Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
den Taschen. Es brauchte mehr als einen Anruf von Cafferty, um ihn aus der Fassung zu bringen.
    »Cafferty!«, rief Claverhouse. »Hier in diesem Zimmer!«
    »Vielleicht hättest du guten Tag sagen sollen«, schlug Orminston leise grummelnd vor.
    »Mir ist, als wäre das Zimmer von dem Scheißkerl verseucht!«, fluchte Claverhouse, aber seine Schritte wurden langsamer. »Wieso interessieren Sie sich eigentlich für ihn?«, erkundigte er sich endlich.
    »Er war Kunde von Edward Marber«, erklärte Siobhan. »An dem Abend, an dem Marber umgebracht wurde, befand er sich in dessen Galerie.«
    »Dann ist ja klar, wer’s war«, verkündete Claverhouse. »Der Fall ist gelöst.«
    »Eine Art Beweis wäre allerdings nicht schlecht«, meinte Siobhan.

    »Haben Sie deswegen Bains um Hilfe gebeten?«, fragte Orminston.
    »Ich wollte herausfinden, ob es eine Verbindung zwischen Cafferty und der Sauna Paradiso gibt«, verriet sie.
    »Wieso?«
    »Weil der Verstorbene womöglich im Paradiso gewesen ist.« Sie wollte sich nicht in die Karten schauen lassen, nicht zu viel preisgeben. Das lag nicht nur an ihrer Freundschaft mit Rebus; auch Polizisten derselben Abteilung misstrauten einander häufig, waren nicht willens, den Wert von Informationen zu mindern, indem sie sie in Umlauf brachten.
    »Also Erpressung«, stellte Claverhouse fest. »Da haben Sie das Motiv.«
    »Ich weiß nicht«, erklärte Siobhan. »Einem Gerücht zufolge soll Marber seine Kunden betrogen haben.«
    »Bingo!«, sagte Claverhouse und schnippte mit den Fingern. »Egal, was für einen Rahmen man an die Wand hängt - Cafferty passt immer rein.«
    »Ein interessanter Vergleich unter den gegebenen Umständen.«
    Siobhan überlegte. »Mit wem würde Cafferty keinen Ärger haben wollen?«, fragte sie.
    »Außer uns, meinen Sie?«, sagte Orminston mit dem Anflug eines Lächelns. Er war eine Zeit lang mit einem buschigen schwarzen Schnurrbart herumgelaufen, den er aber inzwischen abrasiert hatte. Siobhan fand, dass er dadurch jünger wirkte.
    »Außer euch, Ormie«, erwiderte sie.
    »Wieso?«, fragte Claverhouse. »Was hat er gesagt?« Er hatte aufgehört herumzulaufen und stand jetzt breitbeinig mitten im Raum, die Arme verschränkt, aber noch genauso angespannt wie zuvor.
    »Er hat eine vage Bemerkung über Leute gemacht, mit denen er sich nicht anlegen will.«
    »Vielleicht hat er Sie verarscht«, meinte Orminston.

    Bain kratzte sich die Nase. »Treibt jemand, den wir nicht kennen, in der Stadt sein Unwesen?«
    Claverhouse schüttelte den Kopf. »Cafferty hat Edinburgh fest im Griff.«
    Siobhan hörte nur mit einem Ohr zu. Sie fragte sich, ob Ellen Dempsey womöglich Freunde außerhalb von Edinburgh besaß… ob es lohnen könnte nachzuforschen, wem MG Cabs gehörte. Wenn Dempsey nicht für Cafferty den Strohmann spielte, dann vielleicht für jemand anderen, für jemanden, der Cafferty die Macht über die Stadt streitig machen wollte.
    Eine kleine Warnglocke ertönte in ihrem Kopf, denn falls diese Annahme zutraf, hätte Cafferty dann nicht guten Grund, Dempsey etwas anzuhängen? Ellen hat Freunde, Siobhan... solche, mit denen man sich nicht gern anlegt. Seine Stimme war leiser geworden, ein einschmeichelndes, vertrauliches Murmeln. Er hatte ihr Interesse wecken wollen. Sie bezweifelte, dass er so etwas ohne Hintergedanken tat.
    Versuchte Cafferty, sie für seine Zwecke einzuspannen?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden: indem sie sich näher mit MG Cabs und Ellen Dempsey beschäftigte.
    Als sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch der anderen zuwandte, sagte Orminston gerade, dass Claverhouse und er sich für ein Stündchen aufs Ohr hauen würden.
    »Nächtliche Observation?«, erkundigte sich Bain.
    Orminston nickte, aber als Bain Einzelheiten wissen wollte, tippte er sich gegen die Nase.
    »Streng geheim«, bestätigte Claverhouse. Seine Augen waren dabei auf Siobhan gerichtet. Es kam ihr so vor, als ahne er - oder wisse sogar - dass sie ihm nicht die ganze Wahrheit über sich und Cafferty erzählt hatte. Sie dachte an die Zeit als Mitglied der Crime Squad in Fettes zurück. Claverhouse hatte sie »die Kleine« genannt, aber das schien eine
Ewigkeit her zu sein. Selbstbewusst erwiderte sie seinen Blick. Als Claverhouse als Erster blinzelte, empfand sie das fast wie einen Sieg.

15
    »Und Sie haben ihn seitdem nicht mehr gesehen?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. Sie saß in ihrer Wohnung im fünften Stock von The Fort, einem Hochhaus am Rand von Leith.

Weitere Kostenlose Bücher