinlichen Vorfall, als jemand durch ein offenes Fenster
im Erdgeschoss eingestiegen und vertrauliche Unterlagen gestohlen hatte.
    Die Fettes Avenue befand sich im Stadtteil Comely Bank und endete an der Zufahrt zum Fettes College - der Schule, die Tony Blair besucht hatte. Die Hautevolee schickte ihre Kinder nach Fettes und ließ sich das einiges kosten. Siobhan hatte bisher noch keinen Kollegen kennen gelernt, der dort die Schulbank gedrückt hatte, allerdings kannte sie welche, die auf einer der anderen teuren Privatschulen Edinburghs gewesen waren. Eric Bain beispielsweise hatte zwei Jahre in Stewart’s Melville verbracht - Jahre, die er schlicht als »übel« bezeichnete.
    »Wieso übel?«
    »Ich war übergewichtig, Brillenträger und Jazzfan.«
    »Alles klar.«
    Siobhan wollte gerade vom Flur in ein Zimmer abbiegen, als Bain sie zurückhielt. Sie hatte sich gerade im Geist selbst gelobt, weil sie sich seit ihrer Zeit bei der Scottish Crime Squad noch mit dem Grundriss des Gebäudes auskannte.
    »Die sind umgezogen«, sagte Bain.
    »Wann?«
    »Als die SCS der SDEA unterstellt wurde.«
    Er führte sie zwei Türen weiter in ein großes Büro. »So residiert die Drug Enforcement Agency. Ich sitze normalerweise in einem Wandschrank eine Etage höher.«
    »Und warum bist du hier?«
    Bain nahm hinter einem Schreibtisch Platz. Siobhan holte sich einen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber.
    »Weil mir die SDEA, solange sie mich braucht, ein Fenster und eine Aussicht spendiert.« Er drehte sich samt Stuhl herum und schaute nach draußen. Auf dem Tisch stand ein Notebook, und daneben lag ein Stapel Papiere. Auf dem Boden türmten sich kleine schwarze und silberne Kästen - irgendwelche Peripheriegeräte. Die meisten sahen selbstgebastelt aus, und Siobhan hätte gewettet, dass Bain sie eigenhändig
zusammengebaut und vielleicht sogar konstruiert hatte. Irgendwo in einem Paralleluniversum saß ein Milliardär namens Eric

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