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Die Tore Der Finsternis

Titel: Die Tore Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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handschriftlich hinzugefügt: »Anonymer Hinweis, stammte wahrscheinlich von der nahe gelegenen Sauna.«
    »Wo geblasen wird, wird auch gern mal verpfiffen«, lautete Derek Linfords Kommentar.
    Wesentlich mehr Freude bereitete ihm Donny Dow, der mit zehn Jahren erstmals wegen einer Schlägerei aufgefallen
war. Verhaftungen wegen Vandalismus und Trunkenheit. Dann hatte Donny eine gesunde sportliche Betätigung für sich entdeckt: Kickboxen. Trotzdem hatte er weiterhin Ärger mit der Polizei gehabt: ein - eingestelltes - Verfahren wegen Einbruch, etliche Tätlichkeiten, einmal Drogenbesitz.
    »Was für Drogen?«
    »Cannabis und Speed.«
    »Ein vollgedröhnter Kickboxer, der weich in der Birne ist? Das stelle ich mir lieber nicht vor.«
    »Er hat eine Zeit lang als Rausschmeißer gearbeitet.« Linford deutete auf die entsprechende Zeile des Berichts. »Sein Arbeitgeber hat sich in einem Brief für ihn verwendet.« Er blätterte um. Die Unterschrift am Ende des Briefs lautete Morris G. Cafferty.
    »Cafferty hat früher einen Sicherheitsdienst hier in der Stadt betrieben«, fügte Linford hinzu. »Vor ein paar Jahren hat er die Firma verkauft.« Er sah Siobhan an. »Sind Sie immer noch überzeugt, dass er unseren Kunsthändler nicht vermöbelt hat?«
    »Mir kommen leichte Zweifel«, gestand Siobhan ein.
    Sie ging zurück zu ihrem Schreibtisch. Davie hatte seinen Stuhl daneben geschoben und klopfte mit einem Stift gegen seine Zähne.
    »Nichts zu tun?«, fragte Siobhan.
    »Ich fühl mich wie der überzählige Single bei einer Orgie.« Er schwieg eine Weile. »Entschuldigung... kein besonders gelungener Vergleich.«
    Siobhan überlegte einen Moment. »Warten Sie hier«, sagte sie und drehte sich um, weil sie wieder zu Linford gehen wollte. Sie beobachtete, wie er gerade einem ihr unbekannten Mann die Hand gab. Linford nickte, so als würden sich die beiden flüchtig kennen. Siobhan ging stirnrunzelnd hinüber.
    »Hallo«, sagte sie. Der Mann hielt ein Schriftstück aus Donnys Akte in der Hand und las es. »DS Siobhan Clarke. Ich arbeite hier.«

    »Francis Gray«, sagte der Mann. »Detective Inspector.« Als er ihre Hand schüttelte, verschwand sie fast in seiner Pranke. Er war groß und breitschultrig, mit dickem Hals und kurz geschnittenem graumeliertem Haar.
    »Kennen Sie beide sich?«, wollte sie wissen.
    »Wir haben uns einmal getroffen … vor einer Weile in Fettes, stimmt’s?«, sagte Gray.
    »Stimmt«, bestätigte Linford. »Wir haben einander ein paar Mal telefonisch mit Informationen ausgeholfen.«
    »Ich war bloß neugierig, wie die Ermittlungen laufen«, fügte Gray hinzu.
    »Gut«, sagte Siobhan. »Gehören Sie zur Tulliallan-Crew?«
    »Die Strafe für meine Sünden.« Gray legte das Blatt Papier beiseite und nahm sich ein anderes. »Sieht so aus, als hätte Derek womöglich euren Fall gelöst.«
    »Ja, er ist ein wandelndes Lösungsmittel«, sagte Siobhan und verschränkte die Arme. Gray lachte, und Linford stimmte mit ein.
    »Siobhan ist ein bisschen unser ungläubiger Thomas«, erklärte er.
    Gray sah sie erstaunt an. »Mittel, Motiv, Gelegenheit. Zwei der drei Kriterien scheinen doch erfüllt zu sein. Zumindest solltet ihr den Verdächtigen verhören.«
    »Vielen Dank, DI Gray, vielleicht werden wir Ihren Rat befolgen.« Die Worte kamen aus Richtung der Tür: Gill Templer hatte den Raum betreten. Gray ließ das Blatt Papier fallen. Es segelte auf den Tisch. »Dürfte ich erfahren, was Sie hier tun?«
    »Nichts, Madam. Ich hab bloß einen kleinen Spaziergang gemacht. Wir müssen jede Stunde zehn Minuten Pause einlegen, sonst droht Erstickungsgefahr.«
    »Sie werden rasch feststellen, dass es in diesem Gebäude viele Flure gibt. Und draußen vor der Tür wartet eine ganze Stadt auf Sie. Das hier hingegen ist die Zentrale einer Mordermittlung. Und wenn wir etwas überhaupt nicht gebrauchen
können, dann sind das unnötige Störungen.« Sie hielt einen Moment inne. »Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
    »Absolut, Madam.« Er warf Siobhan und Derek einen Blick zu. »Tut mir Leid, dass ich Sie von Ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit abgehalten habe.« Er zwinkerte noch einmal und ging. Templer folgte ihm mit dem Blick. Dann begab sie sich wortlos, aber mit einem Blitzen in den Augen, zurück in ihr Büro.
    Siobhan hätte am liebsten laut gejubelt. Sie war selbst kurz davor gewesen, sich mit Gray anzulegen, aber sie bezweifelte, dass ihr ein ähnlich vernichtender Treffer gelungen wäre. DCS Gill

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